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Ende einer Tradition: Abrissbeginn am „Borgfelder Landhaus“

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Von: Thomas Kuzaj

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Das „Borgfelder Landhaus“ ist nun eingezäunt.
Das „Borgfelder Landhaus“ ist nun eingezäunt. © Kuzaj

Bremen – Die Bagger sind da. Der umstrittene Abriss des „Borgfelder Landhauses“ hat begonnen. Die Bauzäune stehen, die ersten Quadratmeter des dichten Efeu-Rankwerks sind bereits von der Fassade entfernt worden. Ein „neues Borgfelder Landhaus“ will die Unternehmensgruppe des Borgfelder Investors Theo Bührmann hier errichten. In dem geplanten Neubau-Komplex sollen Flüchtlingsfamilien untergebracht werden, die Sozialbehörde will das Bauwerk als Übergangswohnheim nutzen. Wie es heißt, sollen etwa 100 Menschen in 35 Wohnungen auf drei Geschossen leben.

Eine Anwohnerin der Warfer Landstraße, an der das „Borgfelder Landhaus“ liegt, hatte Unterschriften für eine Petition für den Erhalt des nicht denkmalgeschützten Bauwerks in seiner jetzigen Form gesammelt. Das Traditionslokal an der Wümme markiert nicht allein die Grenze zwischen Borgfeld (Bremen) und Lilienthal (Niedersachsen), es ist für viele Menschen mit persönlichen Erinnerungen verbunden – etwa als Bühne legendärer Auftritte der Bremer Beat-Musik-Szene.

Die Bierausschank auf dem Areal des „Borgfelder Landhauses“ soll auf das 17. Jahrhundert zurückgehen. Im 19. Jahrhundert gab es hier ein Zollamt. Im 20. Jahrhundert war das „Borgfelder Landhaus“ einer der Schauplätze des ersten Bremer „Tatorts“. Der TV-Krimi stammt aus dem Jahr 1973. Drehbuch und Regie: Dieter Wedel. In dem Film wird hinter dem Lokal eine Leiche gefunden. Es ermitteln unter anderem Hans Häckermann und Gustl Bayrhammer. In weiteren Rollen: Günter Strack, Fritz Lichtenhahn und Dagmar Berghoff. Vor der Jahrtausendwende begann im „Borgfelder Landhaus“ auch ein eigener Braubetrieb, die Sorten „Borgfelder Urtrüb“ und „Lilienthaler Dunkel“ wurden hier ausgeschenkt.

„Heimatgeschichte und Identität“: Mehr als 700 Bürger unterstützen Petition

Bagger an der Rückseite des Gebäudes.
Bagger an der Rückseite des Gebäudes. © Kuzaj

Nach einigen Jahren war damit Schluss. 2012 gab es für das Traditionslokal mit Hotel (zwölf Zimmer) nach einem Insolvenzantrag einen Neubeginn ohne eigenes Bier. Doch die Zeiten hatten sich einmal mehr geändert in der Gastronomie. Schließlich öffnete das Haus nur noch für Veranstaltungen, für Firmen- und Privatfeiern.

Und nun also der Abriss. 727 Bürger haben die Petition für den Erhalt des „Borgfelder Landhauses“ unterstützt – am Ende ohne Erfolg. „Wird das altehrwürdige Gebäude abgerissen, verlieren wir ein Stück Heimatgeschichte und Identität“, hieß es im Petitionstext. Zudem stelle sich die Frage nach den Folgen eines Neubaus, in dem viele Menschen leben – „mit Kindern, die Schul- und Kindergartenplätze brauchen“, die in Lilienthal und in Borgfeld „Mangelware“ seien. „Wir fordern die Unterschutzstellung des ,Borgfelder Landhauses“ als Denkmal.“

Die Politik sah es anders. Der Petitionsausschuss der Bürgerschaft stimmte mehrheitlich gegen den geforderten Erhalt des „Borgfelder Landhauses“, die Stadtbürgerschaft folgte dann dem Votum des Ausschusses (Ausnahme: die oppositionelle CDU-Fraktion).

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