Gesund durch die Schwangerschaft: App „tuuli“ aus Bremen hilft Müttern

Eine App aus Bremen hilft (werdenden) Müttern und gibt Tipps zur Ernährung. Der Name: „tuuli“.
Bremen – Eine echte Marktlücke: Während ihrer Schwangerschaft suchte Julija Storz, heute 38, nach einer App für Beratung in Sachen Ernährung für werdende Mütter. Fehlanzeige! Um schwangeren Frauen Expertenwissen in verständlicher Form anzubieten, hat sie daher die App „tuuli“ ins Leben gerufen – ein Gesundheitscoach für (werdende) Mütter.
Der Aufbau des Start-ups „tuuli“ wird aktuell mit einem Stipendium des Netzwerks für Gründungen aus wissenschaftlichen Kontexten, „Exist“, gefördert. Im Rahmen dessen wird das Team von Prof. Dr. Rainer Malaka von der Uni Bremen begleitet, der seinen Forschungsschwerpunkt im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) hat. Zudem gibt es weitere Unterstützung aus den Bereichen Frauengesundheit und Psychologie, so Storz. Beim Wettbewerb „Campus 2022“ für Ideen aus der Bremer Hochschullandschaft landete „tuuli“ auf Platz Eins im Bereich „Geschäftskonzepte“.
Hilfe per App: Vom Kinderwunsch bis zur Geburt
Die App soll Frauen ab dem Kinderwunsch über die Schwangerschaft bis zu der Zeit nach der Geburt ein individuell zugeschnittenes Coaching in den Bereichen Ernährung, Bewegung und Achtsamkeit anbieten. Die Quellen des Wissens sollen dabei klar genannt werden. Verwendet werden aktuelle Studien und Modelle aus der Verhaltenspsychologie, sagt Storz.
Eine erste Version der App wird bereits von 40 Frauen getestet. Sie erhalten ein Coaching zum Thema Eisen-Optimierung. „Eisenmangel kann eine Blutarmut verursachen. Und diese wiederum erhöht das Risiko für eine Wochenbettdepression“, erklärt die 38-Jährige. Eisen kann man etwa mit Hülsenfrüchten, Ölsamen und Rucola zu sich nehmen, weiß die Gründerin. Ein weiterer Tipp: Vitamin C verstärkt die Aufnahme von Eisen. Es sei nicht zu empfehlen, Eisen durchgehend ergänzend als Mittel einzunehmen. Generell sollten Nahrungsergänzungsmittel nur mit ärztlicher Rücksprache eingenommen werden, so die junge Mutter. Auch zum Thema Bewegung und die Auswirkungen verschiedener Sportarten berät die App. Es werden weiterhin Schwangere und junge Mütter gesucht, die die App ausprobieren wollen.
App für Schwangere: Direkte Antworten
Aktuell führt ein Chatbot, eine virtuelle Gesprächspartnerin, die Nutzerin. Bis zum Sommer soll dieser eine Gesundheitscoachin werden, die alle wichtigen Fragen von Schwangeren und jungen Müttern wissenschaftsbasiert und direkt beantwortet. Die 38-Jährige will zudem drei weitere Coachings zu anderen Themenbereichen einarbeiten. In der Zukunft soll die App immer weiter ausgebaut werden.
Noch richtet sich die Anwendung an Schwangere und Frauen bis sechs Monate nach der Geburt und umfasst damit einen Zeitraum, in dem der Stoffwechsel entscheidend geprägt wird. In weiterer Zukunft soll die „tuuli“-App bereits beim Kinderwunsch ansetzen. Für denkbar hält Storz die Integration von Daten aus der Blutanalyse.
Nächste Ziele für den Sommer: ein Ernährungstagebuch sowie die Auswertung weiterer individuelle Daten mit Hilfe einer KI. Den Frauen werden basierend darauf auf sie zugeschnittene Gesundheitsziele mit dem entsprechenden Coaching angeboten.
„Während des Stillens stellt sich der Körper der Frau auf das Kind ein“, sagt Storz. „Das Kind holt sich, was es braucht. Schwangerschaft und Stillzeit stellen eine Höchstleistung dar.“ Regeneration sei wichtig, es könne auch nach der Geburt zu Eisenmangel kommen. „Deswegen setzen wir präventiv an und geben den Frauen neben dem Wissen auch Tipps und Tricks für ihren persönlichen Alltag von zertifizierten Ernährungsexpertinnen“, betont die Gründerin. Der Gedanke ist, die Achtsamkeit der Frauen zu fördern.
Storz hat zuvor sechs Jahre bei einem Telekommunikationsunternehmen gearbeitet, wo Digitalisierung ein großes Thema war. Dort hat sie ein Team aufgebaut, wie sie erzählt. „Chatbots werden von Menschen gut angenommen, wie sich dort gezeigt hat“, sagt die studierte Ökonomin. Sie vermitteln den Eindruck eines wirklichen Gesprächs. Ihre Erfahrungen hat die 38-Jährige, seit drei Jahren Mutter, bei der Anwendung „tuuli“ einfließen lassen.
„Oft kommen Schwangere zur Ernährungsberatung, wenn bereits etwas schiefgelaufen ist, etwa eine Schwangerschaftsdiabetes vorliegt“, sagt Storz. Mit der App will sie präventiv wirken. Sie setzt nicht nur bei der Gesundheit und dem Wohlbefinden der (werdenden) Mütter an, sondern auch bei der Prägung des kindlichen Stoffwechsels – und damit bei der Gesundheit zukünftiger Generationen an, so die 38-Jährige. Sie strebt eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen an.
Bei „tuuli“ handelt sich um ein sogenanntes „Femtech-Projekt“, eine digitale Gesundheitslösung für Frauen. Storz will bei der Suche nach Investoren mit dem „enormen Marktpotenzial“ überzeugen.
Im Team des Start-ups gibt es auch eine Medizinerin mit einer Fortbildung in Data Science und einen promovierten IT-Experten im Bereich digitale Gesundheitsanwendungen. Bei dem Wort „tuuli“ handelt es sich übrigens um einen finnischen Mädchennamen. Er bedeutet „kleiner Wind“. Da keine Person bezeichnet wird, ist das Wort kleingeschrieben.
Schwangere und Frauen bis sechs Monate nach der Geburt können „tuuli“ in der jetzigen Version kostenlos testen. Informationen gibt es unter „www. tuuli.de“.