Bremen: Kampf um die Karstadt-Filiale in der Obernstraße

Was wird aus dem Bremer Karstadt-Standort? Gibt es eine Chance auf Rettung? Durchaus möglich.
Bremen – „Bitte, bitte, bitte: Setzt Euch nochmal zusammen“, mit diesen und ähnlichen Worten hat Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) am Dienstag an den Konzern Galeria Karstadt Kaufhof und den Bremer Bauunternehmer Kurt Zech appelliert.
Denn nicht etwa schlechte Umsatzzahlen sollen Grund für die Schließungspläne der Filiale in der Obernstraße sein, sondern die Beteiligten können sich nicht auf Miete und Finanzierung von Investitionen einigen. So ließ es am Vortag zumindest die Senatorin durchblicken. Der Bremer Senat hat seine Unterstützung bei den Gesprächen angeboten. Vogt, Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), die Beschäftigten, der Betriebsrat um die Vorsitzende Sabine Dziadek und auch die Gewerkschaft Verdi sehen durchaus Chancen, den Standort Bremen zu erhalten. Der einhellige Tenor: Ein großes Warenhaus mit einem vielseitigen Angebot ist als Zugpferd für die Innenstadt wichtig. Das gelte auch, wenn es vielleicht verkleinert werde.
Am Montag hatte der finanziell angeschlagene Konzern Galeria Karstadt Kaufhof verkündet, dass er 52 der bundesweit 129 Filialen schließen will (wir berichteten). Während etliche Häuser bereits im Sommer vor dem Aus stehen, sollen Bremen und Oldenburg zum 31. Januar 2024 dichtmachen. Diese Nachricht traf die Beschäftigten wie auch die Bremer Politik und Wirtschaft völlig unvorbereitet, gilt Bremen doch als solides Haus, auf der Streichliste stand die Filiale bislang nicht. Die Mitarbeiter wurden in einer Betriebsversammlung informiert. Die Gewerkschaft Verdi war entsetzt und sprach von „einem Schag ins Gesicht“ der betroffenen fast 240 Beschäftigten, die überwiegend weiblich sind.
Widerstand in Bremen gegen Karstadt-Schließung
Und da durchsickerte, dass der Grund für die beabsichtigte Schließung des traditionsreichen Standortes (1902 eröffnete Karstadt in Bremen) in Unstimmigkeiten zwischen Zech und dem Galeria-Konzern über die Miethöhe und weniger Verkaufsfläche liegt, formierte sich umgehend Widerstand gegen das Aus. Am Dienstag fand erneut eine Betriebsversammlung statt, bei der anfangs auch Bürgermeister Bovenschulte und Senatorin Vogt dabei waren. Sie sicherten den Beschäftigten ihre Unterstützung zu. Beide erwarten, dass sich die Beteiligten nochmal zusammensetzen und verhandeln – mit dem Ziel, den Standort, auch in verkleinerter Form, zu sichern.
Vogt ließ durchblicken, dass sie nicht lockerlassen werde, bis Zech und Karstadt-Konzern sich nochmal an einen Tisch setzen. Klar machten Vogt und Bovenschulte allerdings auch, dass eine finanzielle Hilfe Bremens nicht zu erwarten sei, aber eine Vermittlerrolle bei den Gesprächen der Beteiligten.
Auch Betriebsrats-Chefin Sabine Dziadek kündigte einen energischen Kampf für den Erhalt der Filiale an, sie will sich die Hoffnung auf ein Gelingen nicht nehmen lassen. Bewusst symbolisch öffnete Karstadt nach der Betriebsversammlung um 5 vor 12 wieder.