Hamsterkäufe im Supermarkt: Wo Sonnenblumenöl, Mehl, Fleisch und Bier knapp und teuer sind
Leere Regale bei Aldi, Lidl und Edeka: Welche Lebensmittel sind in Supermärkten und Discountern knapp, welche teuer? Das sagen Experten – und Kunden.
Bremen – Sie wollen Sonnenblumenöl oder Mehl kaufen? Dann könnten Sie in vielen deutschen Supermärkten und Discountern wie Aldi, Lidl und Edeka vor leeren Regalen stehen. Die Deutschen horten diese Produkte gerade, als könnten sie ohne nicht überleben. Die Szenen erinnern an die Hamsterkäufe von Toilettenpapier zu Beginn der Corona-Pandemie. Im Internet kursiert sogar schon der Hashtag #hamsterkauf, unter dem User auf Twitter Fotos von leeren Schränken im Supermarkt posten. Besonders begehrt: Mehl, Hefe und Speiseöl. Und sogar bei Toilettenpapier bzw. Klopapier gibt es schon wieder Hamsterkäufe.
Doch was ist dran an der Angst, bald auf diese Lebensmittel verzichten zu müssen? Werden sie tatsächlich bald nicht mehr lieferbar sein? Das haben wir sowohl Experten der Lieferbranche als auch Verantwortliche in Supermärkten gefragt.
Die überraschende Antwort: Nicht nur knappe Lebensmittel werden jetzt teurer – sondern auch Fleisch und Bier.
Aldi, Lidl und Edeka: Warum ist Sonnenblumenöl in Supermarkt und Discounter so knapp und teuer?
Sonnenblumenöl ist in Deutschland wegen des Ukraine-Krieges tatsächlich in Supermärkten wie Aldi, Lidl und Edeka zur Mangelware geworden. Das das sagt der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) aus. „Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen“, so der Ovid-Geschäftsführer Gerhard Brankatschk zur Deutschen Presseagentur (dpa).

Sonnenblumenöl wird derzeit knapp und teuer, weil es hauptsächlich aus der Ukraine exportiert wird – und die kann wegen des Krieges natürlich nicht liefern.
Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent über Importe. Auch aus der Ukraine, welche weltweit mit 51 Prozent eines der wichtigsten Exportländer für Sonnenblumenöl ist. Aber: Aufgrund des Ukraine-Krieges gibt es dort derzeit weder Produktion noch Lieferungen. Die Ukraine hätte zwar noch 2,5 Millionen Tonnen Rohöl, heißt es bei Ovid, doch diese würden wegen blockierter Lieferwege und Arbeitermangel nicht aus dem Land kommen.
Hamsterkäufe bei Aldi, Lidl und Edeka: Darum regen sich Kunden auf – so teuer ist Sonnenblumenöl
Über die teuren Preise bei Öl regen sich Kunden gerade auch in den Sozialen Netzwerken auf. Eine sei sogar „umgekippt vor Schock“ bei Blick auf die Preise bei Sonnenblumenöl. Und freuen sich dennoch, wenn Sonnenblumenöl oder Öl wieder verfügbar ist.
Bei Edeka wird nach Aussage der Filialleiterin eingekauft, was geht. Doch da Sonnenblumenöl so knapp sei, werde es teurer im Einkauf. Auch ein weiteres Alltags-Lebensmittel droht knapp zu werden. Daher müsse man auch die Preise für den Kunden erhöhen. Noch Anfang des Jahres kostete ein Markenprodukt bei Edeka 1,19 Euro. Ein Blick ins Regal zeigt: Jetzt kostet sogar ein Billigprodukt, offenbar das einzige, was man noch bekommt, ganze 4,99 Euro.
Speiseöl wird knapp: Sorge um Tiefkühlpommes und Chips bei Aldi, Lidl und Edeka
Nachschub ist in Supermärkten also erstmal nicht zu erwarten. Deswegen werden Flaschen mit Sonnenblumenöl auf ebay sogar schon zum fünffachen Preis angeboten.
Doch woher kommt eigentlich der Run auf das Sonnenblumenöl? Überleben wird man, salopp gesagt, auch ohne. Denn Verbraucherinnen und Verbraucher können bei Aldi, Lidl und Edeka ganz einfach auf andere Speiseöle umsteigen. Der Grund ist einfach: Sonnenblumenöl schmeckt gut, und ist viel billiger als etwa Olivenöl. Das ist der Grund, warum es vor allem bei Sparfüchsen beliebt ist.
Doch nicht nur bei denen. Auch Tiefkühlpommes und Chips werden mit Sonnenblumenöl hergestellt. Und genau das besorgt Fast-Food-Fans in den Sozialen Medien derzeit. Die Gute Nachricht: Sonnenblumenöl, das speziell für die geliebten Kartoffelecken und - Chips genutzt wird, wird ohnehin aus Südeuropa bezogen. Der Knabber-Nachschub ist also gesichert.
Zumindest in Bezug auf die Verknappung von Pommes gilt also: Es wird nichts so heiß gegessen, wie‘s gekocht wird.
Mehl, Hefe und Brötchen im Supermarkt: Warum werden die Preise bei Aldi, Lidl und Edeka immer teurer?
