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Bremen: Bewährungsstrafen für Vater und Sohn wegen Betrugs von Motorradkäufern

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Von: Ralf Sussek

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Wegen Betrugs in Zusammenhang mit Harley-Maschinen hat das Amtsgericht Bremen Vater und Sohn zu Bewährungsstrafen verurteilt.
Wegen Betrugs in Zusammenhang mit Harley-Maschinen hat das Amtsgericht Bremen Vater und Sohn zu Bewährungsstrafen verurteilt. © Pixabay

Wegen Betrugs an Motorradkäufern hat das Amtsgericht Bremen jetzt Vater und Sohn zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Bremen – Der eine Angeklagte ist 73 Jahre alt. Am Donnerstag sitzt der bislang unbescholtene Mann auf der Anklagebank. Und steht vor den Trümmern seines Erwerbslebens. Seit 1977 verkaufte und reparierte er in seinem kleinen Unternehmen schwere US-Motorräder. Bis 2019 unter dem Namen „Harley-Container“, danach unter „U.S. Bike Container“. Das „Harley“ ist aus dem Namen verschwunden. Und das ist der Grund dafür, dass er hier sitzt.

„Sie haben die Hoffnung zu Lasten der Kunden zu lange aufrechterhalten“, sagt die Vorsitzende Richterin des Erweiterten Schöffengerichts in ihrer Urteilsbegründung. Der 73-Jährige und sein 42 Jahre alter Sohn sind angeklagt, von Juni 2017 bis Oktober 2020 in insgesamt 31 Fällen einen Betrug oder eine Untreue begangen zu haben. Das sind die Begrifflichkeiten. Im realen Leben verkauften die Männer ihren Kunden Motorräder. Die Kunden zahlten die Harleys oder KTMs komplett und bekamen dafür – nichts. Die gekauften Motorräder erhielten sie nicht, das Geld und die in Zahlung gegebenen Maschinen bekamen sie auch nicht zurück.

Betrug an Motorradkäufern: Schaden in Höhe von 450.000 Euro

Oder die Angeklagten nahmen Motorräder in Kommission, um sie für die Kunden zu verkaufen. Den Erlös aus dem Verkauf erhielten die Kunden nicht, so die Anklage. Insgesamt fast 450 000 Euro Schaden entstand, für die einzelnen Kunden bis zu 44 000 Euro, heißt es. Angeklagt ist auch der jüngere Sohn des Firmengründers; weil jedoch sein Verteidiger erkrankt ist, wird das Verfahren gegen ihn abgetrennt.

Im Laufe der Verhandlung wird klar: Der Vater und seine Söhne, allesamt Gesellschafter und Geschäftsführer des „Harley-Containers“, haben ihre zum Teil langjährigen Kunden finanziell erheblich geschädigt – und selbst nicht rechtzeitig die Reißleine gezogen. Sie hätten in die Firma „reingebuttert“, umschreibt es die Vorsitzende. So ließ der 73-Jährige zur Rettung des Unternehmens für einen Kredit eine Grundschuld in Höhe von 140 000 auf sein Grundstück eintragen. Das Geld ist weg, das Haus auch bald – es wird Ende des Monats zwangsversteigert, sagt er vor Gericht.

Die Schieflage begann 2019. Ende des Jahres war Schluss mit „Harley-Container“, die US-amerikanische Firma beendete die Zusammenarbeit, weigerte sich aber, eine angeblich vertraglich festgelegte Abfindung zu zahlen. Die neue Gesellschaft „U.S. Bike Container“ stand somit unter keinem guten Stern. Ein Konkurrent eröffnete Anfang 2020 in Stuhr-Seckenhausen, dort, wo früher Luxuskarossen verkauft wurden, mit Millionen-Investitionen die offizielle Harley-Vertretung für Bremen, Corona kam hinzu.

„Es war klar, es würde nichts mehr werden“, sagt die Vorsitzende in ihrer Urteilsbegründung. Die Angeklagten machten trotzdem weiter, betrogen sich erst selbst, dann die Kunden. „Die Geschädigten haben immense Summen aufgewendet“, heißt es in der Urteilsbegründung. 29 Fälle von Betrug und Untreue bleiben am Ende übrig.

Der 73-Jährige und sein Sohn werden nach ihren geständigen Einlassungen zu jeweils 20 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Verteidigung und Gericht hatten sich vorher auf einen Strafrahmen von 18 bis 24 Monaten auf Bewährung verständigt. Mehr als 416 000 Euro, die vorläufige Schadenssumme, werden eingezogen – sofern es noch etwas einzuziehen gibt.

Ob die Kunden, die bislang leer ausgingen, davon etwas sehen werden, ist ungewiss. Die Firma ist in der Insolvenz, etliche Zivilverfahren laufen noch.

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