„Christopher Street Day“: Bunte Gruppe von 8000 Teilnehmern zieht durch Bremen

Bremen - Von Martin Kowalewski. Sie sind einfach wetterfest. Das Wechselspiel aus Sonne, Wolken, Wind und Regen trübt ihre Stimmung nicht. Mehr als 8000 Teilnehmer zog nach Veranstalterangaben am Sonnabend der „Christopher Street Day“ (CSD) nach Bremen, 2 500 mehr als im Vorjahr. „Ich bin absolut gerührt und baff, dass die Leute trotz des Regens nicht weggelaufen sind“, sagt Robert Dadanski, Sprecher des Bremer CSD.
Der bunte Demonstrationszug durch die Innenstadt wird auch von vielen Zuschauern bewundert. Laute Musik von Trucks. Darauf tanzen Menschen. Die munteren Demonstranten haben bunte Haare. Auf den Bannern sind markige Sprüche zu lesen. Darunter „You can’t pray the gay away“ und auch „Menschen aller Gender vereinigt euch“. Vorne im Zug sind die Trommler von „Queersalinga“ und heizen mit Samba-Rhythmen die Stimmung auf. „Wir lieben in alle Richtungen“, sagt Trommlerin Kathrin Lahusen (55).
Mike (51) und Marc (40) aus Braunschweig haben sich so richtig in Schale geworfen. Mike trägt einen engen Anzug mit dem Muster eines Leopardenfells, eine wild geformte helle Perücke, die vorne rund zusammenläuft, und kokettiert mit einem roten Fächer, golden beschriftet mit chinesischen Schriftzeichen, Drachen und dem Yin-Yang-Symbol. Marc ist in Schwarz gekommen und hat rote Rosen um den Hals. Aus seiner schwarzen Kopfbedeckung ragen zylindrische Formen in alle Richtungen. Beide haben ein Mikro vor dem Mund. Inspiriert hat die beiden Ruby Rott, der schrille Moderator aus dem Film „Das fünfte Element“. Sie waren auch schon im vergangenen Jahr dabei, verkleidet als Spiderman und Spiderwoman. „Es sind sehr viele junge Leute hier in Bremen dabei. Das ist in anderen Städten häufig nicht so. Es ist schön, dass die angesprochen werden“, sagt Marc.
Ebenfalls ein faszinierender Anblick: Vier Besucher vom Orden „Schwestern der perpetuellen Indulgenz“, der sich als Vereinigung queerer Nonnen des 21. Jahrhunderts bezeichnet, die kostenlos Sündenablass und Segnungen anbieten und zudem Spenden für HIV- und Aids-Betroffene sammeln. Sie alle tragen weiße Schminke im Gesicht. „Die weiße Farbe dient dem Gedenken an die Aids-Toten“, sagt Mutter Dora (22) aus Berlin. Sie trägt Schwarz mit einem Silbergürtel und bunte Tücher. An ihrem Kopf hat sie einen Büstenhalter angebracht, dessen Körbchen im Zusammenspiel mit dem weißgeschminkten Gesicht an Mickey-Maus-Ohren erinnern. Ein farbenfrohes und herzlich wirkendes Outfit.
„Schwestern der perpetuellen Indulgenz“
Lea (28) aus Oldenburg hat auch Gold- und Blautöne in ihre Gesichtsschminke integriert. Vermutlich auch auf einem Büstenhalter liegen goldene Tücher, zum Teil aufwendig bemustert. Lea und Dora konnten ihre Kleidung frei wählen, weil sie ihre Ausbildung bei den „Schwestern der perpetuellen Indulgenz“ bereits abgeschlossen haben. Postulantin Marie und Postulant Thor sind dagegen noch in Ausbildung und spartanischer in Schwarz gekleidet. Thor hat seinen Oberkörper weitgehend freigelassen.
Auch Teilnehmer vom Stammtisch „Queer Verden“ sind mit dabei und teilen sich einen Party-LKW mit dem Meppener Verein „Landlust“ und dem Verein „CSD Cloppenburg“. Zwei Stunden haben die Verdener den Wagen mitgeschmückt und auch eigene Banner aufgezogen. Mit auf dem LKW ist Karin Banse (49). Sie berichtet von einer breiten Akzeptanz in ihrer Heimatstadt: „Verden ist bunt. Der Slogan passt schon“, sagt sie. Ebenfalls auf dem Fahrzeug ist Michael Stomberg (41), Vorsitzender des Vereins „CSD Cloppenburg“. Er ist begeistert vom Bremer CSD: „Er ist neu und riesig. Er ist auch extrem gut organisiert.“, sagt er.