1. Startseite
  2. Deutschland

Corona-Impfung: Woher schwere Nebenwirkungen kommen könnten

Erstellt:

Von: Carolin Gehrmann

Kommentare

Die Corona-Impfung verursacht bei manchen Menschen gesundheitliche Probleme bis hin zu bleibenden Schäden. Nun gibt‘s neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Ursachen des Post-Vac-Syndroms.

Berlin – In einigen, wenn auch äußert wenigen Fällen, kann eine Corona-Impfung krank machen. Von einem solchen Post-Vac-Syndrom spricht man, wenn nach der Impfung starke, teils bleibende Reaktionen auftauchen, die erhebliche gesundheitliche Probleme verursachen. Für die Betroffenen ist der Leidensdruck durch das Post-Vac-Syndrom oft groß. Nicht nur, weil sie ihren Alltag nach den Auswirkungen durch die Corona-Impfung teilweise nur noch unter Anstrengungen bewältigen können, sondern auch, weil sie mit ihren Beschwerden häufig nicht ernst genommen werden oder sich in die Ecke der sogenannten „Schwurbler“ gedrückt fühlen.

Post-Vac-Syndrom: Schwere Nebenwirkungen nach Corona-Impfung sind selten – sie können aber dauerhaft krankmachen

Tatsächlich kann es aber zu solchen schweren Impfreaktionen durch die Corona-Impfung kommen. An welchen Mechanismen das möglicherweise liegt, damit haben sich Forschende aus Chicago in den USA beschäftigt. Im Zentrum stand dabei ein bestimmter Antikörper, der bei einigen Personen nach der Corona-Impfung vom Immunsystem produziert wird. Dieser Antikörper reagiert sowohl auf das Coronavirus als auch auf ein bestimmtes Enzym, das eine wesentliche Rolle in der Regulierung des Blutdrucks spielt, wie der Deutschlandfunk berichtet.

Untersuchungen zu Post-Vac-Syndrom: Forscher entdecken Antikörper, der nach Impfung gegen körpereigene Enzyme reagiert

Wenn dieses System durcheinander gerät, kann das für die Betroffenen schwere Folgen haben – einige landen sogar auf der Intensivstation. Denn wenn Antikörper nicht nur gegen das Virus reagieren, das sie bekämpfen sollen, sondern auch auf Strukturen des eigenen Körpers, kann das schwere Schäden verursachen. Doch wie genau es dazu kommt, dass Antikörper durch die Impfung fehlgeleitet werden, ist derzeit noch nicht klar.

Post-Vac-Sybndrom: Impfreaktionen nach Covid-Impfung – bei einigen kommt es zu Bewusstseinstrübungen

Auch Harald Prüß von der Berliner Charité will dazu beitragen, dass es bald mehr Klarheit über die Entstehung von schweren Komplikationen und das Post Vac-Syndrom nach der Corona-Impfung gibt. Dazu untersuchen er und sein Team in Deutschlands Hauptstadt Berlin Menschen, die nach der Impfung über Bewusstseinstrübungen und ähnliche Auffälligkeiten klagten. Die Symptome können teilweise denen von Long Covid ähneln.

Corona-Impfung (Symbolbild)
Schwere Impfnebenwirkungen bei der Corona-Impfung sind selten. Ihrer Ursache sind Forschende nun etwas nähergekommen. (Symbolbild) © IMAGO/Felix Schlikis/Lobeca

Die Berliner Wissenschaftler untersuchten bei ihren Forschungen zum Post-Vac-Syndrom das Liquor der Betroffenen. Das ist die Nervenflüssigkeit, die sich in Gehirn und Rückenmark befindet. Normalerweise enthält es fast keine Zellen. Doch Prüß entdeckte im Nervenwasser seiner Patienten sowohl eine Vielzahl an Entzündungszellen als auch Antikörper.

Berliner Arzt findet Entzündungszellen und Antikörper, die auf das Hirngewebe reagieren

Das Vorhandensein dieser Zellen war für ihn ein starker Hinweis dafür, dass wirklich eine harte organische Ursache für die Beschwerden vorlag. Bei den Antikörpern konnten er und sein Team darüber hinaus noch aufzeigen, dass diese auch auf das Hirngewebe reagierten. Diese Wirkung sorgte offenbar für Funktionsstörungen des Gehirns der Patienten, die sich ähnlich wie „Brainfog“ bei Long Covid äußerten.

