Der Bremer „Bronzemann“ hat wieder einen festen Einkaufswagen

Bremen – Fest verankert in der Erde steht er nun da, der neue Einkaufswagen des „Bronzemanns“ in den Bremer Wallanlagen. Damit ist die gesellschaftskritische Arbeit des anonymen Künstlers (oder Künstlerkollektivs) mit dem Pseudonym „Mohamed Smith“ wieder komplett. Ein Team der Bildhauerwerkstatt des Vereins „Mauern öffnen“ (Kunstprojekte mit Strafgefangenen) hat den Wagen am Donnerstag fest installiert.
Wie berichtet, war der Original-Einkaufswagen vor einiger Zeit verschwunden. Unbekannte hatten ihn demoliert. Der Wagen aber ist wichtig für die Gesamtaussage des Kunstwerks, das in Höhe Herdentor weithin sichtbar in den Wallanlagen steht – die (vom Leben?) gebeugte „Bronzemann“-Figur stützt sich auf das Symbol des Massenkonsums. Zwischenzeitlich griff die Figur, die augenscheinlich einen Obdachlosen darstellt, also ins Leere. „Mohamed Smith“, mit dem das Kulturressort nach Angaben eines Sprechers in Kontakt steht, sagte zu, einen neuen Wagen zur Verfügung zu stellen. Am Griff des neuen Wagens übrigens ist auch ein neuer Barcode zu sehen.
Die Figur war anonym aufgestellt worden – nicht bei Nacht übrigens, sondern am Tag. Die Beteiligten hatten sich als Bautrupp verkleidet; ein Video auf Instagram dokumentierte die Aktion. Der „Bronzemann“, der nicht zuletzt durch das Geheimnis um die Urheberschaft Diskussionen auch über Armut und Obdachlosigkeit auslöste, entwickelte sich schnell zu einem beliebten Fotomotiv.
Bremer „Bronzemann“ wieder komplett: Passanten freuen sich
Die Kulturbehörde sorgte dann im Jahr 2020 dafür, dass die weit mehr als 100 Kilogramm schwere Figur durch den Verein „Mauern öffnen“ richtig abgesichert wurde. Eine Spezialmischung aus Sand und Zement verleiht dem „Bronzemann“ seither eine solide Standfestigkeit – nun auch wieder in Verbindung mit dem filigraneren Element, dem Einkaufswagen. Passanten freuten sich am Donnerstag, als sie das „Mauern-öffnen“-Team um Andreas Kremsler bei der Installation des neuen Wagens sahen. „Schön, dass das wieder komplett ist“, sagte zum Beispiel eine Frau. Und weiter: „Ich freue mich.“
„Mohamed Smith“ hatte erst dieser Tage mit einem weiteren Kunstwerk in Bremen für Aufsehen gesorgt – vor zwei Wochen, am Tag der Schaffermahlzeit, stellte er m ein aus tiefgefrorener Wurst und Fleisch modelliertes Ferkel zu der populären Schweinegruppe in der Sögestraße. Kritik an industrieller Fleischproduktion und an Fleischkonsum überhaupt. Um das Ferkel herum lagen Fleischverpackungen, auf denen ein Barcode angebracht wurde. Dieser führt zu einem Video im Internet, das dort unter dem Titel „Wurstgate“ zu sehen ist.
Die Behörden ließen das Wurst-Ferkel nach wenigen Stunden entfernen. „Wir schätzen es, dass sich der Guerilla-Künstler ,Mohamed Smith‘ von Zeit zu Zeit mit einer künstlerischen Intervention öffentlich in Bremen zu Wort meldet“, erklärte Kultur-Staatsrätin Carmen Emigholz. „Diese neue Aktion ist allerdings ein temporäres Werk, weil es zum Teil aus verderblichen Lebensmitteln besteht. Vor diesem Hintergrund musste das Objekt zeitnah entfernt werden.“