Besucher ignorieren Sturm-Gefahren im Bremer Bürgerpark

Bremen – „Wir können nur jedem empfehlen, nicht in den Park zu kommen.“ Ein ungewöhnlicher Satz für einen Parkdirektor. Tim Großmann, Direktor des Bremer Bürgerparks, spricht ihn dennoch aus. Zur Warnung. Denn während der Sturm tobt, wächst auch der Leichtsinn: Parkbesucher ignorieren große Gefahren.
„Viele Leute haben keinen Bezug mehr zur Natur“, hat Parkdirektor Großmann beobachtet. Sie rechnen einfach nicht damit, dass von Bäumen – zumal bei Sturm- und Orkanwetterlagen und zudem auch während der Baumschnittphase – Gefahren ausgehen können. Ende Januar erst war ein Mann durch einen umstürzenden Baum im Bürgerpark schwer verletzt worden.
Bei Sturm ist es auch möglich, dass vollkommen gesunde Bäume umstürzen und gesunde Äste abbrechen. Auch starke und schwere Äste fallen dann zu Boden – mitunter sehr plötzlich. Wer aber „spaziert“ bei schwerem Sturm durch Bürgerpark und Stadtwald? „Es ist ein kleiner Prozentsatz der Besucher“, so Großmann. „Aber er wächst auch.“ Trotz öffentlicher Sturmwarnungen laufen Jogger durch den Park. Spaziergänger ignorieren zuweilen Absperrungen, die beispielsweise für Baumschnittarbeiten aufgestellt worden sind.
„Renitenz gegen gesellschaftliche Regeln“
Kleine Stichprobe am stürmischen Donnerstagvormittag: Äste, auch dickere, sind auf viele Parkwege gefallen, das ist nicht zu übersehen. Umgestürzte Bäume gibt es ebenfalls – Großmann spricht zu diesem Zeitpunkt von insgesamt „sieben, acht Bäumen“. Stämme und Kronen wiegen sich nicht sanft in den bremischen Februarlüften, sie biegen sich zuweilen bedrohlich. Trotzdem sind gleich mehrere Spaziergänger zu sehen, die hier mit Hunden unterwegs sind.
Es ist unterdessen nicht allein das fehlende Bewusstsein für Gefahren, das der Parkverwaltung zu schaffen macht. Es kommt auch noch etwas hinzu, das Großmann „ganz bewusste Renitenz gegen gesellschaftliche Regeln“ nennt – nach dem Motto: „Mit hat keiner was zu sagen! Für mich gelten keine Regeln, ich bin ein freier Bürger. . .“ Großmann verweist auf Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Polizeibeamte – auch sie werden seit einigen Jahren zunehmend bei Einsätzen gestört, beschimpft und angegriffen. Mitarbeitern des Bürgerparks ergeht es nicht anders.

Auch sie haben zuweilen mit Menschen zu tun, die uneinsichtig bleiben oder gar ausfallend werden. Was machen die Parkmitarbeiter in solchen Fällen, um diese Menschen praktisch vor sich selbst zu schützen? Großmann: „Wir versuchen, verbal auf diese Leute einzuwirken.“ Und wenn all die gut gemeinten Erklärungsversuche und Warnungen vor Gefahren nicht helfen? „Dann rufen wir die Polizei.“ Wie oft kommt das vor? „Ab und zu.“
Großmann: „Das Thema beschäftigt uns das ganze Jahr“
Eine Situation, der durchaus eine gewisse Ironie innewohnt. „Im Prinzip rufen wir die Polizei zum Schutz derjenigen, die sich gerade danebenbenehmen.“ Und auch die Arbeiten im Park dienen letztlich unter anderem der Sicherheit der Parkbesucher – was manche dieser Besucher offenbar einfach nicht sehen wollen, wenn sie sich von Absperrungen in gleichsam unzumutbarer Weise belästigt fühlen.
Die Baumschnitt- und Baumfällarbeiten werden noch bis Anfang März dauern, sagt Großmann. Doch Auseinandersetzungen mit Besuchern gibt es auch außerhalb von Sturmlagen und Baumschnittsaison. Im Sommer zum Beispiel, wenn die Wegepflege auf dem Arbeitsplan der Parkverwaltung steht. Auch dann kommt es zuweilen zu Auseinandersetzungen, berichtet der Parkdirektor. „Das Thema beschäftigt uns das ganze Jahr.“
Zurück in die Gegenwart, in den Winter, in die aktuelle Sturmlage. Grundsätzlich gilt, dass der Park bei Windstärken ab 7 oder 8 nicht mehr betreten werden sollte. Auch auf seiner Website warnte der Bürgerpark am Donnerstag vor Besuchen – verbunden mit der Empfehlung, einen Besuch „bis zur Entwarnung zu verschieben“. Denn: „Herabfallende Äste und umstürzende Bäume gefährden Ihre Sicherheit!“