Bei Schlaganfall-Symptomen sofort handeln – jede Sekunde zählt
Ein Schlaganfall tritt wie aus dem Nichts auf und ist immer ein Notfall. Schnelles Handeln ist gefragt, um schwere Folgen zu vermeiden. Daher sollte man die Anzeichen genau kennen.
Bremen – Betroffene trifft es meist wie der Schlag. Andere wiederum bemerken selbst zunächst nicht, dass etwas nicht stimmt, sondern werden von Angehörigen oder Bekannten auf die Anzeichen aufmerksam gemacht. In jedem Fall besteht sofortiger Handlungsbedarf, wenn es auch nur den kleinsten Verdacht gibt: Das könnte ein Schlaganfall sein! Dazu muss man allerdings wissen, wie sich dieser medizinische Notfall äußert. Denn im Ernstfall kommt es auf jede Sekunde an. Je schneller eine Behandlung eingeleitet wird, desto geringer ist das Risiko für bleibende Schäden.
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) zählt der Schlaganfall zusammen mit Herz- und Krebserkrankungen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Darüber hinaus ist er die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter.
Die Ursachen und Symptome eines Schlaganfalls sind vielfältig
Doch wie kommt es eigentlich zu einem Schlaganfall? Zunächst handelt es sich bei der Erkrankung mit dem Fachnamen Apoplex um ein gar nicht so schlagartiges Ereignis. Von einem Schlaganfall spricht man, wenn die Gehirnfunktion aufgrund einer mangelnden Durchblutung länger als 24 Stunden gestört ist.
Diese Durchblutungsstörung kann laut Deutscher Schlaganfallhilfe zwei Ursachen haben: Sie kann durch eine Hirnblutung hervorgerufen werden oder durch den Verschluss einer Hirnarterie durch einen Blutpfropfen oder eine Gefäßverkalkung, einem sogenannten Hirninfarkt. In allen Fällen kommt es in der Folge zu einer Unterversorgung in bestimmten Bereichen des Hirns, was Ausfallerscheinungen zur Folge hat. Das Hirngewebe stirbt ab, wenn die Durchblutung nicht schnell wieder hergestellt wird. Deshalb ist der Faktor Zeit auch so immens wichtig.
Die ersten Anzeichen eines Schlaganfalls erkennen und bei Symptomen sofort handeln
In manchen Fällen klingen die Symptome innerhalb von ein paar Stunden wieder ab, dann handelt es sich um eine sogenannte Transitorisch Ischämische Attacke, auch „kleiner“ Schlaganfall genannt. Die Mangeldurchblutung ist in diesem Fall nur vorläufig. Es handelt sich aber auch hierbei um einen medizinischen Notfall, da ein solches Ereignis in vielen Fällen ein Vorbote für einen richtigen Schlaganfall ist, wie die Neurologin Dr. Gabriele Bender in der NDR-Sendung „Visite“ erläutert.
Ein Schlaganfall kündigt sich oft schon Stunden oder Tage im Voraus mit ersten Symptomen an
Ob Attacke oder ausgewachsener Schlaganfall: In beiden Fällen ist das Gehirn unterversorgt, es kommt zu Ausfallerscheinungen. Daher sind die Symptome auch dieselben. Laut der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe sollte man auf folgende Warnsignale achten, vor allem, wenn sie ganz plötzlich einsetzen:
- Sehstörungen (Doppelbilder, eingeschränktes Gesichtsfeld, verschwommenes Sehen)
- Sprachstörungen und Verständnisstörungen
- Lähmungen oder Taubheitsgefühl, Kraftminderung, Gesichtslähmung
- Schwindel mit Gangunsicherheit
- sehr starker Kopfschmerz
Symptome wie Gesichtslähmung oder starker Kopfschmerz deuten auf Schlaganfall hin
Laut Dr. Bender sind am häufigsten ein Arm oder ein Bein von den Ausfallerscheinungen betroffen, es kommt zu einer halbseitigen Lähmung, die typisch für einen Schlaganfall ist. Konkret bedeutet das, der betroffenen Person fällt zum Beispiel plötzlich die Tasse aus der Hand oder sie fällt hin und kommt nicht mehr alleine hoch. Oft kommt noch eine Gesichtslähmung dazu, ein Mundwinkel hängt dann plötzlich herunter. Oft merken die Betroffenen das gar nicht selbst, sondern die Menschen in ihrem Umfeld.
Sprachstörungen sind ein Alarmzeichen – es besteht sofortiger Handlungsbedarf
Kommt es in Folge der Mangeldurchblutung im Gehirn zu Sprachstörungen, kann sich das darin äußern, dass die Betroffenen plötzlich sehr undeutlich sprechen, die Wörter kommen nicht richtig raus oder klingen verwaschen. In vielen Fällen haben die Betroffenen auch Wortfindungsstörungen. Die Neurologin Dr. Bender empfiehlt, das Gegenüber dann einen Satz nachsprechen zu lassen, um den Verdacht zu überprüfen.
Wenn jemand plötzlich sehr langsam spricht, Wörter oder Silben wiederholt oder sehr lange Pausen macht, sollte man aufmerksam werden. Es kann aber auch sein, dass der Betroffene Wörter nicht mehr richtig versteht, die er eigentlich kennt. Dann kann es passieren, dass er Anweisungen nicht oder falsch ausführt.

Was passiert, wenn man einen Schlaganfall hat?
