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Fleischverbot für Bremen? Grüne fordern vegane Ernährungsweise

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Von: Johannes Nuß

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Die Grünen-Bürgerschaftsfraktion ruft in einem Positionspapier eine „Ernährungswende“ für Bremen mit Verzicht auf tierische Produkte aus. Es gibt Gegenwind.

Bremen – Unter dem Titel „Ernährungswende für Klimaschutz vorantreiben“ fordern die Grünen, dass ganz Bremen quasi vegan wird und als gutes Beispiel für andere Bundesländer vorangeht. Unter anderem wird ein höherer Anteil veganer Speisen in Mensen und Kantinen gefordert. Aber auch der Weihnachtsmarkt, Breminale, Freimarkt oder Osterwiese wären betroffen. Konkret soll der Anteil veganer Speisen und Getränke in Zukunft laut der Forderung rund 75 Prozent betragen.

Fleischverbot für Bremen? Grüne fordern vegane Ernährungsweise im ganzen Bundesland

Erst einmal wird dem Leser des Papiers eingangs klargemacht, dass Ernährung keine Privatsache ist. Ernährung sei politisch, heißt es da. Und weiter: „Was wir essen, hat erheblichen Einfluss auf andere, oft unbeteiligte Dritte: Unsere Landwirtschaft verschärft dramatisch die größten ökologischen Krisen unserer Zeit, den Klimawandel und den Verlust von Artenvielfalt“, heißt es in dem Papier, das durch den klimapolitischen Sprecher der Bürgerschaftsfraktion, Philipp Bruck, verfasst wurde.

Im Hintergrund der Bremer Roland und das Rathaus, davor montiert Philipp Brupp (Grüne) und Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD).
Der klimapolitische Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, Philipp Bruck (links) will, dass Bremerinnen und Bremer sich zukünftig fast ausschließlich vegan ernähren. In der Gastronomie und bei Bürgermeister Andreas Bovenschulte sorgt das für Kopfschütteln. (kreiszeitung.de-Montage) © Grüne/Michael Matthey/Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Auch wird gefordert, die Kochausbildung dementsprechend anzugleichen. „Kochen ohne Tierprodukte muss zum Standard werden, auch in Gastronomiebetrieben“, schreibt Bruck in dem Positionspapier. Um dies entsprechend umzusetzen, solle es „Beratungsangebote zur Ergänzung und Weiterentwicklung ihrer Speisepläne erhalten“, auch wenn Avocado, Kürbis und Mandeln nicht vegan sind. Sogar der Autobauer VW setzt in vielen Bereichen inzwischen auf vegane Ernährung.

Bremen soll vegan werden: Das sind die konkreten Forderungen der Grünen-Bürgerschachaftsfraktion

Dass diese Forderungen für Bremen und Bremerhaven nicht ohne Widerspruch bleiben, dürfte selbst den kühnsten Träumern von einer veganen Welt bei den Grünen einleuchten. „Man muss die Menschen überzeugen, wenn man noch nachhaltiger und ökologischer wirtschaften möchte. Das erreicht man nicht durch Verbote oder gesetzliche Vorgaben. Das hat ja bereits die Prohibition gezeigt, dass das nicht funktioniert“, zitiert das Regionalmagazin buten un binnen von Radio Bremen Thorsten Lieder von der Bremer Gastro Gemeinschaft. Der Adlon in Berlin bewirtet zum Beispiel erst gar keine Veganer.

Bremen soll vegan werden: Gegenwind aus Gastronomie und Rathaus für Vorschlag der Grünen

Auch aus dem Rathaus Bremen kam am Mittwochnachmittag, nach der TV-Berichterstattung von Radio Bremen, ordentlich Gegenwind für den Vorschlag der Grünenfraktion. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) stellte sich demonstrativ an die Seite der Gastronomen, die klar gegen die vermeintliche Bevormundung sind.  „Ich bin sehr dafür, dass wir uns gesund, ausgewogen und klimabewusst ernähren. Aber ich bin sehr dagegen, dass der Staat den Menschen vorschreibt, was beim Essen auf den Tisch kommt“, sagte Bovenschulte dem Weser-Kurier.

„Wir müssen über die Zusammenhänge von Fleischkonsum und Klimazielen informieren und das Bewusstsein für nachhaltiges Leben stärken“, sagte auch FDP-Landeschef Thore Schäck dem Weser-Kurier. Einen Katalog mit Vorschriften, welches Essen auf welchen Festen angeboten werden dürfe oder für den Ernährungsalltag der Bremerinnen und Bremer, lehnt er allerdings kategorisch ab.

Als sogenannte „Verbotspartei“ will Philipp Bruck die Grünen in Bremen aber nicht abgestempelt wissen, wie er buten un binnen sagte: „Das Papier hat das Ziel, Angebote zu verändern und mehr Angebote zu schaffen. Die Leute sollen die Möglichkeit haben, sich vegan zu ernähren. Aber alle, die weiterhin Fleisch essen wollen, können das auch tun.“ Jetzt soll in der Bürgerschaft diskutiert werden.

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