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Handel, Handwerk, Kunden: Das fordern Experten für die Bremer Innenstadt

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Von: Fabian Raddatz

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Das Aktionsbündnis Innenstadt hat ein neues Programm vorgestellt. Es geht um die Frage, was es braucht, um die Zukunft der Bremer City zu sichern.

Bremen – Was braucht es, um die Bremer City fit für die Zukunft zu machen? Das Aktionsbündnis Innenstadt – das Vertreter aus Wirtschaft, Investoren sowie Arbeitnehmer und Architekten vereint – hat nun ein Papier vorgelegt, in dem festgehalten wurde, was es ihrer Meinung nach für eine „zukunftsträchtige und innovative Bremer Innenstadt“ braucht.

Die City der Hansestadt stehe dabei aktuell vor „enormen Herausforderungen“, so die Experten. Sie müsse sich wandeln und sich neu positionieren. So hätte der Senat der Hansestadt seit dem Innenstadt-Gipfel am 15. Juli 2020 bereits einige Maßnahmen auf den Weg gebracht, von denen einige Einzelaktionen – wie etwa der Concept-Store-Wettbewerb und die Lichtkunst zu Weihnachten – auch zu begrüßen seien.

Das fordern Experten für die Bremer Innenstadt: Handel, Handwerk, Kunden

„Jedoch fehlen wirkliche städtebauliche und immobilienwirtschaftliche Leuchtturmprojekte mit Signalwirkung“, stellt das Aktionsbündnis Innenstadt fest. Der Senat müsse daher diese Rahmenbedingungen schaffen, „sowie einen ganzheitlichen, ressortübergreifenden Masterplan für die Innenstadt anstoßen und zügig vorantreiben.“

Ein wichtiger Bestandteil demnach: die Aufenthaltsqualität und Verweildauer erhöhen, über einen „attraktiven Geschäftsbesatz“ und ein „neues Storytelling“ mehr Leben, mehr Besucher, mehr Arbeit, mehr Umsatz und mehr Wertschöpfung in die Bremer City zu lotsen. Die Stadt müsse als selbstbewusste „Metropole im Nordwesten Deutschlands“ auftreten.

Handel, Handwerk, Kunden: Das fordern Experten für die Bremer Innenstadt
Die Obernstraße ist die Haupteinkaufsstraße in Bremen. © Sina Schuldt/dpa

Dazu gehöre nach Ansicht der Experten auch „mutige Architektur“. Einzelhandel allein könne die Innenstadt nicht mehr mit Leben füllen, auch wenn diese nach wie vor ein wichtiger Anker bleibe. Es müsse nun ein Konzept für Nutzungsmischungen her: Themen wie die moderne Gestaltung von Arbeitswelten, Nahversorgung, Gastronomie und Tourismus, Kultur, Sport und Freizeit, Schule und Wissenschaft, Mobilität, Bürger-Services sowie Wohnungsbau müssten ineinander greifen.

Laut Aktionsprogramm: So können junge Menschen in die Bremer Innenstadt gelockt werden

So könnten auch wieder mehr junge Menschen in die Innenstadt gelockt werden. Mit einem Teil-Umzug der Universität wurde bereits ein Schritt in diese Richtung gegangen. Um Bremen aber als „Stadt der Wissenschaft“ zu festigen, müssen weiter Ansiedlungen vorgenommen werden: zu einem City-Campus wäre demnach auch eine Art Hörsaalzentrum denkbar.

Es sei zudem lohnenswert, zu prüfen, ob auch eine Berufsschule in der Innenstadt angesiedelt werden könne. Das würde „die Frequenz insbesonderer junger Menschen erhöhen“, heißt es in dem Punkteplan zur Innenstadt-Entwicklung.

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Um mehr Menschen in die City zu bekommen, müsse diese auch als Wohnort wiederentdeckt werden. „Entsprechende Rahmenbedingungen und Investitionen sind voranzutreiben“, fordert das Aktionsbündnis. Mit mehr Bewohnern und deren Kaufkraft würden sich neue Impulse für Beschäftigung im Einzelhandel ergeben, so der Tenor.

Aktionsbündnis Innenstadt: Kreativem Handwerk Raum lassen

„Eine zweite öffentliche Ankernutzung könnte eine moderne und kundenfreundliche Zusammenfassung sämtlicher Bürger-Services an einem neuen zentralen Ort in der Innenstadt sein“, schreibt das Bündnis. So könnten Dienstleistungen wie ein zentraler Servicepunkt der öffentlichen Verwaltung, Kinderbetreuung, öffentliche Toilette, Paketstation, Schließfächer sowie Radstationen mit Reparaturservice gebündelt werden.

