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Bremer Kraftfahrzeugbranche meldet „ein turbulentes Autojahr“

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Von: Jörg Esser

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Innungs-Obermeister Hans Jörg Koßmann.
Innungs-Obermeister Hans Jörg Koßmann. © Kfz-Verband

Käufe im Minus, Umsätze im Plus: Die Bremer Kraftfahrzeugbranche blickt auf ein 2Autojahr ohne Beispiel“ zurück. Der Gesamtumsatz ist auf 1,8 Milliarden Euro gestiegen.

Bremen – Der Weg zur Elektromobilität ist lang. Und holprig. Hans Jörg Koßmann, Obermeister der Innung des Kraftfahrzeughandwerks Bremen, sieht noch keine Zeitenwende auf dem Automarkt. „Es gibt schleichende Veränderungsprozesse, keine Revolutionen“, sagte Koßmann am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz des Bremer Kfz-Gewerbes. Zahlen belegen das:

So sind an der Weser rund 9 000 E-Autos unterwegs, das entspricht einem Marktanteil von drei Prozent. „Benziner und Diesel dominieren den Markt.“ Und das werde noch viele Jahre so bleiben.

Karl-Heinz Bley, Präsident des Kfz-Verbands Niedersachsen-Bremen und langjähriger CDU-Landtagsabgeordneter aus Garrel, monierte die einseitige politische Festlegung auf E-Autos. „Wir brauchen Technologieoffenheit“, sagte er und warb für die finanzielle Förderung von CO2-neutralen Kraftstoffen (E-Fuel).

„Wir brauchen Technologieoffenheit“

Hinein in die Bilanz, hinein ins laut Bley „turbulente Autojahr 2022, in dem die schwache Nachfrage stärker als das Angebot war“. Der Verbandschef ergänzte: „Die Preise sind gestiegen, Lieferketten sind unterbrochen, Material und Produkte haben deutliche Verspätungen. Wir haben mit Fragezeichen leben gelernt.“

Der Gesamtumsatz der Branche mit dem Verkauf neuer und gebrauchter Fahrzeuge sowie dem Service ist der Bilanz zufolge auf knapp 1,8 Milliarden Euro gestiegen – vor allem, weil die Preise kräftig gestiegen sind. Laut Bley kostete ein Neuwagen im vergangenen Jahr auf dem Bremer Markt im Schnitt 43 110 Euro und damit 13,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Durchschnittspreis für Gebrauchte ist auf 19 300 Euro und damit um 21 Prozent in die Höhe geschossen. „Das waren gewaltige Sprünge“, warf Bley ein.

Autohandel verliert an den Privatmarkt

Die Zahl der Autokäufe ist 2022 um 12,5 Prozent auf 57 010 gesunken. Darunter befinden sich 15 665 Neuzulassungen (plus 0,7 Prozent) und 41 345 Besitzumschreibungen (minus 16,6 Prozent). Bley: „Es gab einfach kaum Automobile, die dem Gebrauchtwagenmarkt vom Neumarkt zuflossen.“ Verlierer des Gebrauchtwagen-Jahres sei der Markenhandel, der auf einen Marktanteil von 38 Prozent abrutschte, Gewinner der Privatmarkt, der auf 36 Prozent zulegte. Die restlichen 26 Prozent entfielen auf den „freien Markt“ (der Autohändler an der Straßenecke), hieß es.

Der Service, sprich die 129 Bremer Kfz-Betriebe, meldeten laut Koßmann ein Umsatzplus von 10,8 Prozent auf 222 Millionen Euro. Die Werkstattauslastung hat weiteren Angaben zufolge leicht unter 90 Prozent gelegen. Die Bremer nutzten ihr Auto weniger (die durchschnittliche Jahresfahrleistung pro Kfz ist von 11 029 auf 10 816 Kilometer gesunken), fahren es dafür aber länger. Das Durchschnittsalter der Bremer Fahrzeuge ist auf 10,6 Jahre gestiegen. Davon profitieren dann eben die Werkstätten.

Verbandschef Karl-Heinz Bley.
Verbandschef Karl-Heinz Bley. © KfZ-Verband

Zurück auf den Elektro-Markt. Die Bilanz registrierte eine „Jahresendrallye mit explodierenden Dezember-Zahlen“. Bley kommentierte: „Dank der staatlichen und stattlichen Förderung gab es eine Sonderkonjunktur.“ 2023 werde sich die Kürzung der E-Auto-Förderung auswirken, sagte der Garreler. Bereits im Januar sei die Zahl der neu zugelassenen E-Mobile um 25 Prozent zurückgegangen. Und noch etwas stört Bley: die schlechte Ladeinfrastruktur. So gebe es im Land Bremen 519 öffentlich zugängliche Ladepunkte – statistisch gesehen kommen auf jede Ladesäule 17 Fahrzeuge.

Mehr Autos „trotz der Verkehrspolitik“

Aus allen Debatten um die individuelle Mobilität „muss die Ideologie raus“, sagte Koßmann. „Allem klimatischen und zeitgeistigen Wandel zum Trotz“ sei die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge weiter gestiegen – in Bremen in den vergangenen zwei Jahren um 1,6 Prozent oder 4 783 Autos. „Trotz der Verkehrspolitik.“

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