Candida auris: Gefährliche Pilzerkrankung breitet sich in Deutschland aus
Die Pilzinfektion Candida auris breitet sich in Deutschland aus. Noch seien die Zahlen gering, doch Forscher sehen dringenden Handlungsbedarf.
Würzburg – Eine Pilzinfektion namens Candida auris breitet sich weltweit immer weiter aus. Die Keime werden offenbar zunehmend resistenter. Forscher der Universität Würzburg zeigen, dass auch Deutschland betroffen ist. „Es lohnt sich jetzt, etwas zu tun“, so Oliver Kurzai, Mitautor der Analyse in Deutschland. Denn es gibt gute und schlechte Nachrichten.
Candida auris: Auch in Deutschland steigen die Fallzahlen
Im Vergleich zu den USA scheinen sich die Zahlen in Deutschland auf sehr geringem Niveau zu bewegen. 2015 wurde der erste Fall registriert, 2021 und 2022 waren es jeweils zwölf Patienten mit Candida auris. In den USA soll es knapp 1500 Fälle geben, berichtet die Frankfurter Rundschau.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern „sind die Fallzahlen bei uns zum Glück noch niedrig“, bestätigt auch Alexander Aldejohann, Mitautor der Studie an der Universität Würzburg. Dennoch sei Vorsicht geboten. Die Forscher verzeichneten, wenn auch auf niedrigem Niveau, einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen.
Candida auris
Die Pilzinfektion tauchte 2009 wie aus dem Nichts an mehreren Orten der Welt gleichzeitig auf. Seitdem breitet sie sich zunehmend aus – vorwiegend in den USA und in Italien, Spanien und Großbritannien.
Der Erreger gilt als gefährlich, da er gegen gängige Anti-Pilzmedikamente resistent ist. Zusätzlich ist Candida auris schwer nachzuweisen, so das Center for Disease Control (CDC) der USA. Der Erreger wird von Mensch zu Mensch übertragen, kann aber auch auf Oberflächen mehrere Wochen überleben. Die Infektion macht sich meist durch Fieber und Schüttelfrost bemerkbar, informiert das CDC. Bei gesunden Menschen ist die Gefahr einer schweren Infektion vorwiegend gering. Bei immunschwachen Patienten kann die Todesrate indes zwischen 30 und 60 Prozent liegen, so das CDC in Bezug auf eine begrenzte Anzahl an Daten.
80 Prozent der untersuchten Pilzstämme waren hoch-resistent gegenüber einem gängigen Anti-Pilzmittel, so die Studie. Zudem gab es 2021 und 2022 wahrscheinlich eine Übertragung im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung, beispielsweise in Krankenhäuser, Praxen oder Pflegeeinrichtungen. Das sollte als Alarmsignal gewertet werden, heißt es von der Universität Würzburg – auch weil die Dunkelziffer höher sein könnte, denn Deutschland hat keine Meldepflicht für die Infektion.
Candida auris in Deutschland: Forscher empfehlen schnelles Handeln – Einführung eines Meldesystems
Wenn die Fallzahlen aktuell also steigen, wie lange wird es dauern, bis die Ansteckungsquoten in Deutschland die der USA ähneln? „Wir müssen dafür sorgen, dass es bis dahin möglichst lange dauert“, mahnte Mitautor Kurzai im Interview mit dem Spiegel. Eine Meldepflicht für Candida auris sei dringend notwendig. Die Daten zeigten, dass Fälle bislang unvollständig erfasst würden. „Es lohnt sich jetzt, etwas zu tun“, so Kurzai.

Der Forscher betont aber auch: „Candida auris sei „kein Killerkeim, gegen den man nichts ausrichten“ könne. Hygienemaßnahmen könnten helfen, wenn sie schnell ergriffen werden. Dazu müssten Labore jedoch wissen, um welchen Pilz es sich handelt. Und auch wenn Candida auris schwer nachzuweisen ist, einen Vorteil hat es als Pilzinfektion offenbar gegenüber Viren wie Covid-19. Die Verbreitungsrate sei deutlich langsamer. Bislang müsse in deutschen Krankenhäusern also noch kein Patient, keine Patientin „Angst haben, sich mit Candida auris zu infizieren“, betont Aldejohann. Doch Kurzai geht bereits davon aus, „dass nach Candida auris weitere neuartige Pilze dem Menschen gefährlich werden können.“ Und auch Resistenzen gegen Antibiotika werden zunehmen zum Problem. (chd)