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Thüringen: Kulturerbe, berühmte Dichter und vielfältige Küche

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Von: Dagmar Schlenz

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Thüringen ist bekannt für bedeutende Kulturstätten wie Weimar und die Wartburg. Ein Ausflug zur Wirkungsstätte von Martin Luther im Herzen der Republik.

Erfurt – Das Bundesland Thüringen, amtlich auch als "Freistaat Thüringen" bekannt, befindet sich im Herzen der Bundesrepublik Deutschland. Mit einer Fläche von zirka 16.000 Quadratkilometern ist Thüringen hinter dem Saarland und Schleswig-Holstein das drittkleinste Flächenland der Republik. Vielen Menschen ist Thüringen durch die Wartburg und das Wirken Martin Luthers bekannt.

Name:Thüringen
Landeshauptstadt:Erfurt
Fläche:16.172 km²
Einwohner:2,143 Millionen (Stand 2019)

Thüringen grenzt im Osten an Sachsen, im Norden an Sachsen-Anhalt, im Nordosten an Niedersachsen, im Westen an Hessen sowie im Süden an Bayern. Zu den traditionellen Gerichten Thüringens gehören die Thüringer Klöße sowie die Thüringer Rostbratwurst. Das Bundesland hat allerdings nicht nur kulinarisch einiges zu bieten - auch Thüringens Natur ist einzigartig.

Thüringen: Eine wechselvolle Geschichte

Thüringen hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Das thüringische Land wurde erstmals während der Völkerwanderung besiedelt. Zu dieser Zeit bildete sich der namensgebende Stamm der "Thüringer", der sich am Thüringer Becken ansiedelte. Das Reich der Thüringer endete 531 nach Christus mit der Eingliederung in das fränkische Reich. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten schriftlichen Überlieferungen von der Gründung des Herzogtums Thüringen. Um 742 nach Christus kam der Missionar Bonifatius nach Thüringen, wo er auch das Bistum Erfurt gründete.

Martin Luther und die Wartburg

Die berühmte Wartburg bei Eisenach wurde im zehnten Jahrhundert von "Ludwig dem Springer" errichtet. Die größte Bekanntheit erlangte die Wartburg durch Martin Luther. Versteckt auf der Burg durch den Kurfürsten Friedrich dem Weisen übersetzte der damals geächtete Luther die Bibel ins Deutsche. Die Wartburg besteht in ihrer heutigen Form seit ihrem Wiederaufbau im 19. Jahrhundert. Sie ist seit 1999 UNESCO-Weltkulturerbe – und damit die erste deutsche Burg, die in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen wurde.

Die Wartburg bei Eisenach in Thüringen vor blauem Himmel mit leichter Bewölkung. Die Burg gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Martin Luther übersetzte hier das Neue Testament ins Deutsche.
Die Wartburg bei Eisenach gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Martin Luther übersetzte hier das Neue Testament ins Deutsche. © Martin Schutt/dpa

Thüringen: Auf den Spuren von Goethe und Schiller in Weimar

Die Geschichte Thüringens spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Baustilen der einzelnen Epochen wider. Im klassischen Weimar findet man beispielsweise das barocke Wohnhaus von Goethe und auch Schillers Wohnhaus aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Beide Häuser gehören seit 1998 zum UNESCO-Welterbe und sind heutzutage als Museen zugängig.

Die Dichter haben Weimar nachhaltig geprägt und sind daher auch heute noch im Stadtbild durch ein Bronzedenkmal verewigt. Die Skulptur gehört zu den bekanntesten Abbildern der beiden Dichter und steht vor dem deutschen Nationaltheater. Das Denkmal symbolisiert neben der Verbundenheit mit der Stadt Weimar auch die enge Freundschaft der beiden Dichter.

Bronzedenkmal von Goethe und Schiller vor dem Nationaltheater der Stadt Weimar in Thüringen.
Denkmal von Goethe und Schiller vor dem Nationaltheater der Stadt Weimar in Thüringen. © Jürgen Ritter/imago

Das Land Thüringen: Weimarer Republik und Nationalsozialismus

Nach der Abschaffung der Monarchie im Jahr 1918 war Thüringen politisch zerrissen. Bis zum September 1919 war Weimar der Tagungsort der Deutschen Nationalversammlung, die dann in den Reichstag nach Berlin umzog. Aus dieser Zeit stammt auch der Name Weimarer Republik. Das Land Thüringen entstand am 1. Mai 1920 aus einem Zusammenschluss von sieben thüringischen Freistaaten. Das spiegelte sich auch im damaligen Landeswappen wider, auf dem sieben Sterne auf rotem Grund zu sehen waren.

Unter der nationalsozialistischen Regierung erhielt das Land Thüringen 1933 ein neues Wappen mit einem Löwen, da die Sterne im ursprünglichen Wappen dem jüdischen Davidsstern ähnelten. Am 30. Januar 1934 verlor das Land Thüringen dann auch seine Eigenstaatlichkeit.

