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YouTube-Videos „hypnotisieren“ Babys: Millionen Eltern feiern die kostenlose Unterhaltung

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Von: Bjarne Kommnick

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Auf TikTok geht ein Trend viral, wie Eltern ihre Babys „hypnotisieren“ können. Alles, was es dafür braucht, ist ein YouTube-Video.

Toronto – Auf TikTok ist ein Trend viral gegangen, mit dem es möglich sein soll, Babys zu „hypnotisieren“. Millionen Eltern feiern diesen Trick derzeit im Netz. Unzählige Mütter und Vätern dokumentieren dabei, wie sie die Methode ihr Kind zu „hypnotisieren“ offensichtlich erfolgreich anwenden. Dabei braucht es scheinbar nicht viel, um der Anleitung Folge zu leisten: Alles, was dafür benötigt werde, sei ein Video auf YouTube. Was hat es damit auf sich?

TikTok-Trend zeigt Methode, um Babys zu „hypnotisieren“

Glaubt man den Stimmen im Netz, scheint der Trend für viele Eltern ein wahrer Segen zu sein. Dabei geht es darum, seinem Kind ein Video des YouTube-Kanals „Hey Bear Sensory“ zu zeigen. Die Videos zeigen animiertes Obst und Gemüse, die zu verschiedenen Songs tanzen. Die Videos sind dabei schlicht gehalten. Aus mehr als den Früchten als Hauptdarsteller und einem dunklen Hintergrund bestehen die Videos in der Regel nicht.

Trend auf TikTok, um Babys zu „hypnotisieren“.
Ein Trend auf TikTok soll laut Eltern ihre Babys regelrecht „hypnotisieren“. © TikTok / taijahtooturnt

Wie viele Eltern berichten, scheint das Schauen dieser Videos auf ihre Kinder einen äußerst beruhigenden Effekt zu haben und das auch über eine längere Dauer. Das sollen auch die Beiträge beweisen, die von den Eltern gepostet werden. Ein Video trägt beispielsweise den Titel: „Wenn du Hey Bear Sensory anmachst, um eine paar Aufgaben im Haus zu erledigen“. Ein anderes heißt „Haushaltsaufgaben erledigen können, dank Hey Bear Sensory“.

„Habe nicht mal Kinder“: TikTok-Trend für „Baby-Hypnose“ geht viral

Von dieser Art von Videos häufen sich unzählige im Netz. Die Nutzerinnen und Nutzer schwören auf diesen Trick. Nur hat dieser einen Nebeneffekt. Er scheint nicht nur Kleinkinder in den Bann zu ziehen. Eine Nutzerin kommentiert ein Hey Bear Sensory-Video: „Als ich das Video aus gemacht habe, meinte mein Großvater, ich soll es wieder anmachen“.

Eine andere Userin schreibt: „Mein Kleiner ist wie hypnotisiert, wenn er das schaut, das Problem ist, ich bin es auch“. Auch das Video der TikTokerin taijahtooturnt zeigt, wie nicht nur ihr Baby gespannt auf den Fernseher schaut, sondern sie selbst ebenfalls. Ein Nutzer schreibt: „Ich schaue diese Videos auch und ich habe nicht mal Kinder“. Zuletzt ging auf TikTok auch ein Lifehack mit einer Toffifee-Verpackung viral. Ein einfacher Trick, um Aldi-Kassierer langsamer zu machen, erntete vor kurzem ebenfalls viel Aufmerksamkeit.

„Bewegungslose Babys unter 6 Monaten“: Experten warnen vor TikTok-Trend

Doch Experten warnen vor dem Baby-Hypnose-Trend. Laura Formenti, Pädagogin, Psychotherapeutin und Professorin für Familienpädagogik an der Universität Mailand-Bicocca, erklärt gegenüber nostrofiglio.it: „Der Mensch leistet von den ersten Lebenstagen bis zum Alter von 3-6 Jahren eine sehr intensive Aufgabe der kognitiven und psychomotorischen Entwicklung. Deshalb müssen wir in dieser Wachstumsphase sehr sorgfältig auswählen, welchen Reizen wir unsere Kinder aussetzen“.

Weiter beschreibt Formenti: „In den Videos sehen wir bewegungslose Babys unter sechs Monaten, die nur ihre Augen und Ohren benutzen, aber jeder Sinn entwickelt sich zusammen mit den anderen durch interaktive und multisensorische Erfahrungen: sogar das Sehen und der Unterschied zwischen klein und groß kann durch Erkunden von Räumen, Bewegen, Manipulieren von Objekten erlernt werden“.

„Schlechte Abbildung der Realität“: Pädagogin rät vor Baby-Hypnose-Trend ab

Demnach müssten Kinder die Realität laut der Expertin in 3D erleben. „Nicht auf einem Bildschirm“, was ein Hindernis für den Aufbau von Wahrnehmungsfähigkeiten sei. „Hier bewegen sich nur die Figuren auf dem Bildschirm, die für die Kleinen nicht nur nichts bedeuten, sondern eine sehr schlechte Abbildung der Realität darstellen“. Dies würde die Erfahrung des Kindes verarmen.

„Andererseits sind diese Bilder aber auch schädlich, denn grelle Farben, schnelle Bewegungen und drückende Geräusche sind eine Gewalt für seine eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit, die mit einer solchen Reizüberflutung nicht umgehen kann“, so die Expertin.

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