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Aldi, Edeka und Rewe: Warum auch Bier und Fleisch teurer werden

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Von: Yannick Hanke

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Waren wie Sonnenblumenöl oder Mehl sind knapp in den Supermärkten. Fleisch und Bier bei Aldi, Edeka oder Rewe könnten nun teurer werden. Die Gründe.

Berlin – Manch ein Bundesbürger hat wohl die Befürchtung, von einem auf den andern Tag verhungern zu müssen. Wie sonst erklärt sich das nicht allzu sinnvolle Horten und Lagern von Lebensmitteln sonst? Ja, Lebensmittel wie Mehl oder Sonnenblumenöl in Discountern und Supermärkten wie Aldi, Edeka oder Rewe sind knapp. Fleisch und Bier könnten zudem teurer werden. All diese Entwicklungen ausschließlich mit dem Ukraine-Krieg* in Verbindung zu bringen, entbehrt aber auch jeder Logik. Die Gründe sind vielmehr mannigfaltig.

Aldi, Edeka, Rewe: Weniger Speiseöl und Mehl in den Regalen – ist nur der Ukraine-Krieg schuld daran?

„Alles für alle bis alles alle ist“, lautet der Titel eines Albums der Berliner Reggae-Gruppe Ohrbooten. Getreu diesem Motto scheinen viele Menschen in Deutschland derzeit ihre Einkäufe zu tätigen. Das spiegelt sich in den Beständen von Discountern und Supermärkten wie Aldi, Edeka oder Rewe wider: mal mangelt es an Speiseöl, mal ist Mehl nur noch rar gesät. Zudem macht die Runde, dass Bier und Fleisch teurer werden sollen.

Im Vordergrund ist eine Bierflasche zu sehen. Im Hintergrund ein Tiefkühlregal in einem Supermarkt, das Fleischprodukte enthält.
In Discountern und Supermärkten wie Aldi, Edeka oder Rewe könnten künftig auch Fleisch und Bier teurer werden. (kreiszeitung.de-Montage) © Sergey Kozmin/dpa/Gottfried Czepluch/imago

Dies jedoch nur als Auswirkung des Ukraine-Kriegs, der von Russlands Präsident Wladimir Putin geführt wird, abzutun, wird der Sache nicht gerecht. Man nehme nur das Beispiel Fisch und Fleisch. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums importiert Deutschland fast 75 Prozent seiner Fischbestände aus Norwegen und China. Aus Russland stammen hingegen nur zwei Prozent des jährlichen Bedarfs.

Fisch aus Russland geringer bei Aldi, Edeka oder Rewe verfügbar – doch nur Zander davon betroffen

Laut „Zeit Online“ ist einer der Importeure Followfood, ein Biofischhändler, der Zander in Russland einkauft. Über 20 Jahre lang wurde der Süßwasserfisch in einer Fabrik für den deutschen Markt und somit auch für Discounter und Supermärkte wie Aldi, Edeka oder Rewe verarbeitet. Nach Informationen des „Handelsblatts“ ist hiermit nun aber Schluss – aus Solidarität gegenüber der kriegsgebeutelten Ukraine.

Zeitlich begrenzte Knappheiten von Lebensmitteln gab es aber auch immer wieder während der Corona-Pandemie. Der Ukraine-Krieg und Sanktionen, die gegen Russland ausgesprochen werden, lassen wiederum die Preise nach oben steigen. Angespannte Lieferketten belasten vor allem auch die Fleischindustrie, weswegen Schlachtereien von Tönnies, Vion oder Westfleisch bereits Supermarktketten wie Aldi, Edeka oder Rewe auf Preiserhöhungen eingestimmt haben. Darüber berichtet „Agrarheute“.

Fleisch-Riese Tönnies rechnet mit Lieferengpässen von Rindfleisch zu Ostern – kein Braten von Aldi oder Edeka?

