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Corona: Wie schnell man sich mit Omikron wieder anstecken kann

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Von: Carolin Gehrmann

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Die Omikron-Varianten des Coronavirus sind hochansteckend und erhöhen das Risiko, sich ein weiteres Mal zu infizieren. Wie schnell geht es? Woran liegt das?

Bremen – Gehören Sie noch zu den wenigen Glücklichen, die bislang von einer Corona-Infektion verschont geblieben sind? Vielleicht sind sie dann ein sogenannter „Novid“, also jemand, der sich einfach nicht mit dem Virus ansteckt. Oder hatten Sie die unangenehme Krankheit womöglich schon zum zweiten oder dritten Mal? Oder haben Sie erst im Zuge der Corona-Sommerwelle wegen Covid-19 flachgelegen und sorgen sich gerade, wieder krank zu werden, vor allem jetzt, wo die kältere Jahreszeit vor der Tür steht?

Angesichts Omikron BQ1.1 und XBB wächst die Sorge, sich erneut mit Corona anzustecken

Dann geht es Ihnen wie vielen Menschen in Deutschland, die sich gerade fragen, wie schnell man sich eigentlich nach einer überstandenen Infektion wieder mit dem Coronavirus anstecken kann. Gerade wegen der zurzeit grassierenden Omikron-Varianten BA.5, BQ.1.1 und XBB des Virus, die ja besonders gut den Immunschutz unterlaufen können und damit hochgradig ansteckend sind, wächst die Sorge, bereits nach kurzer Zeit wieder krank zu werden und länger auszufallen.

Freizeitausgleich gilt bei Krankheit als genommen.
Viele haben gerade erst wegen Corona flachgelegen und sind nun schon wieder positiv. Das liegt vor allem an der Omikron-Variante des Virus. © Christin Klose/dpa

Omikron BA.5 und BQ1.1 sorgen derzeit für viele Reinfektionen, woran liegt das?

„Schon wieder corona-positiv“, hört man derzeit oft. Woran liegt es, dass manche sich in diesem Jahr schon dreimal mit Corona infiziert haben? Vor allem der Omikron-Subtyp ist in seinen unterschiedlichen Ausprägungen für die teils recht kurz aufeinanderfolgenden Reinfektionen verantwortlich, wie verschiedenen Studien nahelegen.

So erklärt die Gesellschaft für Virologie, dass sich Menschen nach einer überstandenen Infektion mit einer anderen Virusvariante als Omikron, also mit einem älteren Typ des Virus, eine weniger starke Abwehr gegen Omikron aufweisen. Die Immunabwehr gegen Viren wird vom Körper nach einer überstandenen Erkrankung oder durch eine Impfung gebildet. Mit der Zeit wird diese weniger effektiv, der Schutz lässt nach.

Omikron führt zu milderen Verläufen – was einen schwächeren Immunschutz zur Folge haben könnte

Wenn sich dazu noch das Virus weiterentwickelt und, wie im Fall der Omikron-Subtypen, an entscheidenden Stellen verändert, kann es einen bestehenden Schutz unterlaufen – es kommt zur erneuten Erkrankung. Die Omikron-Variante hat allgemein zu milderen Verläufen geführt, weshalb Fachleute wie Christine Falk, Professorin für Transplantationsimmunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover glauben, dass auch die Immuantwort des Körpers schwächer ausfällt und sich dadurch nur ein geringerer Schutz aufbaut. Das erklärte die Medizinerin gegenüber der Tagesschau.

„Grundsätzlich wird das Immunsystem durch eine Infektion mit der Omikron-Variante nicht im gleichen Maß stimuliert wie durch eine Infektion mit der Delta-Variante – weil diese milden Verläufe das Immunsystem nicht so herausfordern“, bestätigt auch Martin Stürmer, Virologe am IMD Labor Frankfurt, im Gespräch mit dem ZDF.

