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Italien führt strenge 3G-Regel ein: Kein Vergnügen, kein Urlaub, kein Job

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Von: Johannes Nuß

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Streng, strenger, Italien: Zum 15. Oktober 2021 weitet die Regierung in Rom die 3G-Regel auf die komplette Arbeitswelt aus. Ungeimpften droht eine schwere Zeit.

Rom – 400 bis 1000 Euro! So hoch ist die Strafe in Italien, wenn ein Arbeitnehmer ab dem 15. Oktober 2021 keinen „Green Pass“ vorlegen kann*. Denn die Regierung in Rom hat zu diesem Datum die Zertifikatspflicht auf die komplette Arbeitswelt ausgeweitet*. Somit sind in Italien nun auch alle Angestellten in der Privatwirtschaft sowie Beamte in öffentlichen Ämtern dazu verpflichtet, entweder geimpft, genesen oder frisch getestet zu sein. Auch Selbständige sind von der Regel betroffen, insgesamt sind es so rund 18 Millionen Personen.

Land in der Euroäischen Union:Italien
Fläche:301.338 Quadratkilometer
Einwohner:60.026.546 (Stand: 30. Juni 2020)
Internationale Vorwahl:+39
Premierminister:Mario Draghi

Inzwischen wird der Pass in Italien auch liebevoll „Super Green Pass“ genannt, denn inzwischen sind die Italiener fest davon überzeugt: Kein Land in Europa geht mit dem Zertifikat soweit wie Italien. Inzwischen sah sich sogar der Karikaturist Emilio Giannelli dazu genötigt, eine Zeichnung für die erste Seite der Zeitung „Corriere della Sera“ anzufertigen, auf der die italienische Trikolore zu sehen ist. In der Mitte prangt mit riesigen weißen Streifen ein QR-Code und darüber steht: „Nationale Einheit.

Italien führt strenge 3G-Regel ein: Green Pass für Angestellte, Beamte und Selbständige

Eine Karikatur deshalb, weil die postulierte Einheit alles andere als eine Einheit ist. Denn immer noch sind von den 18 Millionen Angestellten und Beamten vier Millionen nicht geimpft. Die restlichen 14 Millionen besitzen den „Green Pass“ – die meisten als Geimpfte.

Dabei räumt die vierte Verschärfung der Zertifikatspflicht auch mit Absurditäten wieder auf. So war es bislang in Italien beispielsweise so, dass Restaurantbesucher, die im Inneren des Lokals speisen wollten, den „Green Pass“ vorlegen mussten. Der Kellner oder die Kellnerin hingegen braucht den Ausweis bisher nicht. Jetzt macht man in Italien alle gleich und somit gilt die Regel nun auch wirklich für alle.

Mario Draghi, Ministerpräsident von Italien, winkt.
Bereits zum vierten Mal hat der italienische Ministerpräsident Mario Draghi die 3G-Regel nun verschärft. (Archivbild) ©  Mauro Scrobogna/dpa

Kontrolliert werden soll das Ganze in Firmen und Verwaltungen durch dafür abgestellte Abteilungsleiter, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Wer den „Green Pass“ nicht vorzeigen kann, muss wieder nach Hause gehen und wird mit einer Geldstrafe zwischen 400 und 1000 Euro belegt. Bei einem gefälschtem „Green Pass“ droht ein Strafverfahren, wer fünf Tage und länger unentschuldigt von der Arbeit fern bleibt, dessen Lohn wird ausgesetzt.

Italien führt strenge 3G-Regel ein: Home-Office einzige Option für Nicht-Geimpfte statt „Green Pass“

Einzig die Option im Home-Office zu arbeiten, bietet eine Alternative für Nicht-Geimpfte. Damit es dabei aber kein Schlupfloch gibt, dürfen beispielsweise Beamte nur maximal 15 Prozent ihrer Arbeitszeit im Home-Office verbringen. Einzig eine Entlassung oder Degradierung wird mit dem neuen Dekret der Regierung ausgeschlossen.

Bei dem neuen Dekret handelt es sich bereits um die vierte Verschärfung der sogenannten 3G-Regel in Italien. Zunächst galt die „Green Pass“-Pflicht in Restaurants, Fitnesscentern, Kinos, Stadien und Messen. Kurz darauf folgten Dekrete für überregionale Reisen in Flugzeugen, Bussen, Zügen und Fähren, bevor schließlich auch die Schulen und Universitäten mit aufgenommen wurden. Zu verdanken haben die Italiener die gravierenden Eingriffe in die Grundrechte den Widerstandsbewegungen „No Pass“ und „No Vax“.

Italien führt strenge 3G-Regel ein: Italien gehört zu den Ländern in Europa mit einer der höchsten Impfquoten

Immerhin: Italien gehört zu den Ländern in Europa mit einer der höchsten Impfquoten. Bereits 75 Prozent der Bevölkerung über 12 Jahre ist komplett durchgeimpft. In den Regionen Lombardei und Latium, die wirtschaftlich zu den stärksten in ganz Italien zählen, ist diese Quote sogar noch einmal höher. Premierminister Mario Draghi brachte jüngst auch eine Impfpflicht ins Spiel. Diese Option werde derzeit geprüft, so der Regierungschef. Aber eigentlich hofft man in Rom, dass die vierte Verschärfung zum „Super Green Pass“ ausreichend ist.

Einen Kampf gibt es noch um die Corona-Tests. Bislang waren diese in Italien gratis. Doch das ändert sich. Gratis Tests sollen nur in Ausnahmefällen möglich sein. Ziel ist es schließlich, dass sich alle impfen lassen. Wer alle 48 Stunden einen Test bezahlt bekomme, bei dem falle der Anreiz dazu weg, sagte Premierminister Mario Draghi. In der ersten Phase hat Draghi aber noch ein Einsehen mit seinen Landsleuten. So kosten die Tests zunächst 15 statt 22 Euro für Erwachsene und acht Euro für unter 18-Jährige. * kreiszeitung.de, wa.de und merkur.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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