Nebenwirkung von Corona-Impfung: Herzmuskelentzündung als schwere Impfreaktion durch mRNA-Impfstoff

Darüber hinaus konnte ein weiteres deutsches Medizinerteam neue Erkenntnisse im Hinblick auf die schwere Komplikation Myokarditis gewinnen. Dabei handelt es sich um eine Herzmuskelentzündung, an der Menschen nach einer mRNA-Impfung erkrankten. Sie konnten zeigen, welcher Antikörper offenbar für die Entzündung sorgt. Ein weiterer wichtiger Biomarker, um die Ursachen schwerer Impfnebenwirkungen nach der Corona-Impfung zu identifizieren. 

Mit unserem Newsletter verpassen Sie nichts mehr aus Ihrer Umgebung, Deutschland und der Welt – jetzt kostenlos anmelden!

Es ist bekannt, dass Impfungen unter Umständen zu schweren Komplikationen führen können, dann spricht man von Impfschäden. Dazu kommt es, wenn Antikörper eine Autoimmunreaktion verursachen, also der eigene Körper angegriffen wird, wie auch im Fall der Corona-Impfung. Zu ihnen zählen neben Bewusstseinstrübungen auch Herzmuskelentzündungen und Sinusvenen- oder Hirnthrombosen. Solche Komplikationen müssen im Verdachtsfall beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gemeldet werden.

Post-Vac-Syndrom: Impfnebenwirkungen fallen wesentlich stärker aus als Impfreaktionen

Mit normalen sogenannten Impfreaktionen sind solche schweren Impfkomplikationen nicht zu vergleichen. Impfreaktionen fallen meist nicht so stark aus und sie sind auch nur vorübergehend. Kopfschmerzen, Schüttelfrost, leichtes Fieber oder Muskelschmerzen können nach Impfungen auftreten, sie verschwinden aber nach wenigen Stunden bis Tagen und sind nicht als Bestandtei des Post-Vac-Syndroms zu sehen. Der Grund für diese von der Impfung hervorgerufene „Mini-Grippe“ ist, dass der Körper einen Immunschutz aufbaut. Das Immunsystem arbeitet also.

Schwere Impfnebenwirkungen: Nur 0,2 Meldungen pro 1.000 Impfungen

Während derartige leichte Impfreaktionen recht häufig auftreten, sind die schweren Komplikationen nach einer Covid-Impfung nur äußerst selten. Nach Angaben des ZDF gab es bis Mai 2022 in mindestens 60 Fällen einen offiziell anerkannten Impfschaden durch eine Covid-Schutzimpfung. Demgegenüber stehen allerdings mehr als 180 Millionen verimpfte Dosen. Für die Anerkennung von Impfschäden sind die Versorgungsämter der Bundesländer zuständig. Bei über 180 Millionen verabreichten Impfdosen gab es insgesamt 296.233 Meldungen von Verdachtsfällen von Nebenwirkungen an das Paul-Ehrlich-Institut. Für alle Impfstoffe zusammen betrug die Melderate 1,7 Meldungen pro 1.000 Impfdosen, für schwerwiegende Reaktionen 0,2 Meldungen pro 1.000 Impfdosen.

Laut Neurologieprofessor Prüß von der Berliner Charité ist es oft aber auch reiner Zufall, dass bestimmte Erkrankungen kurz nach einer Impfung auftreten, dabei haben sie eigentlich eine ganz andere Ursache. Durch die zeitliche Nähe wird das Auftreten von den Betroffenen dann oft mit der Impfung in Verbindung gebracht. Die neurologische Krankheit Multiple Sklerose wird beispielsweise dreißig Mal am Tag von Ärztinnen und Ärzten in Deutschland diagnostiziert. Ein Zusammenhang mit der Impfung konnte aber nicht nachgewiesen werden, wie der Deutschlandfunk schreibt. Ob die Impfung die Hautkrankheit Gürtelrose auslöst, ist auch noch nicht abschließend geklärt, wobei wissenschaftlich einiges dagegen spricht.

Impfungen gegen das Coronavirus: Stärkerer Fokus auf Post-Vac-Syndrom und Ursachen für das Auftreten schwerer Impfkomplikationen nötig

Auch wenn eine Impfung gegen das Coronavirus auch weiterhin sinnvoll ist, muss in der Forschung ein stärkerer Fokus auf den Ursachen für das Auftreten schwerer Impfkomplikationen liegen. Die neu entdeckten Biomarker, die in diesem Fall mit Herzmuskelentzündungen und mit Hirnfunktionsstörungen in Verbindung gebracht werden, sind ein vielversprechender neuer Ansatz, um die Impfungen künftig möglicherweise sicherer machen zu können, damit es noch seltener zu solchen unerwünschten Wirkungen kommt.

 

Auch interessant

Kommentare