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„Die Forelle hat ‘ne Delle“: Bremer Autor reimt Kinderbuch

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Von: Thomas Kuzaj

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Autor mit Buch: Michael Augustin, im Hintergrund natürlich Fische.
Autor mit Buch: Michael Augustin, im Hintergrund natürlich Fische. © Sujata Bhatt

Bremen – „Der Hecht fühlt sich schlecht“, die „Forelle hat ‘ne Delle“ – was ist das los? Nun, in seinem neuen Buch taucht der Bremer Autor und Sprachkünstler Michael Augustin tief ein in die Welt der Fische. Was er dort so zu sehen bekommt, das lässt nur einen Schluss zu: „Das Aquarium bleibt heute geschlossen.“ Und so heißt es dann auch – das Buch für Kinder ab vier Jahren, das am Freitag im Thienemann-Verlag erschienen ist, 32 Seiten hat und 15 Euro kostet.

Augustins wasserfest witzige Fisch-Reime kommen in dem gedruckten Zoo-Aquarium mit den kongenialen Bildern der Züricher Illustratorin Andrea Ringli zusammen. Das Ergebnis ist ein Anschau- und Vorlesevergnügen, ein Paradebeispiel für Spaß und und mit Sprache, was ja wiederum Augustins Spezialität ist – in seinen Miniaturen für Erwachsene ebenso wie in seinen Texten für Kinder. Für alle, die gute Kinderbücher schätzen, ist da Aquarium ein wirklich guter Fang.

Augustin, 1953 in Lübeck geboren, nach dem Studium in Kiel und Dublin viele Jahre Hörfunkredakteur in Bremen und Leiter des Literaturfestivals „Poetry on the Road“, bringt seine Leserschaft gern mit skurrilen Texten voller überraschender Wendungen zum Lachen. Und zum Nachdenken. Augustins Bücher wurden unter anderem ins Englische, Irische, Spanische, Italienische, Polnische und Niederländische übersetzt; von seinem ersten Kinderbilderbuch ist soeben eine dänische Ausgabe erschienen. Augustins Gedichte und Miniaturen machen Freude, beflügeln die Sinne, regen an. Wie aber ist es mit dem Schreiben für Kinder – geht der Autor da anders heran? Wie stellt man sich beim Schreiben auf ein so junges Publikum ein?

Generationenübergreifende Freude an schrägen Texten

„Ich glaube und hoffe und bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass ich auch als nicht mehr ganz junger Mensch, ahem, einen gewissen lebenslangen Vorrat an kindlicher Neugier und Lebenslust bewahrt habe, aus dem ich nun, seit ich gezielt Gedichte für Kinder schreibe und die ihnen auch mit Vergnügen vorlese, fröhlich schöpfe“, antwortet Augustin, Jahrgang 1953. Und fügt an: „Einige der ,Kindergedichte‘ flechte ich auch immer in meine Lesungen für Erwachsene ein und stelle fest, dass auch die Eltern- und Großelterngeneration Spaß an den schrägen Texten hat. Für Gedichte, jedenfalls für meine Gedichte, gibt es keine festen grundsätzlichen Altersbeschränkungen.“

Aal mit Schal: Titelbild des Buchs von Michael Augustin und Andrea Ringli.
Aal mit Schal: Titelbild des Buchs von Michael Augustin und Andrea Ringli. © Kuzaj

Sind Kinder vielleicht besonders empfänglich für Sprachspiele und Sprachwitz? „Ja, das ist bestimmt so“, sagt Augustin. „Kleine Kinder sind gewissermaßen noch frisch und neu in der Welt der Sprache und lieben es, wenn man da als Dichter die Welt auf den Kopf stellt und die Katzen bellen und die Hunde miauen lässt. Gedichte für die Lütten müssen sich übrigens auch nicht unbedingt reimen, obwohl Gereimtes schon Spaß macht.“ Was nicht zuletzt mit dem „Aquarium“ einmal mehr bewiesen wär‘. Der Dichter hat zu diesem Thema auch ganz persönliche Erfahrungen an der Angel: „Ich lerne unglaublich viel von meiner Enkeltochter Kali, was den Umgang mit Sprache umgeht. . .“

Kongeniales Zusammenwirken mit Illustratorinnen

So ein Kinderbuchautor arbeitet aber nicht allein mit Kindern zusammen, sondern auch mit Menschen, die Worte in Bilder verwandeln und dem Ganzen eine weitere Dimension hinzufügen. Das Zusammenwirken von Text und Bild ist von entscheidender Bedeutung. Wie findet man die Illustratoren? Augustins erstes Kinderbilderbuch hieß „Hier kommt der stärkste Mann der Welt“; es wurde von Sabine Kranz illustriert, deren Zeichnungen der Autor schon länger kannte. „Sabine habe ich einfach gefragt, ob ich ihr mal ein paar Gedichte schicken darf. Dann hat sie etwas gezeichnet und im Verlag gezeigt und die haben angebissen.“

Und beim „Aquarium“? „Im Falle von Andrea Ringli war es so, dass der Verlag nur meinen Text gesehen hat und das Buch auf jeden Fall machen wollte. Und der Verlag hat dann mit meinem Manuskript bei Andrea Ringli in Zürich angeklopft, die sofort im Boot war. Ich hab dann ihre ersten Probeentwürfe sehen dürfen und natürlich sofort meine Daumen gehoben.“ Die Zusammenarbeit zwischen Augustin und Ringli, zwischen Bremen und Zürich, sie setzt sich nun weiter fort. „Im nächsten Jahr soll – auch bei Thienemann – das zweite Bilderbuch erscheinen. Der Vertrag ist schon unter Dach und Fach.“ Was sagen die Fische im „Aquarium“ dazu? Nun, sie haben andere Sorgen. Der Dorsch, so heißt es dort zum Beispiel, „fühlt sich morsch“.

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