Auch Sehstörungen treten häufig auf. Der Patient sieht dann doppelt oder ein Gesichtsfeld wird plötzlich nicht mehr wahrgenommen, die Person stößt sich dann an Dingen, die sie eigentlich sehen müsste.
Seltener treten hingegen Schwindel und Gleichgewichtsstörungen auf. Sie können aber auch eine Folge eines Schlaganfalls sein, genau wie schlagartig einsetzender, sehr heftiger Kopfschmerz, der oft auch von Übelkeit und Erbrechen begleitet ist. Ist der Gang also mit einem Mal unsicher oder jemand klagt über noch nie gekannte Schmerzen, ist das immer ein Alarmzeichen. Denn bei einem Schlaganfall besteht sofortiger Handlungsbedarf, damit die Schäden am Gehirn nicht dauerhaft sind.
Wie handelt man richtig bei Schlaganfall-Symptomen?
Dass man möglichst schnell handeln sollte, wenn die Anzeichen auf einen Schlaganfall hindeuten, wissen die meisten inzwischen. Aber wie verhält man sich eigentlich richtig? Was sollte man tun?
Mit dem FAST-Test die wichtigsten Anzeichen für einen Schlaganfall schnell (engl. „fast“) zu überprüfen:
Face (engl. für Gesicht):
Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
Arms:
Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
Speech (engl. für Sprache):
Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
Time (engl. für Zeit):
Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.
(Quelle: Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe)
Wenn sich der Verdacht erhärtet, dass die vorliegenden Symptome auf einen Schlaganfall hindeuten könnten, sollte man die Person als Erstes stabilisieren, das heißt, dafür sorgen, dass die Person richtig liegt oder sitzt und beruhigend auf sie einwirken.
Auf keinen Fall sollte man der Person etwas zu trinken oder zu essen geben, warnt die Neurologin Dr. Bender im NDR. Oft bietet man bei Schwindel oder ähnlichem ja erstmal ein Glas Wasser an. In diesem Fall sollte man das aber unterlassen, da oft ein operativer Eingriff nötig ist, um die Durchblutungsstörung im Gehirn zu entfernen. Dafür ist es ungünstig, wenn man vorher etwas gegessen oder getrunken hat.
Wenn man den Notruf 112 wählt, um den Notfall zu melden, sollte man zuerst seinen Namen sagen und den genauen Ort, an dem man sich befindet. Es ist auch wichtig, gleich darauf hinzuweisen, dass man einen konkreten Verdacht auf einen Schlaganfall hat und die Symptome genau schildern, denn dann wissen die Notfallretter Bescheid, dass wirklich jede Sekunde zählt.
Klassische Erste-Hilfe-Maßnahmen wie Herzdruckmassage helfen in diesem Fall nicht. Wenn der Patient allerdings bewusstlos wird, sollte man ihn in die stabile Seitenlage bringen. Das Wichtigste ist, dass man immer im Kontakt mit den Patienten bleibt, mit ihm spricht und ihn wachhält, bis die Rettungskräfte eintreffen.
Ein Schlaganfall ist ein Ausnameereignis und hinterlässt nicht selten bleibende Folgen. Diese können ganz unterschiedlich sein. Manchmal sind sie auch nur temporär und einige Patienten sind nach ein paar Tagen wieder fit. Es kann in der Folge eines Schlaganfalls zu halbseitiger Lähmung, Epilepsie oder Spastiken kommen.
Oft ist die Sprachfähigkeit von Patienten eingeschränkt – was aber nicht bedeutet, dass sie nichts verstehen, man sollte also trotzdem mit ihnen sprechen wie mit einem Erwachsenen – oder sie leiden oder Seh- und Konzentrationsstörungen. Manchmal verändert sich auch die Persönlichkeit und nicht selten entwickeln Betroffene anschließend eine Depression oder Angststörung. In der Reha erhalten Betroffene Unterstützung, um richtig mit der Krankheit umzugehen.
Risikofaktoren kennen, um Schlaganfällen vorzubeugen
Kann man etwas tun, damit es gar nicht erst dazu kommt? In erster Linie sollte man versuchen, die Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen, so gering wie möglich zu halten. Die Deutsche Schlaganfallhilfe listet folgende Faktoren auf:
- Bluthochdruck
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
- Rauchen
- Diabetes
- Stress
- Alkoholkonsum
- Vorhofflimmern
- Alter (mehr als 80 Prozent sind älter als 60 Jahre)
Treten mehrere dieser Risikofaktoren gleichzeitig auf, potenziert sich die Wahrscheinlichkeit zu erkranken. Das bedeutet, das Risiko steigt enorm an. Genauso kann es aber auch verringert werden, wenn man sein Verhalten an einigen Stellen ändert, beispielsweise Sport treibt, mit dem Rauchen aufhört oder regelmäßig für Entspannung sorgt. Die meisten Risikofaktoren sind nämlich vermeidbar.
Außerdem ist es wichtig, sich mit dem Thema Gesundheit allgemein auseinanderzusetzen und sich für die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu sensibilisieren. Hilfsmittel wie Gesundheits-Apps können da auch einen guten Beitrag leisten, so wie eine neue Handy-App, die künftig Schlaganfälle sogar vermeiden soll. Hierbei ist jedoch wichtig: Kein technisches Werkzeug kann eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung, ausreichend Bewegung und entsprechenden Ruhephasen ersetzen.