So soll es werden, das neue Essighaus an der Langenstraße in der Bremer Innenstadt.
So soll es werden, das neue Essighaus an der Langenstraße in der Bremer Innenstadt. © Jacobs

Nach Ansicht der Experten sei es auch wichtig, dass Bremen kreativem Handwerk genug Entfaltungsraum lässt. „Ob Lifestyle-Objekte, Bekleidung, Möbel, Schmuck (Gold- und Silberschmiede), Keramik, Glas oder andere kleinteilige Handwerksgewerbe – Manufakturen in der Stadt produzieren hochwertige, designorientierte Produkte, die teilweise auch in gläsernen Werkstätten hergestellt werden.“

Hinzu käme ein weiterer Vorteil: „Gerade in den Städten leben jene, die diese Produkte begehren und wertschätzen.“

Aktionsplan zur Zukunft der Bremer Innenstadt vorgestellt: Von Glocke bis Wallanlagen

Weitere Eckpunkte laut Aktionsbündnis, um die Nutzungs- und Angebotsvielfalt in der Bremer Innenstadt sicherzustellen:

Aktionsplan für die Bremer Innenstadt: Sauberkeit und Sicherheit als wichtige Pfeiler

„Das Sauberkeitsbild der Bremer Innenstadt hat sich in der letzten Zeit verschlechtert“, stellt das Aktionsbündnis fest. Es fehle ein ambitioniertes und wahrnehmbares Aufbruchsignal für mehr Sauberkeit und öffentliche Ordnung. „Der öffentliche Raum muss zum angstfreien und gepflegten Raum werden, der zum Besuch und Verweilen einlädt“, findet der Expertenrat – und fordert:

Um die Aufenthalts- und Erlebnisqualität zu erhöhen, müssen nach Ansicht der Vertreter Verweil- und Erlebniszonen geschaffen werden, Veranstaltungen und Kulturevents sollen demnach dazu beitragen, den öffentlichen Raum zu beleben und Besucher überhaupt anzulocken.

Autofreie Innenstadt? Bremer Innenstadt muss laut Experten gut erreichbar sein

Neben der Sauberkeit und Sicherheit ist auch die Erreichbarkeit der City ein großes Thema. „Eine Metropole braucht eine effiziente Erreichbarkeit und Bremen muss sich mit anderen Metropolen messen lassen können, auch um Investitionen zu sichern“, heißt es in dem Plan. Das Bündnis nennt öffentliche Bühnen bis hin zu Stadtmobiliar und Service-Stationen als Beispiele.

Es müsse ein „modernes, verkehrsträgerübergreifendes Mobilitätskonzept“ her. Der ÖPNV müsse ebenso wie der Rad- und Fußverkehr eine wichtige Rolle spielen. Wie das gelingen kann, listet der Zusammenschluss aus Wirtschafts- und Architekturverbänden auf:

Der Aktionsplan betont zudem die Wichtigkeit, die „autofreie Innenstadt“ durch eine „fußgängerfreundliche und autoarme Innenstadt“ zu ersetzen. „Das Thema ‚autofreie Innenstadt‘ verunsichert Kunden; es verschlechtert die Rahmenbedingungen für dringend notwendige Investitionen und beschädigt derzeit den regionalen und überregionalen Ruf des Dienstleistungsstandortes Innenstadt Bremen“, so das Bündnis.

Leerstände und Billigläden prägen Teile der Bremer Innenstadt – wie hier an der Hutfilterstraße.
Leerstände und Billigläden prägen Teile der Bremer Innenstadt – wie hier an der Hutfilterstraße. © Kuzaj

Deswegen findet sich in dem Papier auch das Thema „Parken und Parkhäuser“ wieder. Neben der geforderten Zunahme der Elektromobilität gehöre hierzu auch eine stärkere Ausstattung der City und ihrer Parkhäuser mit E-Ladesäulen. Die FDP hatte zudem kostenloses Parken in der Innenstadt gefordert.

Auch seien die Parkhausstandorte in Bremen grundsätzlich zu erhalten, „solange keine tragfähigen Alternativen bestehen“. Auch bei einem eventuellen Abriss des Parkhauses Mitte würde das heißen, parallel alternative Stellplatzangebote in ausreichender Anzahl an gut erreichbaren Standorten bereitzustellen.

Aktionsplan endet mit Appell: Das erwarten die Experten vom Senat

Das Papier endet mit einem Appell an die Politik: „Bremen steht für ‚wagen und winnen‘. Die Innenstadt muss das widerspiegeln. Deshalb erwarten wir vom Senat und den beteiligten Behörden die zügige Umsetzung einer integrierten Planung für die Bremer City, die die Belange der Innenstadt-Akteure und Beschäftigten berücksichtigt.“

Und weiter: „Wir, die Vertreter des Aktionsbündnisses Bremer Innenstadt, sind überzeugt, dass die zügige Umsetzung der zuvor genannten Maßnahmen kurzfristig positive Effekte, Anreize und Entwicklungsimpulse auslöst, von denen unsere Stadt und unsere Stadtgesellschaft profitieren werden.“

 

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