Doch nicht nur Sonnenblumenöl gehört zu den Exportschlagern aus der Ukraine. Das Land exportiert zusammen mit Russland 60 Millionen Tonnen Getreide jährlich. Das ist fast ein Drittel des weltweiten Getreideexports.
Deswegen haben derzeit viele Menschen Angst, dass Mehl und somit auch alle Mehlprodukte wie Brot oder Nudeln knapp und somit teuer werden könnten. Auch in Deutschland rennen die Menschen in Supermärkte wie Aldi, Lidl und Edeka. Sie horten Mehl – aus Angst vor Lieferengpässen.
Die gute Nachricht: Laut Industrieverband Agrar e. V. (IVA) ist der Bedarf an Weizen und Getreide in Deutschland gesichert. Wir bauen so viel Getreide an und produzieren selbst so viel Mehl, dass wir beim Export sogar mit der Ukraine um große Importländer wie Nordafrika konkurrieren. Aber wenn wir in Deutschland so viel davon haben, warum wird Mehl dann auch hierzulande immer teurer?
Ukraine-Krieg: Russland stellt den Export von Weizen, Gerste und Roggen erstmal ein
„Dass die Lebensmittelpreise teurer werden, liegt an den derzeit steigenden Energiepreisen“, sagt Constanze Rubach von der Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V. im Gespräch zu kreiszeitung.de. „Denn wenn die Energiekosten steigen, steigen auch die Produktionspreise – und dann am Ende der Preis für ein bestimmtes Produkt wie Mehl.“
Hinzu kommt: Russland hat jetzt gemeldet, den Export von Weizen, Gerste und Roggen zeitweise einzustellen. Damit solle der Bedarf im Land wegen des Ukraine-Kriegs gesichert und ein Anstieg der Preise verhindert werden, sagte Vizeregierungschefin Wiktorija Abramtschenko am Montag in Moskau.
Die Folge: Mehl wird auf der Welt zu einem knapperen Gut werden, was wiederum den Preis nach oben treiben wird. Und da auch der deutsche Mehlpreis an den Weltagrarmarkt gekoppelt ist, wird es vermutlich auch hierzulande zu massiven Preissteigerungen kommen.

Getreide wird begehrter und teurer – und dadurch nicht nur Mehl, sondern auch Fleisch und Bier
Also: Eine Weizenknappheit wird es in Deutschland voraussichtlich nicht geben – aber einen Preisanstieg. Und das nicht nur bei Mehl und Backwaren.
Die Preissteigerung werde auch Auswirkungen auf die Braugerste haben, und damit auf unser Bier, sagt Jörg Reisenweber von der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zum Bayerischen Rundfunk. Doch nicht nur das, auch andere Produkte werden teurer werden. „Es wird Auswirkungen haben auf die Futtermittel und somit dann gegebenenfalls auch auf tierische Produkte, Schweine, Milch und so weiter. Also wir müssen hier mit drastischen Verteuerungen rechnen.“ Das bedeutet: Auch Fleisch kann in Zukunft teurer werden.
Hamsterkäufe bei Aldi, Lidl und Edeka überflüssig! Das sagen Experten
Einige Produkte werden also teurer werden – auch bei Aldi, Lidl und Edeka. Aber ist auch die Angst der Käufer berechtigt, dass es bald keinen Nachschub mehr an gewissen Lebensmitteln geben wird? Wie berechtigt sind die Sorgen in diesem Moment wirklich?
„Grundsätzlich gilt die Lebensmittelversorgung in Deutschland als sicher“, sagt Constanze Rubach von der Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V.. Die Grundsicherung von Lebensmitteln in Supermärkten und Discountern sei nicht gefährdet. Es könne höchstens bei vereinzelten Produkten zu kurzfristigen Engpässen kommen, wie derzeit beim Sonnenblumenöl.
Dass derzeit eine ausreichende Versorgung mit allen Produkten sichergestellt ist, hat auch Jennifer Teichert von der Edeka-Pressestelle auf Nachfrage von kreiszeitung.de bestätigt: „In Einzelfällen kann es bei Speiseölen zu kurzzeitigen Lieferengpässen kommen. Es gibt aber weiterhin keinen Anlass, zusätzliche Vorräte anzulegen.“ Gut zu wissen.
Werden Lebensmittel bei Aldi, Lidl und Edeka jetzt viel teurer? Experte gibt Versprechen
Doch wie wird es die nächsten Wochen und Monate in Supermärkten wie Aldi, Lidl und Edeka weitergehen? „Ökonomen gehen davon aus, dass sich die allgemeine Teuerung bei Nahrungsmitteln erst einmal fortsetzt“, sagt Christian Böttcher, Pressesprecher beim Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVLH), im Gespräch mit kreiszeitung.de. Längerfristige Prognosen seien aufgrund der dynamischen Lage auf den Märkten zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich.
„Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) wird alle Möglichkeiten ausschöpfen, um auch weiterhin ein gutes Preis-Leistungsverhältnis anzubieten“, sagt Böttcher, und beruhigt auch Menschen mit niedrigem Einkommen. „Der LEH wird mit seinem Preiseinstiegsbereich auch Verbrauchern ein Angebot machen, die sehr genau auf ihre monatlichen Ausgaben schauen müssen.“ *merkur.de, fr.de, 24rhein.de, 24hamburg.de und kreiszeitung.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.