Curry-Kult in Bremen: Ostasiatischer Verein feiert Stiftungsfest

Bremen – Ein Fest mit gewisser Schärfe, das ist das Stiftungsfest des Ostasiatischen Vereins Bremen (OAV). Denn dazu wird unter den Orlogschiffen in der Oberen Rathaushalle traditionellerweise ein Curry-Essen serviert. Am Sonnabend ist es wieder einmal so weit. Zum nunmehr 121. Stiftungsfest des Ostasiatischen Vereins kommen Diplomaten, Politiker und Wirtschaftsvertreter zusammen.
Und doch ist alles ein wenig anders als gewohnt. Alles neu macht auch in diesem Fall nicht der sprichwörtliche Mai, sondern die Pandemie. „Zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins“, so eine Sprecherin, werden die Teilnehmer die Obere Rathaushalle „bei Tageslicht betreten“. Üblicherweise feiert der OAV das Fest am letzten Freitag im Februar, da setzt schon am späten Nachmittag winterliche Dunkelheit ein. Nachdem das Fest im vergangenen Jahr wegen der Corona-Schutzmaßnahmen ausfallen musste, wurde es in diesem Jahr pandemiebedingt in den hellen Frühling verschoben – eben auf Sonnabend, 23. April.
260 Teilnehmer, so die Auskunft, wird der Vorsitzende des OAV in diesem Jahr begrüßen. Zum Vergleich: normalerweise sind es knapp 400 Gäste; im Jahr 2019 zum Beispiel waren es 368. Der Vorsitzende des OAV, das ist der Bremer Reeder Thomas Kriwat (Mercmarine Group), der seit Oktober 2012 außerdem auch als Honorarkonsul von Sri Lanka amtiert.
Goldenes Buch und Tempelgong im Bremer Rathaus
Vor Beginn des Stiftungsfestes empfängt Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) die Botschafter und Ehrengäste im Senatssaal, wo sie sich in das Goldene Buch Bremens eintragen – auch das ist ein Traditions-Termin. Eingeleitet wird das Fest anschließend durch den (ebenfalls) traditionellen Tempelgong, der alle Teilnehmer an die festlich gedeckten Tafeln in die Obere Halle ruft. Dann gibt‘s das Curry – und es gibt Reden. Auch in diesem Jahr haben die Organisatoren Ehrengäste als Redner geladen.

Die „Asienrede“ zum Beispiel wird der Tech-Unternehmer und Investor Dr. Serg Bell halten, der in 1971 in Sankt Petersburg (seinerzeit: Leningrad) geboren wurde und heute in Singapur zu Hause ist. Der Gründer und Vorstandschef des Schaffhausen Institute of Technology (Schweiz) und mehrerer IT-Unternehmen hat im vergangenen Jahr die Mehrheit an der Bremer Jacobs-Universität übernommen. Außerdem wird die Bremer SPD-Politikerin Sarah Ryglewski erwartet, die im vergangenen Jahr Staatsministerin für Bund-Länder-Beziehungen beim Bundeskanzler geworden ist. Botschafter – oder deren Vertreter – aus Australien, Bangladesch, Indonesien, Kambodscha, Laos, der Mongolei, Myanmar, Nepal, den Philippinen, Singapur und Sri Lanka kommen ebenfalls zum Stiftungsfest des OAV.
Bremer Curry-Liebe seit 1901
Der Ostasiatische Verein Bremen ist anno 1901 gegründet worden – ursprünglich gedacht als Treffpunkt bremischer Kaufleute und Kapitäne, die ihre Erinnerungen an ihre Zeit in Asien bewahren sowie die Verbindungen zu den dort lebenden Freunden, Auslandsdeutschen und Einheimischen pflegen wollten – gern bei einem scharfen Curry. Der OAV versteht sich heute als Forum für Menschen, die eine persönliche, berufliche sowie kulturelle Beziehung zu Asien pflegen. Erklärte Ziele sind die Förderung der Völkerverständigung und die Freundschaft zu den Menschen in Asien. Der Verein fördert den Schüleraustausch, kulturelle Einrichtungen und hilft zudem bei Naturkatastrophen und in Notfällen. Das Stiftungsfest wird seit dem OAV-Jubiläumsjahr 1951 im Rathaus gefeiert. Die dabei gesammelten Spendengelder gehen an das „Hilfswerk Ostasien“. „Aktuell wurde aus Spenden des OAV der Bau eines Waisenhauses samt Traumazentrum und Kindergarten auf der indonesischen Insel Sulawesi finanziert, die von dem Tsunami 2018 stark betroffen war“, so die Sprecherin.