1. Startseite
  2. Kultur

Kommentar: "Bremer Ausreden"

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Johannes Bruggaier

Kommentare

Kommentar von Johannes Bruggaier. Nächstes Kapitel in der unendlichen Geschichte von der Bremer Politik, die sich um Glaubwürdigkeit und Transparenz bemüht: Das Gutachten zur Weserburg liest sich, als sei es direkt im Büro des Bürgermeisters oder seiner Kulturstaatsrätin geschrieben worden.

null
Johannes Bruggaier

Dabei war die Idee doch ganz hervorragend. Nach all dem Hin und Her um die Zukunft der Bremer Weserburg, nach den wilden Neubauplänen in der Überseestadt und den Wallanlagen, sollte endlich eine Stimme von außerhalb Klarheit bringen. Ein Experte aus dem fernen München, der einmal so richtig schön unbelastet von all dem Bremer Klüngel eine vernünftige, objektive Einschätzung abgibt zu der Frage, was eigentlich werden soll aus diesem sturmumtosten Haus. Doch erst deckt sich die Stimme der Vernunft frappierend mit den Interessen der Bremer Politik. Dann stellt sich auch noch heraus: Es gibt weitaus mehr, was sich hier deckt. Nämlich ganze Sätze mit entsprechenden Formulierungen aus der Bremer Kulturbehörde – einmal sogar inklusive Kommafehler. Wie ist das zu erklären?

Klaus Sondergeld, der wegen seiner Regierungsnähe umstrittene Vorsitzende des Weserburg-Stiftungsrats sagt: Mit einer ausdrücklichen Bitte an den Experten, in seinem Gutachten einige Fragen zu berücksichtigen, die zuletzt in der Kulturdeputation aufgekommen seien.

Das widerspricht erstens seiner zuvor verbreiteten Behauptung, es habe über die eigentliche Aufgabenstellung hinaus an Friedel keinerlei inhaltliche Vorgaben gegeben. Zweitens wäre in einem solchen Fall selbstverständlich zu erwarten, dass ein Gutachter eine solche Bitte auch erwähnt, beim sinngemäßen, zum Teil sogar wortwörtlichen Abschreiben aber mindestens mal an eine Quellenangabe denkt.

Doch so haarsträubend diese Ausrede auch ist – selbst wenn sie stimmen sollte, lässt sie tief blicken auf den Grund Bremischer Kulturpolitik. Man muss sich das mal vorstellen: Da holt der Stiftungsrat eines vom Rotstift des Senats bedrohten Museums eine „unabhängige“ Expertise ein, bittet diese aber zugleich darum, doch auf die „Fragen“ ebenjener Regierung einzugehen, die sich aus ihrer Verantwortung für die Kosten des Hauses stehlen möchte. Das kann nicht wahr sein? Oh doch: in Bremen schon.

Auch interessant

Kommentare