Wie Tönnies selbst kommuniziert, habe man wöchentlich 3000 Tonnen Hähnchenbrustfilets und Futtermittel, deren Fehlen sich auf Niedersachsens Landwirtschaft auswirkt, geliefert bekommen. Nun aber würde diese Hähnchenbrustfilets fehlen, ein Ausfall von Lieferungen für Discounter und Supermärkte in Deutschland könne nicht mehr ausgeschlossen werden.

Und auch beim Rindfleisch könnte es rund um Ostern Mitte April 2022 zu Lieferengpässen kommen. Denn die Schlachttiere könnten laut Tönnies nur mit „enormem finanziellen Mehraufwand“ erworben werden. Tatsächlich seien die Preise für Schlachtschweine binnen weniger Wochen um 45 Prozent und damit um fast die Hälfte angestiegen. Kriegsbedingt gestiegene Getreidepreise hätten nämlich zu „einer Rekordversteuerung bei der Schweineproduktion“ geführt.

Bier könnte bei Aldi, Edeka oder Rewe teurer werden – denn Ukraine ist einer der größten Produzenten von Getreide

Der Konsument an sich, also die Verbraucher, die Fleisch in Märkten wie Aldi, Edeka oder Rewe* kaufen, sollten es verschmerzen können. Schließlich hatte die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) erst im März 2021 darüber informiert, dass der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch 2020 so niedrig lag wie seit mehr als 30 Jahren nicht. Der konkrete Wert belief sich dabei auf einen jährlichen Fleischkonsum von 57,3 Kilogramm pro Person – was natürlich eine immer noch unvorstellbare Menge darstellt.

Wer sich aber nicht von seinem gewohnten Fleischkonsum lossagen kann oder will, muss in Discountern oder Supermärkten wie Aldi, Edeka oder Rewe mit einem saftigen Preisaufschlag rechnen. Das gilt auch für die Preise von Bier*. Vor dem Hintergrund, dass die Ukraine zu den größten Produzenten verschiedener Getreidesorten gehört, warnt der Deutsche Brauerbund: „Solch drastische Kostensteigerungen werden über kurz oder lang auf den Endpreis der Produkte umgelegt werden müssen“.

Wird Bier im Supermarkt teurer? Manche Marken gehen Preiserhöhung nicht mit – noch nicht

Immerhin: Nicht alle Biere, die im Sortiment von Aldi, Edeka oder Rewe angeboten werden, sollen teurer werden. Die „Lebensmittel-Zeitung“ verweist darauf, dass die Händler beispielsweise für Warsteiner noch keine Preiserhöhungen angekündigt hätten. Gleiches gilt für die Bitburger-Marke König Pilsener, die den Einkäufern, also Discountern und Supermärkten, noch kein entsprechendes Schreiben vorgelegt hätte.

Vielmehr wird davon ausgegangen, dass Preiserhöhungen bei populären Biermarken spätestens im Herbst stattfinden. In diesem Kontext bezieht sich die „Lebensmittel-Zeitung“ explizit auf Warsteiner und beruft sich auch auf die Einschätzung von einem Handelsmanager. Schließlich habe die Brauerei diese Strategie schon 2019 angewandt. Damals hatte sich die Branche zum bisher letzten Mal neuen Bierpreisen ergeben.

Leere Bier-Regale bei Aldi, Edeka oder Rewe möglich – „Auslistungen drohen“

Teureres Bier bei Aldi, Edeka oder Rewe erscheint also im Bereich des Möglichen. Doch dürften diese Preiserhöhungen im Handel laut Veltins-Chef Michael Huber auch auf Widerstand stoßen. Die Händler würden versuchen, mit den Brauereien um Zugeständnisse zu kämpfen.

Diese seien jedoch nur bedingt möglich. Und deswegen würden „Auslistungen drohen, weil sich manche nicht einigen können“, zitiert die „Lebensmittel-Zeitung“ Veltins-Chef Huber. Die Konsequenz: die ein oder andere Biermarke könnte im Laufe des Jahres aus den Regalen von Aldi, Edeka oder Rewe verschwinden. Hopfen und Malz wären also im wahrsten Sinne des Wortes verloren.(Stand der Daten: 17. März 2022) * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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