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Karneval im Bremer Bürgeramt

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Von: Thomas Kuzaj

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Es ist nicht gar nicht so einfach, hier einen Termin zu bekommen: Bürger-Service-Center Mitte, Pelzerstraße (Innenstadt).
Es ist nicht gar nicht so einfach, hier einen Termin zu bekommen: Bürger-Service-Center Mitte, Pelzerstraße (Innenstadt). © Kuzaj

Brauchen Sie einen neuen Ausweis? Seien Sie froh, wenn Sie nicht in Bremen leben! Eine Glosse von Thomas Kuzaj.

Am Aschermittwoch ist alles vorbei? Nicht in Bremen! Hier bleibt man weiter fröhlich – und die vielleicht größten Spaßmacher sitzen im Bürgeramt. Von dort jedenfalls werden lustige Briefe verschickt. „Haben Sie in letzter Zeit einen Blick auf Ihren Personalausweis geworfen?“ Mit dieser Frage beginnt das kultig-karnevaleske Schreiben, das jetzt im Briefkasten lag. Der Ausweis nämlich laufe in absehbarer Zeit ab, nun gelte es, sich – die folgenden beiden Worte stehen in pappnasenroten Buchstaben da – „unbedingt rechtzeitig“ um einen Termin zu kümmern, um einen neuen Ausweis zu beantragen.

Der Gag ist, dass wir genau das gemacht haben. Und zwar seit Anfang Januar. Doch ein Termin ist einfach nicht zu bekommen. „Keine Terminvorschläge verfügbar“, heißt es bei der Bremer Online-Terminvergabe (!) wieder und wieder. Per Telefon gab es auch kein Weiterkommen, aber immerhin die Auskunft, es online einmal in den Morgenstunden zu probieren, dann würden immer mal wieder freie Termine eingestellt. Es ist uns aber trotz großer Mühen und noch größerer Geduld nicht gelungen, einen dieser Morgentermine zu ergattern.

Dabei brauchen wir davon sogar zwei, da ein Ausweis, auf den wir in letzter Zeit durchaus einmal einen Blick geworfen haben, eben alsbald abläuft. Zudem benötigt unser Sohn einen Ausweis, weil eine Klassenfahrt mit Auslandsaufenthalt ansteht. Er wird dort nun wohl illegal einreisen müssen. Und wir? Werden wir noch eine entfernte Ähnlichkeit mit der Person auf dem biometrischen Passfoto haben, wenn der Bremer Bürgerservice dereinst wieder Termine frei hat? Werden wir dann überhaupt noch einen Ausweis brauchen? Oder werden wir ins Bremer Umland auswandern, wo – wie zu hören ist – Ämter auch mal Zeit für Bürger haben?

Behörde kündigt zusätzliche Terminbuchungsmöglichkeiten an...

Vielleicht aber fehlt uns auch einfach nur der richtige Humor für die karnevaleske Seite des Bremer Bürgeramts. Und ganz im Ernst: dem Vernehmen nach mangelt es dem Bürgerservice an Mitarbeitern. Warum aber werden dann noch welche damit beschäftigt, lustige Briefe zu verschicken? Und wann ist mit den angekündigten zusätzlichen Mitarbeitern zu rechnen?

Fragen wie diese nimmt die zuständige Bremer Innenbehörde nur schriftlich entgegen. „Wegen unserer Steuerungswege“, wie es auf Nachfrage heißt. Klingt ein bisschen nach Polonaise. Nun, immerhin geht‘s ohne Termin und Narrenkappe. In der Antwort wird auf einen Rückstau durch die Corona-Pandemie verwiesen, der abzuarbeiten sei. Eben wegen der angespannten Terminlage sei es wichtig, sich rechtzeitig um einen Termin zu bemühen. Vor den Osterferien würden zusätzliche Terminbuchungsmöglichkeiten geschaffen. Für das bereits verstärkte Bürgeramt sollen weitere zwölf Stellen ausgeschrieben werden. Soweit das Ressort.

Im lustigen Brief vom Bürgeramt wird potenziellen Besuchern übrigens am Schluss dafür gedankt, dass sie „Abstand halten“. Ach, nicht der Rede wert! Gerade ohne Termin können wir ganz wunderbar Abstand halten. Helau!

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