Bremen - Von Steffen Koller. Der Trend geht zu „Sandfarbe“. Nein, die Rede ist nicht von den Neuheiten irgendeiner Modemesse. Es geht um die zukünftige Schutzkleidung der Bremer Feuerwehr. Damit Feuerwehrmänner- und frauen zukünftig besser vor schädlichen Stoffen, die vor allem bei Bränden austreten, geschützt sind, will das Innenressort drei Millionen Euro für neue Overalls bereitstellen. Ab 2020 könnte die bisher getragene blaue Oberbekleidung der Vergangenheit angehören.
3 072-mal rückte die Berufsfeuerwehr 2018 zu Bränden aus. So gut wie nie wissen die Brandbekämpfer, was sie konkret erwartet - und schon gar nicht, welche giftigen Stoffe dabei freigesetzt werden. Aktuelle Studien aus Kanada und Skandinavien, so berichtete es Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), hätten gezeigt, dass Feuerwehrleute immer häufiger krebserregenden Stoffen ausgesetzt sind, die über die Kleidung auf Haut und in den Blutkreislauf eindringen können. Auch die Bremer Berufsfeuerwehr, aktuell etwa 600 Retter stark, ist sich dieses Risikos bewusst. Hinnehmen will das zu Recht aber niemand. Ab 2020, so sieht es der aktuelle Plan vor, sollen zunächst die Mitglieder der Berufsfeuerwehr neue Kleidung erhalten, ab 2021 könnten auch die etwa 630 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren mit den speziellen Anzügen ausgestattet werden. Insgesamt sollen 3000 neue Garnituren angeschafft werden. Kostenpunkt: rund drei Millionen Euro.
Doch der Weg könnte lang und steinig werden, erläuterte Mäurer. Noch im Februar soll es zum Thema eine Senatssitzung geben, dann werde das Konzept in der Innendeputation vorgestellt, ehe es letztlich einer Freigabe der Mittel durch den Haushaltsausschuss bedarf. „Erst dann können wir europaweit ausschreiben“, so Mäurer.
Bis dahin durchlaufen die verschiedenen Modelle zahlreiche Testversuche, erklärte Karl-Heinz Knorr, Amtsleiter der Bremer Feuerwehr. Insgesamt stehen fünf verschiedene Overalls zur Auswahl. Alle sind mit einer speziellen Membran versehen, die einerseits zwar atmungsaktiv sei, aber eben auch verhindere, dass gifte Stoffe auf die Haut und so in den Körper gelangten. Alle Modelle hätten Vor-, aber auch Nachteile, so Knorr. Die Berufsfeuerwehrleute hätten in den vergangenen Monaten „völlig neue Systeme“ getestet, so unter anderem ganz neue Hygieneschritte, die verhindern sollen, dass die Schutzkleidung gifte Stoffe in die Aufenthaltsräume oder die Einsatzwagen der Brandbekämpfer trage. Nach jedem Einsatz sollen unter anderem Helme und Overalls in spezielle Plastiktüten verpackt werden. Im Anschluss werden die einzelnen Teile gereinigt, so dass die „Zeiten, in denen die Stiefel neben dem Bett oder die Helme auf dem Esstisch standen“, vorbei seien.
Und nicht nur die Feuerwehrleute an sich sollen besser ausgerüstet werden, auch die Wachen sollen hygienetechnisch umgebaut werden. Zukünftig soll es „grüne“ (saubere) und „rote“ (unreine) Bereiche geben. Spezielle Waschmaschinen für Stiefel und anderes Equipment soll dazukommen. Pro Wache rechnet Knorr mit etwa 40.000 Euro. Bis alle Wachen der Berufsfeuerwehr, aktuell sind das sechs, ausgestattet sind, werden wohl sieben bis acht Jahre vergehen, machte der Amtsleiter klar.