Corona in Deutschland: Omikron BJ.1 als große Gefahr – „Ansteckender als Ursprungsvariante“

Omikron BJ.1 heißt die neu entdeckte Corona-Variante, die bereits zu Fällen in Österreich geführt hat. Was bedeutet das für den Corona-Herbst in Deutschland?
Berlin – Es liegt in der Natur vom Coronavirus, sich zu vermehren sowie neue Varianten und Subtypen auszubilden. Hierzu zählt seit Neuestem auch Omikron BJ.1, eine Sublinie und damit eine Mutation von Omikron BA.2. Weltweit wurden bislang zwar erst 70 Infektionen mit BJ.1 gemeldet, die meisten davon in Indien. Doch scheint die Omikron-Sublinie vor allem mit Blick auf den Corona-Herbst in Deutschland eine größere Rolle spielen zu können. Was bereits über die Omikron-Variante bekannt ist, was noch drohen könnte.
Omikron BJ.1: Vorm Corona-Herbst neu entdeckte Virusvariante ist Mutation von BA.2
Das Besondere an Omikron BJ.1 ist, dass dieser Ableger von BA.2 „einen Rekord an Mutationen aufweist“, wie Ulrich Elling auf Twitter wissen lässt. Der Molekularbiologe am Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften spricht von 13 zusätzlichen Mutationen zu den ohnehin schon 31 Mutationen von Omikron BA.2 am Spike-Protein.
Das sind so viele Mutationen, wie noch keine Omikron-Subvariante vor BJ.1 aufweisen konnte. Zum Vergleich: Omikron BA.5 hat fünf Zusatzmutationen zusätzlich zum BA.2-Paket, Delta weist überhaupt nur acht auf. Wie auch in Deutschland ist Omikron BA.5 auch in Österreich immer noch die dominierende Variante. Und wie auch BA.4, BA.2.12.1 und BA.2.75 ist auch BA.5 eine Tochter von Omikron BA.2. Nun kommt mit BJ.1 eine weitere Tochter hinzu.
Corona in Deutschland: Viele Mutationen am Spike-Protein – Antikörper können Omikron BJ.1 nicht so leicht erkennen
Warum aber trägt Omikron BJ.1 so viele Mutationen am Spike-Protein? Das weiß Molekularbiologe Elling zu erklären: „Diese Mutationen entstehen nicht einfach zufällig. Sie liegen genau an der Region, an der sich eigentlich Antikörper gegen das Virus binden würden“. Das hat zur Folge, dass die Antikörper das Virus durch all die Mutationen nicht mehr so leicht und schnell erkennen können.
Für das Coronavirus wiederum ist das ein zwangsläufiger Schritt. Schließlich sei die Immunität gegen Omikron in der Bevölkerung durch Impfungen, aber auch durch bereits erfolgte Infektionen, mittlerweile sehr hoch. Damit das Virus nicht „verhungert“, müsse es sich immer wieder neu verändern. „Früher oder später muss das Virus es schaffen, den Immunschutz besser zu umgehen, sonst hat es keine Chance mehr“, heißt es in diesem Kontext von Elling. Das trifft wohl jetzt auch auf Omikron BJ.1 zu, das den Corona-Herbst in Deutschland beeinflussen könnte.
„Bessere Immunflucht kann auf Kosten der Virus-Fitness gehen“: Was bedeutet Omikron BJ.1 für Corona in Deutschland?
Die neue Variante Omikron BJ.1 muss aber nicht nur Vorteile für sich besitzen. „Eine bessere Immunflucht kann auf Kosten der Virus-Fitness gehen“, sagt Elling. Bedeutet: Wenn das Virus an einer Stelle bei der Immunflucht stärker wird, kann es durchaus sein, dass es dafür an seiner Infektiosität einbüßen muss.
Aber, das gehört auch zur Wahrheit dazu: Die Omikron-Varianten sind generell alle um ein Vielfaches infektiöser als die Ursprungsvariante. Und der wichtigste Faktor ist nun einmal, sich durch Immunschutz-Umgehung eine neue Gelegenheit zur Infektion zu erschließen.
Corona in Deutschland: Omikron BJ.1 noch „ansteckender als Ursprungsvariante“ – Hiobsbotschaft für Corona-Herbst
Damit der Effekt der Mutationen, im Speziellen von Omikron BJ.1, auf das Infektionsgeschehen im „sehr schweren Corona-Herbst“ herausgefunden werden kann, müsse in nächster Zeit intensiv die Wachstumszunahme beobachtet werden. Zwar stünden erst wenige Daten zur Verfügung, doch könne man schon jetzt erkennen, „dass sich BJ.1 vor allem in Indien bereits sehr schnell ausbreitet“.
Und: „Wir müssen dabei bedenken, dass Omikron durch etliche Mutationen immer wieder an Infektiosität gewonnen hat. BJ.1 wird jedenfalls noch um einiges ansteckender sein als die Ursprungsvariante aus Wuhan“, heißt es vom Molekularbiologen Ulrich Elling. Wie aber könnten die nächsten Monate, die den nicht zuletzt durch Wolfgang Kubicki (FDP) viel diskutierten Corona-Herbst umfassen, konkret aussehen? Hierzu hat Elling eine Theorie.
Corona in Deutschland: Trend geht zu mehreren Omikron-Varianten – Politik reagiert präventiv auf Corona-Herbst
„Ich denke, dass wir in Zukunft mit mehreren Varianten gleichzeitig leben werden. Schon jetzt sehen wir vier Varianten zur selben Zeit bei uns, vor allem BA.5, aber auch BA.2.12.1, BA.4 und BA.2.75 und nun auch noch die neue, BJ.1“, lautet Ellings Prognose. Der Trend würde ganz klar zu mehreren Omikron-Varianten gehen. Vorausgesetzt, es taucht nicht eine komplett neue Mutation auf. Derzeit sei eine solche jedoch glücklicherweise nicht in Sicht.
Mit Blick auf den Corona-Herbst in Deutschland wurde bereits präventiv reagiert. Der Bundestag hat dem Entwurf von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) hinsichtlich neuer, teils altbekannter Pandemie-Regeln für den Corona-Herbst zugestimmt. Vor allem die Ausweitung der Maskenpflicht im öffentlichen Leben erhitzt die Gemüter. Vor dem Hintergrund von Omikron BA.5 und nun auch noch BJ.1 vielleicht aber nicht die schlechteste Entscheidung. (Stand der Daten: 13. September 2022)