Eine ähnliche Erklärung liefert Helmut Fickenscher, Virologe an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel: „Es ist für Atemwegserreger weit verbreitet, dass nur eine schwache Immunität entwickelt wird, sonst hätten wir eben auch nicht so viel Gelegenheit, einen Schnupfen einzufangen.“ Die Symptome einer milden Infektion mit dem Omikron-Erreger seien ja auch mit denen einer herkömmlichen Erkältung vergleichbar, sagte er im ZDF.

89 Prozent derjenigen, die sich nach Erstinfektion mit Omikron erneut ansteckten, waren ungeimpft und unter 15 Jahre

Vor allem Ungeimpfte haben ein hohes Risiko, schon nach kurzer Zeit ein weiteres Mal symptomatisch durch eine Reinfektion mit Omikron zu erkranken, wie eine dänische Studie herausfinden konnte. Schon 60 Tage nach einer Infektion mit der Omikron-Variante BA.1 war demnach eine Ansteckung mit der Variante BA.2 möglich, wenn auch selten. Dabei fällt auf, dass 89 Prozent derjenigen, die sich nach einer Omikron-Erstinfektion ein weiteres Mal mit einem Erreger der Omikron-Sublinie ansteckten, ungeimpft und unter 15 Jahre alt waren.

Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtete darüber, dass die Antikörper, die nach einer Ansteckung mit BA.1 im Körper gebildet werden, eine deutlich schwächere Abwehrwirkung gegenüber der BA.5-Variante aufweisen. Eine noch drastischere Bilanz als in der dänischen Studie zieht die Australische Gesundheitsbehörde AHPPC: Bereits 28 Tage nach einer Genesung könnte demnach eine erneute Infektion auftreten. Dabei bezieht sie sich vor allem auf den hohen Ansteckungsgrad der Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 und warnt vor einer starken Welle in diesem Winter 2022. Ihrer Ansicht nach würden die Reinfektionsraten in den nächsten Wochen und Monaten deutlich steigen, was eine Herausforderung für das Gesundheitssystem darstellen könnte.

Omikron BQ 1.1 und Omikron VBB könnten das Risiko für Reinfektionen noch weiter erhöhen

Dabei ist die Möglichkeit, dass das Virus weiter mutiert und sich neben den Varianten BQ.1.1 und XBB noch weitere Subtypen herausbilden, die noch ansteckender sind oder eventuell stärkere Symptome verursachen, noch gar nicht berücksichtigt. Experten haben drei verschiedene Szenarien modelliert, die uns im Winter bevorstehen könnten: ein reguläres, bei dem sich keine neuen, kränkermachenden Varianten herausbilden; ein mittelschweres, bei dem eine Variante im Vordergrund steht, die den Immunschutz zwar besser umgeht als die aktuellen, die aber nicht für schwerere Verläufe sorgt; und ein schweres, bei dem beides zusammentrifft: starke Übertragbarkeit und hohes Risiko für schwere Verläufe. Letzteres würde wohl einen Kollaps des Gesundheitssystems zur Folge haben.

Corona in Deutschland: Die Sorge vor Reinfektionen mit einer Omikron-Variante in diesem Winter wächst

Trotz der aufkommenden Omikron-Variante BQ.1.1 sprechen sich einige Fachleute wie der Virologe Hendrik Streeck gegen erneute Maßnahmen wie das Tragen einer Maske in Supermärkten oder in Restaurants aus. Seiner Ansicht nach könne nicht das Ziel sein, in Zukunft jede Welle zu verhindern. Ohnehin könnten Maßnahmen wie die Maskenpflicht in Innenräumen eine Infektionswelle ohnehin nur abschwächen und nicht vollständig brechen.

Aus Sorge vor einer Reinfektion, die mit den hochansteckenden Varianten immer wahrscheinlicher ist, tragen derzeit aber ohnehin schon wieder viele Menschen in Deutschland freiwillig eine Maske – fast jeder zweite Arbeitnehmer wünscht sich außerdem die Maskenpflicht im Büro. Die Angst vor einer erstmaligen oder einer erneuten Ansteckung mit dem Coronavirus ist also derzeit groß.

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