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Nach Russland-Öl: Warum Deutschland auch bei Erneuerbaren Energien Abhängigkeit droht

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Von: Felix Busjaeger

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Wind- und Solarenergie (Symbolbild)
Solarenergie soll künftig eine wichtige Rolle in Deutschland spielen. Das Problem: Fast alle Teile kommen aus China (Symbolbild) © Rainer Weisflog/IMAGO

Gerät Deutschland wegen des Ausbaus der Erneuerbaren Energie in die nächste Abhängigkeit? Ein Großteil der benötigten Teile für Solaranlagen kommt aus China.

Berlin – Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat Deutschland einen Plan: Sich aus der Abhängigkeit von Russland lösen. Seit nunmehr knapp einem Jahr drängt daher die Bundesregierung um Kanzler Olaf Scholz (SPD) auf die Energiewende. Künftig sollen Erneuerbare Energien die Versorgung zukunftssicher machen.

Mehr Unabhängigkeit könnte man meinen – allerdings gibt es ein großes Problem: Während Deutschland auf Öl und Gas aus Russland verzichtet, schlittert die Wirtschaft direkt in die Fänge eines anderen globalen Akteurs.

Erneuerbare Energien in Deutschland auf dem Vormarsch: Bei Solarenergie droht Abhängigkeit

Die Ampel-Koalition hat im Jahr 2022 die Route vorgegeben: Um künftig losgelöst von Russland die Energieversorgung zu garantieren, sollen Alternativen zu fossilen Brennstoffen her. Zwar wurde erkannt, dass LNG als Brückenenergieträger Lücken schließen kann, allerdings wird große Hoffnung auf Erneuerbare Energien gesetzt. Der schnelle Ausbau von Windenergie und Solarstrom in Deutschland stellt dabei einen wichtigen Impuls dar. Derweil fördern Nordsee-Stürme die Windenergie und machen Strom billiger.

Der Anteil an Solarstrom in Deutschland wächst, doch damit auch der Einfluss Chinas. Die asiatische Volksrepublik ist nämlich für die Produktion von etwa 75 Prozent der weltweiten Solarmodule verantwortlich und gewinnt damit auf dem Energiemarkt zunehmend an Bedeutung. Die Zeit spielt in dem Fall für die Chinesen: Denn zahlreiche Nationen haben sich strikte Vorgaben für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den kommenden Jahren gesetzt. So regelt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland, dass der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten deutlich reduziert werden muss. Für den privaten Gebrauch könnten in den nächsten Jahren Mini-PV-Anlagen interessant werden.

Solarenergie soll in Deutschland 40 Prozent ausmachen – Erneuerbare Energien werden wichtiger

Das mutmaßliche Ende für Gas, Öl und Kohle und der Siegeszug der Erneuerbaren Energien scheinen also festzustehen. Während zurzeit grüner Wasserstoff als essenzieller Energieträger für die Industrie verstanden wird, aber vor Transportproblemen steht, soll laut Focus die Solarkraft in den kommenden Jahren etwa 40 Prozent des Energiemixes ausmachen. Das Ziel ist zwar noch in weiter Ferne, allerdings zeigt sich bundesweit der Fortschritt beim Ausbau von Photovoltaik-Anlagen.

Besonders im Norden und Osten Deutschland ist das Wachstum an Solarenergie bemerkbar. Hinzukommt eine partielle Solarpflicht, die Photovoltaik auf Neubauten von Nichtwohngebäuden vorschreibt. Immer mehr Bundesländer schließen sich dem Trend an und treiben somit Deutschland in die nächste Energie-Abhängigkeit. Seit Monaten warnen Experten vor einem solchen Szenario. Solarzellen aus China dominieren den Markt. Währenddessen gibt es Erneuerbare Energie auch mal anders - nämlich als Wärme aus Abwasser.

Solarenergie mit einer Gesamtleistung von 200 Gigawatt in Deutschland: Wichtige Teile kommen aus China

Bis 2030 plant Deutschland mit Solarenergie mit einer Gesamtleistung von 200 Gigawatt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die Ausbauvorgaben in den kommenden Jahren massiv steigen. Alternativen zu den chinesischen Solarmodulen gibt es kaum. Selbst die gesamte Produktion in der EU ist kaum konkurrenzfähig zu den Herstellern in Fernost. Bereits 2022 stellte die Tagesschau fest, dass Deutschland beim Erdgas vor dem Ukraine-Krieg zu 55 Prozent von Russland abhängig war. Bei Solarzellen beträgt die Abhängigkeit von China etwa 95 Prozent.

Schon damals warnte der Experte Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft von diesem riskanten Zustand für die Energiewende in Deutschland. „Wir haben gesehen, wie schnell die geopolitische Lage sich ändern kann. Wer garantiert uns, ob wir uns in fünf Jahren noch mit gut mit China verstehen?“, sagte er der Tagesschau. „Und wenn wir von dort keine Solarzellen mehr bekommen, ist die Energiewende bei uns gestorben.“

Solar-Abhängigkeit von China: Deutschland war mal Marktführer

Das Tragische: Deutschland war bei der Entwicklung von Solarzellen einst Marktführer. Doch während hierzulande die Nachfrage einbrach, investierte China in den Markt und förderte Produzenten. Um wieder den Anschluss zu finden, wären in Deutschland massive Investitionen in die Solarenergie-Branche notwendig. Das geht unter anderem aus einem Bericht der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland hervor. Bis 2030 will Deutschland zudem den Ausbau von Windkraft in Deutschland noch stärker vorantreiben. Mega-Windparks sollen in der Nordsee entstehen.

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Dass die Anstrengungen dennoch sinnvoll sein könnten, zeigt nicht nur der Vergleich mit der Abhängigkeit von Russland. Der Solarenergie wird großes Potenzial für die deutsche Wirtschaft vorausgesagt. Derzeit ist es allerdings ein großes Potenzial, dass abhängig von den Interessen Chinas ist. Erneuerbare Energien könnten für Deutschland die nächste große Abhängigkeit bedeuten. Aus diesem Grund werden Solarfabriken für Deutschland nun wichtiger.

Energiewende in Deutschland: Abhängigkeit von China wächst

Losgelöst von den Bedenken zahlreicher Experten, läuft der Ausbau der Solarenergie in Deutschland zuletzt planmäßig. Doch wie der Bayerische Rundfunk im vergangenen November berichtete, leiden Solarzellen-Hersteller in Deutschland derzeit unter dem Preisdruck. Doch um die Energiewende voranzutreiben und den Anteil an Erneuerbaren Energien in Deutschland zu erhöhen, wird sich in den kommenden Jahren einiges tun müssen. Ein deutsches Unternehmen hat derweil Dachziegel entwickelt, die Strom und Wärme produzieren.

„Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, ist ein gewaltiger Kraftakt nötig“, sagte Heiko Stohlmeyer, Direktor Erneuerbare Energien bei PwC Deutschland, im vergangenen Jahr in einer Analyse des Unternehmens. „Die Produktion von Strom aus Solar müsste bis 2040 jährlich um über sieben Prozent zulegen. Das entspricht in manchen Jahren einem Zubau von rund 20 Gigawatt Solarstrom-Leistung zusätzlich pro Jahr – das ist dreimal so viel wie im bisherigen Rekordjahr 2011, als 7,9 Gigawatt Leistung verbaut wurden.“

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