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Risikofaktor Lebensstil bei Demenz: Wie falsche Ernährung die Krankheit beeinflusst

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Von: Carolin Gehrmann

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Mit der richtigen Ernährung und Bewegung lässt sich eine Demenzerkrankung nicht verhindern, zumindest aber aufhalten. Das gilt auch, wenn bereits Krankheitssymptome bestehen. Worauf man achten sollte und welche Faktoren den geistigen Abbau beschleunigen.

Bremen/Helsinki/Sao Paulo – Eine ungesunde Lebensweise ist ein großer Risikofaktor, um eine Alzheimer-Erkrankung zu entwickeln. Das hat eine Gruppe Forschender aus Helsinki herausgefunden. In der bedeutenden aktuellen Studie untersuchten sie über 1.200 Personen mit einem erhöhten Demenzrisiko. Dazu gehören vor allem Vorerkrankungen wie Depression, Bluthochdruck – aber eben auch eine ungesunde Lebensweise und Ernährung mit viel Fertigkost, Bewegungsmangel und Rauchen.

Doch man könne dem geistigen Verfall im Alter auch vorbeugen, indem man seinen Alltag gesünder gestaltet, wie die Demenz-Studie zeigt – sogar bei einer genetischen Veranlagung für Demenz. Auch bei bereits Erkrankten kann man mit einer gesünderen Lebensweise und Ernährung noch positive Ergebnisse erzielen. Aber worauf sollte man dabei genau achten?

„Pandemie des Vergessens“: Alzheimer- und Demenzerkrankungen nehmen immer mehr zu – welche Rolle spielt Ernährung bei Demenz?

Zunächst ein paar Zahlen, warum das Thema Alzheimer und was man dagegen tun kann, so wichtig ist: Weltweit sind nach aktuellen Schätzungen rund 50 Millionen Menschen an Demenz erkrankt und für die kommenden Jahrzehnte wird mit einem deutlichen Anstieg gerechnet. Mediziner sprechen bereits von einer „Pandemie des Vergessens“.

In Deutschland leben nach neuesten Berechnungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft rund 1,8 Millionen Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Die Zahl der Demenzpatienten nehme aufgrund der Altersstruktur kontinuierlich zu. Daher ist es wichtig, die Risikofaktoren und Anzeichen der Erkrankung zu kennen, um rechtzeitig vorbeugen zu können. So kann sich das Auftreten der Demenz-Symptome möglichst weit hinausschieben lassen. Und auch die Ernährung kann in Sachen Demenz eine Rolle spielen.

Wie man einer Demenz über die Ernährung vorbeugen kann

Die Ernährung ist einer der wichtigsten Faktoren in dieser Hinsicht, wenn es darum geht, Demenz-Symptome möglichst weit hinauszuschieben. Das finnische Forschungsteam konnte gute Ergebnisse feststellen, wenn bei der Ernährung auf eine gute Balance von Eiweißen, Fetten, Kohlehydraten, Ballaststoffen und Salz geachtet wurde. Speisen sollten hauptsächlich aus Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Rapsöl bestehen. Außerdem empfehlen sie mindestens zwei Fischgerichte in der Woche.

Ein Brokkoli auf einem Teller neben einem Hamburger auf einem Teller
Wer dem Entstehen von Demenz vorbeugen will, sollte auf eine gesunde Ernährung mit möglichst wenig Fertigprodukten achten. © Alex9500/IMAGO

Meiden sollte man, wenn man mit richtiger und guter Ernährung etwas gegen Demenz-Symptome tun will, neben Alkohol und raffiniertem Zucker vor allem auch sogenannte Transfettsäuren. Dabei handelt es sich um gesundheitsschädliche Fette, die vor allem in industriell hergestellten Lebensmitteln wie Fertiggerichten und -Backwaren oder Frittiertem wie Pommes und Kartoffelchips vorkommen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist die schädigende Wirkung von Transfetten auf den Stoffwechsel und den Organismus bei regelmäßigem, hohem Verzehr eindeutig belegt. Das Risiko für bestimmte Krankheiten, vor allem für Diabetes, Herzerkrankungen, Übergewicht und Automimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose steigt.

