Neue WHO-Studie: Impfungen schützen doch nicht am besten vor Corona

Das beste Mittel gegen das Coronavirus? Sind Impfungen. Oder etwa doch nicht? Eine neue Studie der WHO widerspricht dem nämlich. Wie das zu verstehen ist.
Berlin/Genf – Impfungen galten lange Zeit, nicht zuletzt in Deutschland, quasi als das Patentrezept gegen das Coronavirus und etwaige Mutation wie beispielsweise Omikron BA.5 oder auch für gerade aufkommende Omikron-Varianten wie BQ.1.1. Sie sollten den besten Schutz vor der Pandemie bieten, die seit dem Frühjahr 2020 andauert. Nun aber liegen Daten einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor, nach denen die Spritze im Verbund mit dem jeweiligen Impfstoff doch nicht am besten vor dem Coronavirus schützen soll.
Corona in Deutschland: Impfungen schützen nicht am besten vorm Virus – laut WHO-Studie
Am Donnerstag, 3. November 2022, hat das Robert Koch-Institut (RKI) wieder einmal seinen monatlichen Impfbericht zur Wirksamkeit der Schutzimpfungen gegen das Coronavirus, nach denen es zu starker Menstruation kommen kann, veröffentlicht. Dort findet sich dieses Mal auch eine pikante Nachricht. Auf Seite 17 berichtet das RKI nämlich über die eingangs erwähnte WHO-Studie, an der sich auch die Einrichtung in Berlin selbst beteiligt hat.
Im Mittelpunkt der Studie stand die Frage, wie hoch denn eigentlich der Schutz vor einer erneuten Infektion mit der Omikron-Variante des Coronavirus durch eine vorangegangene Infektion mit dem Virus ist. Gezeigt hätte sich laut des RKI, „dass sowohl die hybride Immunität als auch eine alleinige vorangegangene Infektion einen etwas höheren Schutz gegen eine Omikron-Infektion vermitteln als eine vollständige Grundimmunisierung beziehungsweise Auffrischimpfung alleine“.
Überstande Corona-Infektion ohne Impfung: Sie soll besseren Schutz vor Virus bieten als nur eine Impfung
Zur Erklärung: „Hybride Immunität“ meint dabei die „Schutzwirkung, die durch eine Impfung und zusätzlich mindestens eine durchgemachte Infektion erreicht wird, wobei die Reihenfolge der Ereignisse als unerheblich erachtet wird“. Oder anders ausgedrückt: Wer sich gegen das Coronavirus impfen lässt und zudem bereits infiziert war, der weist den besten Immunschutz auf.
Und selbst eine überstandene Corona-Infektion ohne jegliche Impfung würde immer noch besseren Schutz vor dem Coronavirus bieten als eine Impfung allein. Ein Problem besteht jedoch auch: Ungeimpfte Menschen müssen eine Corona-Infektion erst einmal überstehen, respektive überleben. Schließlich, darauf verweist das RKI explizit, sei die Zahl der schweren Corona-Verläufe bis hin zu Long Covid sowie Todesfälle bei Ungeimpften unverändert deutlich höher als bei Geimpften.
Schutzwirkung hybrider Immunität gegen Omikron-Variante lässt schnell wieder nach
Der Haken an dem besseren Schutz gegen das Coronavirus allein nach überstandener Infektion: Die Immunität hält nicht allzu lange an. „Die Schutzwirkung der hybriden Immunität gegen Reinfektionen lässt zwar deutlich über die Zeit nach, jedoch langsamer als nach Covid-19-Impfung allein“, heißt es in diesem Kontext vom RKI. Die Studie habe die Schutzwirkung der hybriden Immunität vor einer Infektion mit der Omikron-Variante nach einem Monat mit 74,1 Prozent angegeben.
Nach sechs Monaten hätte diese Schutzwirkung noch bei 60,4 Prozent gelegen, nach einem Jahr sogar nur noch bei 41,8 Prozent. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang: Gegen schwere Corona-Verläufe durch die Omikron-Variante würde die Schutzwirkung der hybriden Immunität bei „anhaltend über 95 Prozent“ liegen.
Auffrischimpfung mit hohem Schutz gegen Hospitalisierung und tödlichem Corona-Verlauf – für bis zu drei Monate
Das seien laut dem RKI die Werte für Menschen, die „nur“ gegen das Coronavirus geimpft sind. Direkt nach einer Impfung würde der Schutz vor einer Infektion – in Abhängigkeit vom jeweiligen Alter – zwischen 41 und 76 Prozent liegen. Dieser Schutz vor einer Infektion würde nach sechs Monaten aber nur noch „maximal 13 Prozent“ betragen.
„Eine anhaltend hohe Effektivität zwischen 78 und 94 Prozent“ zeige „die Auffrischimpfung bis zu drei Monate nach der Impfung“ allerdings gegen schwere Verläufe wie Hospitalisierung oder Tod. Darauf verweist das RKI. Doch würden die Daten aus dem monatlichen Impfbericht auch zeigen, dass sich eine Corona-Infektion immer noch zu einer tödlichen Gefahr entwickeln kann.
Bedrohung durch Corona: Auffrischungsimpfung erhöht Schutz für ältere Menschen gegen das Virus
Die angesprochene Bedrohung durch das Coronavirus lässt sich im zuletzt vom RKI ausgewerteten Zeitraum von vier Wochen im September 2022 anhand der statistischen Daten gut ablesen. In diesem Zeitraum waren nämlich Menschen über 60 Jahre, die lediglich eine Grundimmunisierung gegen das Coronavirus aufwiesen, nur zu 49,9 Prozent vor einer Krankenhaus-Einweisung geschützt. Bei 73,1 Prozent lag der Schutz mit einer Auffrischungsimpfung.
Aber: Vor dem tödlichen Verlauf einer Corona-Infektion, der von einer Hamburger Studie hinterfragt wird, würde die Grundimmunisierung über 60-Jährige nur noch zu 42,1 Prozent schützen. Mit einer Auffrischungsimpfung wiederum hätte der Schutz bei immerhin 83,1 Prozent gelegen.