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Bremen – Es ist eine der Traditionsadressen in der Bremer Innenstadt. Ein Haus, das sich immer wieder neu erfunden hat, ohne dadurch seinen unverwechselbaren Charakter zu verlieren – stets hat man hier Geschmack am Genuss gefunden. Und jetzt ist die Bremer Wein- und Spirituosenhandlung Julius Kalbhenn im Schüsselkorb 100 Jahre alt. Als Inhaber in dritter Generation führt Tim Kalbhenn das Geschäft heute.
Als sein Großvater Julius wenige Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs die Chance sah, sich mit einem eigenen Geschäft selbstständig zu machen, da ergriff der gelernte Drogist sie. Von Anfang an lag das Stammhaus mit seinem Kontor-Charme am Schüsselkorb. In den ersten Jahrzehnten aber ging es nicht um Wein, Gin & Co.; stattdessen prägten Tabakwaren das Angebot. Die (männlichen) Bremer rauchten gern Zigarren. Bei Kalbhenn – nicht allzu weit vom Rathaus entfernt – gab es sie, da griffen nicht nur die Senatoren zu.
Zumal Julius Kalbhenn Spezialitäten zu bieten hatte. Geradezu legendär wurde die „Julika“, die Kalbhenn eigenhändig für seine Kunden drehte – eine Zigarre, die den Namen des Chefs in Kurzform trug. Wegen des amerikanischen Tabak-Handelsembargos fanden im Zweiten Weltkrieg, in dessen Bombennächten das Geschäft von Zerstörung verschont blieb, erstmals Spirituosen den Weg ins Sortiment. Nun wurde der von Kalbhenn selbst abgefüllte Rum legendär.
Persönlicher Kontakt zu Spitzen-Winzern
Die Spirituosen blieben im Programm. Die Gesundheit des Gründers aber war Anfang der 60er Jahre so schwer angeschlagen, dass sein Sohn Jürgen Kalbhenn 1964 das Ruder in die Hand nehmen musste. Der gelernte Kaffeekaufmann stellte das Sortiment peu à peu komplett auf Weine und Spirituosen um. Er setzte dabei auf direkten Kontakt zu Winzern und Brennereien, zu internationalen Spitzenweingütern von Bordeaux bis Übersee. Auch Top-Winzer aus Deutschland sind am Schüsselkorb vertreten, als Beispiel sei nur Markus Schneider („Ursprung“) aus Ellerstadt in der Pfalz erwähnt.
„Vieles hat sich im Laufe der Zeit bei uns verändert, aber die Bedeutung von Beratung und Vertrauen nicht. Wir kennen fast alle Winzer, mit denen wir zusammenarbeiten, persönlich“, sagt Tim Kalbhenn, der 2003 in das Geschäft eingestiegen ist und dessen beständigen Wandel weiter vorantreibt – etwa mit einer eigenen (und damit: trendgerecht regionalen) Gin-Marke („Mitnig“). Und mit der 2009 eröffneten Filiale an der Carsten-Dreßler-Straße in Bremen-Arsten. „Wir sind alteingesessen, aber nicht verstaubt“, sagt Tim Kalbhenn.