Demenz-Symptome und geistigen Verfall möglichst weit hinausschieben – das geht mit der richtigen Ernährung

Den Zusammenhang zwischen Fertigkost und dem geistigen Abbau konnte auch ein Forschungsteam aus Sao Paulo in Brasilien nachweisen. In ihrer Langzeituntersuchung von 11.000 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 51 Jahren stellten sie fest, dass hohe Mengen an industrieller Fertigkost das Risiko, seine kognitiven Fähigkeiten zu verlieren, um 28 Prozent erhöht. Im Umkehrschluss könne das aber auch bedeuten, dass man den geistigen Abbau – so wie eben bei einer Demenz – verlangsamen könne, wenn weniger hochverarbeitete Lebensmittel verzehrt werden, wie die Leiterin der Studie, Natalia Gonçalves, erklärt.

Was sind „Transfettsäuren“?

trans-Fettsäuren sind ungesättigte Fettsäuren, die vor allem in der Lebensmitteltechnologie zur Hydrierung verwendet werden, also um die Textur und die Stabilität von Ölen zu verändern (Fetthärtung), zum Beispiel bei Margarine.

Für trans-Fettsäuren ist keine positive Funktion im Organismus bekannt. Demgegenüber sind negative Auswirkungen auf den Stoffwechsel durch ihren Verzehr eindeutig belegt. Eine hohe Zufuhr von trans-Fettsäuren wirkt nachteilig auf die Gesundheit, da das Risiko für eine Fettstoffwechselstörung erhöht wird.

Auch das Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) steigt mit einer erhöhten Zufuhr von trans-Fettsäuren an.

(Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung)

Vor allem die hohen Salz-, Fett- und Zuckerwerte industrieller Kost seien problematisch, da sie Entzündungen im Körper anheizen und die Blutgefäße im Gehirn beschädigen können. Auch nehme man weniger gesunde Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Nüsse und Hülsenfrüchte zu sich, wenn man seinen Nahrungsbedarf mit viel Fertigkost stillt.

Fertiggerichte sind zwar bequem – doch sie fördern Demenz und andere Krankheiten

Nach Ansicht der Neurowissenschaftlerin spiele aber auch eine Rolle, dass Menschen, die aus Bequemlichkeit oft zu Fertigprodukten greifen, auch in anderer Hinsicht bequem sein könnten und sich möglicherweise weniger bewegten als andere. Bewegungsmangel ist allerdings ein weiterer großer Risikofaktor im Hinblick auf das Entstehen von Demenz. Durch intensiven und regelmäßigen Sport kann sich die geistige Leistungsfähigkeit ebenfalls deutlich verbessern lassen. Die finnischen Experten weisen außerdem darauf hin, dass neben der Ernährung konsequentes Denktraining, Bildung und ein erfülltes Sozialleben wichtig sind, um eine Demenz zu vermeiden oder aufzuhalten.

Mann isst Junkfood vor dem Fernseher und trinkt Bier
Durch die ungesunde Mischung aus wenig Bewegung und viel Fast Food sowie Alkohol steigt das Risiko für Demenz. © Westend61/IMAGO

Nicht nur die Ernährung spielt eine Rolle: Demenz wird auch durch Bewegungsmangel verursacht

Empfehlenswert sei hier eine Mischung aus Muskelaufbau, moderatem Ausdauertraining und einer gezielten Verbesserung der Körpermotorik, etwa durch Yoga. So könne nicht nur das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, erheblich gesenkt werden, sondern auch das für die meisten sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt, Diabetes, Übergewicht oder bestimmte Krebsarten, wie der Tagesspiegel schreibt.

Ideal zur Prävention bei Demenz sei eine vegetarische oder rein pflanzliche Ernährung. Da dies aber für viele abschreckend ist, wird von Experten auch die sogenannte MIND-Diät (Mediterranean Intervention for Neurodegenerative Delay) empfohlen. Sie orientiert sich an der traditionellen mediterranen Küche und umfasst auch Milchprodukte und Fleisch, vor allem aber frisches Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Fisch und Olivenöl.

Mit der richtigen Ernährung Demenz vorbeugen – mit „guten“ Fetten fürs Gehirn

Auch bestimmte gute Fette und Öle spielen demnach eine wichtige Rolle, denn Fett ist ein wichtiger Baustein für das Gehirn. Laut Tagesspiegel sind vor allem pflanzliche Fette mit einem hohen Anteil essenzieller Fettsäuren förderlich, vor allem Omega 3 und 6. Diese kommen in Olivenöl und Leinöl vor. Reduzieren sollte man hingegen die bereits erwähnten Transfettsäuren sowie gesättigte Fette und Zucker. Milchprodukte, Fleisch und industriell gefertigte Lebensmittel sollten also nur äußerst selten auf den Teller, wenn man einer Demenzerkrankung vorbeugen möchte.

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