Gedenkstätte Buchenwald: Erinnerung an Deutschlands dunkle Vergangenheit

In der Nähe von Weimar befindet die Gedenkstätte Buchenwald, ein Zeugnis der dunklen Vergangenheit Deutschlands. Wo heute eine Gendenkstätte ist, befand sich von 1937 bis 1945 eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Insgesamt waren in dieser Zeit ca. 266.000 Männer, Frauen und Kinder aus verschiedenen europäischen Ländern inhaftiert, 56.000 Menschen starben bis zur Befreiung des Lagers im April 1945.

Mehrere Teile des Konzentrationslagers wurde 1952 abgerissen, andere wurden umgestaltet und 1958 als Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald eröffnet. Nach der Wiedervereinigung wurde Buchenwald seit 1991 als Gedenkstätte neu gestaltet und enthält bis heute diverse Ausstellungen zur Geschichte des Konzentrationslagers.

Thüringen: DDR, Erfurter Gipfeltreffen und Wiedervereinigung

Nach der Gründung der DDR 1952 wurde das Land Thüringen von der DDR-Regierung aufgelöst und auf neue Bezirke aufgeteilt. In Erfurt fand 1970 das erste Treffen zwischen den Spitzenpolitikern der beiden deutschen Staaten statt. Beim Erfurter Gipfeltreffen tagten der damalige Bundeskanzler Willy Brandt und Staatsratsvorsitzender Willi Stoph im Erfurter Hof. Auf dem Weg dorthin wurden sie von einer großen Menschenmenge begleitet, die dem westdeutschen Politiker Willy Brandt zujubelte. Am 3. Oktober 1990, dem Tag der Wiedervereinigung, wurde das Land Thüringen dann neugegründet.

Naturlandschaften Thüringer Wald und Thüringer Becken

Bei Spaziergängern und Wanderern beliebt ist der Naturpark Thüringer Wald südlich von Eisenach. Das waldreiche Mittelgebirge ist das höchste Gebirge in Thüringen und reicht von der Werra bis zum Frankenwald. Auf dem Rennsteig, einem beliebten Höhenwanderweg im Thüringer- und Frankenwald, können Naturliebhaber auf knapp 170 Kilometern durch einzigartige Landschaften wandern. Auch Wintersportler zieht es in den Thüringer Wald mit seinem international bekannten Wintersportzentrum in Oberhof.

Drei Ski-Langläufer laufen durch einen verschneiten Wald. Oberhof im Thüringer Wald ist ein bekanntes Ski-Gebiet in Thüringen.
Ski-Langläufer bei Oberhof im Thüringer Wald. © Martin Schutt/dpa

Weiter nordöstlich liegt das Thüringer Becken, das etwa ein Sechstel der Fläche von Thüringen einnimmt.
Im Kern des Beckens erhebt sich die „Fahner Höhe“, ein Muschelkalkrücken, auf dem auf etwa 1.300 Hektar verschiedene Obstsorten angebaut werden. Der Obstanbau hat in Thüringen eine lange Tradition, die bis in das 18. Jahrhundert zurückreicht. Aus den Kirschen, Äpfeln, Birnen und Mirabellen werden Säfte, aber auch Liköre und Weine hergestellt. Die Qualität der Früchte und der daraus gewonnenen Produkte ist weit über die Landesgrenze hinaus bekannt.

Thüringen kulinarisch: Von Thüringer Rostbratwurst bis LPG-Kuchen

Thüringen ist ein vielfältiges Land mit einer ebenso vielfältigen Küche, die einzigartige Gerichte und Spezialitäten zu bieten hat. Hierzu gehören:

Bei den traditionellen Thüringer Klößen handelt es sich um Kartoffelklöße, welche aus mehlig kochenden Kartoffeln hergestellt werden. Die Kartoffelmasse wird dabei mit einem Geschirrtuch ausgepresst. Zu den Klößen wird gerne Rotkohl sowie Fleisch oder Fisch gereicht.

Zu den bekanntesten Spezialitäten zählt die Thüringer Rostbratwurst. Für das Original gelten strenge Regeln: sie muss zwischen 15 und 20 Zentimetern lang sein, das Gewicht pro Stück darf zwischen 100 und 150 Gramm liegen. Gewürze verfeinern die Wurst, die entweder roh oder gebrüht gebraten wird. Eine Thüringer Bratwurst darf auf keinem Volksfest fehlen – sei es auf dem Freimarkt in der Hansestadt Bremen oder beim Karneval in Nordrhein-Westfalen.

Und nach den deftigen Speisen vielleicht noch etwas Süßes, zum Beispiel ein Stück LPG-Kuchen? Dieser Blechkuchen soll in den 60er Jahren in Thüringen kreiert worden sein. Seinen Namen hat der Kuchen von den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) in der DDR. Die kalorienreiche Backware besteht aus einfachen Zutaten, die man in der DDR immer bekommen konnte.

Nicht nur Thüringen, sondern alle 16 Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland haben ihren Charme. Jedes ist auf seine Art besonders. Seien es die Wälder, Seen und Schlösser im malerischen Brandenburg, die zahlreichen Weinbaugebiete in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg oder das besondere Flair der Elbmetropole Hamburg. In unserer Heimat gibt es viel zu entdecken – und kreiszeitung.de zeigt es Ihnen.

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