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Überfüllte Kinderkliniken: Trotz Corona wurden 2021 Hunderte Betten abgebaut

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Von: Carolin Gehrmann

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Die Zustände in deutschen Kinderkliniken werden derzeit als katastrophal beschrieben. Es fehlt an Betten. Doch auch in der Corona-Pandemie, wurden Plätze in Kinderkrankenhäusern abgebaut.

Berlin/Bremen – Wegen der akuten Welle an Atemwegsinfektionen sind die deutschen Kinderkliniken derzeit teilweise am Limit. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) hatte die Situation zuletzt als „katastrophal“ bezeichnet und auch Kinder- und Jugendärzte hatten deutschlandweit Alarm geschlagen. Besonders das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) greift gerade um sich. Kinder sind stark davon betroffen. Aber auch die Grippe und Corona sorgen weiterhin für viele Infektionen, Experten hatten bereits vor einer „Eskalation“ in Deutschland gewarnt.

Mitten in der Corona-Pandemie wurden in Kinderkliniken Betten abgebaut

Bei den Betten in Kinderkliniken herrscht ein erheblicher Mangel, vor allem im Intensivbereich herrscht Notstand. Doch nun wurde bekannt, dass auch 2021 – mitten in der Corona-Pandemie – Hunderte Betten in deutschen Kinderkliniken abgebaut wurden. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes ging die Zahl ging von 2020 bis 2021 um 288 auf 25.920 zurück. Die Linksfraktion im Bundestag hatte eine entsprechende Anfrage gestellt.

Betten-Not während RS-Welle: „Beschämend – das Gesundheitssystem ‚spart‘ bei unseren Kleinsten, weil sie sich nicht ‚rechnen‘“

Praxen, Kliniken und Notaufnahmen sind voll: Viele Kinder infizieren sich derzeit mit RS-Viren.
In deutschen Kinderkliniken herrscht derzeit vielerorts der Notstand wegen Bettenmangels. Doch auch während der Corona-Pandemie wurden diese abgebaut. © Renate Hoyer

Deren Fraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte diesen Abwärtstrend bei der medizinischen Versorgung von Kindern daraufhin scharf. „Das sind beschämende Zahlen. Von Jahr zu Jahr weniger Betten für Kinder in deutschen Kliniken. Das Gesundheitssystem ‚spart‘ bei unseren Kleinsten, weil sie sich nicht ‚rechnen‘. Diese skandalöse Logik muss ein Ende haben“, sagte er laut der Nachrichtenagentur dpa.

Schon vor Grippe und Corona: Kapazitäten in den Kinderkliniken in den letzten Jahren stetig gesunken

Die Kapazitäten in den Kinderkliniken sinkt bereits seit Jahren. Von 2018 bis 2020 verringerte sich die Zahl der Betten zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen laut Statistischem Bundesamt bereits um 455. Außerdem fehlt auch häufig das entsprechende Pflegepersonal, um die vorhandenen Betten auszulasten. Nach Angaben der Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin war schon zwischen 1991 und 2017 die Bettenzahl in der Pädiatrie um ein Drittel gesunken. Im gleichen Zeitraum stiegen allerdings auch die jährlichen Fallzahlen – von durchschnittlich 900.000 behandelten Kindern und Jugendlichen auf inzwischen mehr als eine Million.

Corona, Grippe und das RS-Virus haben den Mangel an Klinikbetten für Kinder sichtbar gemacht

Durch die jetzt grassierende Triple-Virus-Welle aus Corona, Grippe und RS zeigt sich dieses Ungleichgewicht auf den Kinderstationen auf dramatische Weise. In den meisten Fällen lassen sich derartige Atemwegsinfekte problemlos daheim behandeln. Doch wenn sich doch ein schwerer Verlauf abzeichnet, sollten Eltern auf einige Anzeichen bei den kleinen Patienten achten – denn manche erfordern, dass das Kind sofort in eine Klinik gebracht werden muss oder zumindest ärztlich untersucht werden sollte. Derzeit müssen Kinder teilweise sogar in Kliniken gebracht werden, die über 100 Kilometer entfernt sind. Im Notfall muss es allerdings unter Umständen schnell gehen.

„Im reichen Deutschland kann es nicht sein, dass Kinder oder erwachsene Patienten abgewiesen werden“

Angesichts dieses drastischen Mangels bei der medizinischen Versorgung kranker Kinder hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Hilfe zugesagt. Der Bundestag hat beschlossen, dass es für Kinderkliniken 2023 und 2024 jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich geben soll. Außerdem soll die Krankenhausvergütung reformiert werden. Bartsch forderte Lauterbach auf, jetzt schnell zu handeln. „Im reichen Deutschland kann es nicht sein, dass Kinder oder erwachsene Patienten abgewiesen werden“, sagte der Linken-Politiker in Richtung der Bundesregierung.

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