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Nordrhein-Westfalen: Kohlenstaub, Kölsch und Fußballfieber

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Von: Dagmar Schlenz

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Jeder kennt den Kölner Dom und Borussia Dortmund. Doch nicht nur Baudenkmäler und Fußball machen das Bundesland Nordrhein-Westfalen aus.

Düsseldorf – Nordrhein-Westfalen oder kurz NRW ist mit 17,9 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Es ist vor allem als Industriestandort in Deutschland bekannt. In den Zechen des Ruhrgebietes wurden über 100 Jahre lang Kohle und Erz abgebaut. Doch auch gefeiert wird im Rheinland gerne. Die Städte Köln und Düsseldorf sind bekannte Karnevalshochburgen. Und in den Fußballstadien von Borussia Dortmund, dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen bejubeln die Fans ihre Vereine.

Name:Nordrhein-Westfalen
Landeshauptstadt:Düsseldorf
Fläche:34.098 km²
Einwohner:17,9 Millionen (Stand 2019)

Nordrhein-Westfalen grenzt im Norden an Niedersachsen, im Südosten an Hessen, im Süden an Rheinland-Pfalz sowie im Westen an Belgien und die Niederlande. Die einwohnerreichste Stadt des Bundeslandes ist Köln. Gegründet wurde Nordrhein-Westfalen nach dem Zweiten Weltkrieg am 23. August 1946 durch die britische Besatzungsmacht. Es schließt sich aus den ehemaligen Provinzen Westfalen und Nordrhein zusammen. 1947 kam noch das Land Lippe hinzu. Während der deutschen Teilung war das nordrhein-westfälische Bonn die Hauptstadt der damals neu gegründeten Bundesrepublik.

Nordrhein-Westfalen Geschichte: Vom Kölner Dom und der Operation Marriage

Die Geschichte der ersten Städte im heutigen Bundesland Nordrhein-Westfalen reicht bis in die Zeit des Römischen Reiches zurück. So wurde auch Köln von den Römern gegründet und im Jahr 50 nach Christus zur Stadt erhoben. Köln ist nach der Bundeshauptstadt Berlin, der Hansestadt Hamburg und München die viertgrößte Stadt in Deutschland. Das wohl bekannteste Gebäude in Köln ist der Kölner Dom. Er ist dem Apostel Petrus gewidmet. Der Bau begann 1248 und wurde erst im Jahr 1880 beendet. Aufgrund seiner ausgewogenen und einheitlichen Form gilt der Kölner Dom als vollkommene Kathedrale.

Der Kölner Dom im Bundesland Nordrhein-Westfalen ist eine der größten gotischen Kathedralen.
Der Kölner Dom ist eine der größten gotischen Kathedralen. Das Bauwerk in Nordrhein-Westfalen gehört zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. © imago

Das heutige Bundesland Nordrhein-Westfalen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 durch die britische Besatzungsmacht etabliert. Die Vorbereitungen hierzu hatten den Beinamen „Operation Marriage“ (Operation Hochzeit). Auf Wunsch der Alliierten wurden die beiden ehemaligen preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen zum neuen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Insbesondere der britischen Besatzungsmacht war es wichtig, dass die Kohlebergwerke und die Industrie des Rheinlandes auch in Zukunft zu Deutschland gehören würden.

Bonn: Bis zum Jahr 1990 lag die Bundeshauptstadt in Nordrhein-Westfalen

Neben Köln blickt auch Bonn als eine der ältesten deutschen Städte auf eine bewegte Geschichte zurück. Ludwig van Beethoven wurde in der Stadt am Rhein geboren, sein Geburtshaus ist heute ein Museum. Berühmte Namen finden sich auch auf der Liste der Absolventen der Bonner Universität. An einer der größten und bedeutendsten Hochschulen Deutschlands studierten unter anderem Konrad Adenauer, Karl Marx und Heinrich Heine.

Auch in der jüngsten Geschichte spielt die Stadt eine besondere Rolle. Im Jahr 1949 wurde Bonn der Parlaments- und Regierungssitz der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 einigte man sich dann auf Berlin als neuen Regierungssitz. Seit dem Umzug der Regierung nach Berlin im Jahr 1999 haben der Bundespräsident, der Bundeskanzler und der Bundesrat in Bonn einen zweiten Dienstsitz. Sieben der aktuell 14 Bundesministerien befinden sich nach wie vor in der ehemaligen Bundeshauptstadt, darunter das Umwelt- und das Verteidigungsministerium.

Industrie im Bundesland Nordrhein-Westfalen: Thyssenkrupp, Bayer und das Ruhrgebiet

Die Urbanisierung von Nordrhein-Westfalen fand während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert statt. Während dieser Zeit gewann vor allem im Ruhrgebiet der Erz- und Kohlebergbau stark an Bedeutung. Über 100 Jahre lang prägte der Bergbau den „Kohlenpott“, wie das Ruhrgebiet auch genannt wird.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bezeichnete ein Brite das Ruhrgebiet als den „größten Schutthaufen, den die Welt je gesehen hat“. Mit der Kohlekrise 1958 begann dann auch in Nordrhein-Westfalen das Zechensterben.

Genau wie in Brandenburg, Sachsen und dem Saarland mussten auch die Kumpel in Nordrhein-Westfalen zusehen, wie nach und nach ihre Zechen geschlossen wurden. Die Außenanlagen der Zeche und Kokerei Zollverein stehen mittlerweile für Besucher offen. Das Industriedenkmal in Essen zählt seit 2001 zu den UNESCO-Welterbestätten.

Förderturm und Produktionsanlage der Zeche Zollverein im Ruhrgebiet. Die stillgelegte Industrieanlage im Bundesland Nordrhein-Westfalen ist seit 2001 UNESCO-Welterbestätte.
Förderturm und Produktionsanlage der Zeche Zollverein im Ruhrgebiet. Die stillgelegte Industrieanlage ist seit 2001 UNESCO-Welterbestätte. © Harry Laub/imago

Ebenfalls in Essen wurde die Thyssen AG, der Vorgänger der Thyssenkrupp AG, gegründet. Während der NS-Zeit war Thyssen ein wichtiger Lieferant für Vorprodukte von Rüstungsgütern. Aus diesem Grund wurde die Thyssen AG nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten aufgelöst und unter dem Namen August-Thyssen-Hütte AG in Duisburg neu gegründet. Der heutige Konzern entstand 1999 aus der Fusion des mittlerweile in Thyssen Stahl AG umbenannten Unternehmens mit der Friedrich Krupp AG Hoesch-Krupp.

Ein weiteres großes Industrieunternehmen, das in Nordrhein-Westfalen gegründet wurde, ist die Bayer AG. Eine der großen Errungenschaften des großen Chemie- und Pharmakonzern ist die Erforschung des Wirkstoffes Acetylsalicylsäure, der unter dem Namen Aspirin vermarktet wurde. Die Bayer AG fördert seit vielen Jahrzehnten den Fußballverein Bayer 04 Leverkusen, der mittlerweile ein Tochterunternehmen des Konzerns ist.

Essen in Nordrhein-Westfalen: Nicht nur im „Kohlenpott“ mag man es deftig

Nordrhein-Westfalen hat keine einheitliche Esskultur, sondern es gibt viele regionale Eigenheiten. Aufgrund der industriellen Geschichte und der damit verbundenen harten körperlichen Arbeit finden sich auf dem Speiseplan allerlei Fleischgerichte. Im Ruhrgebiet mag man Pfefferpotthast, einen Eintopf aus Rindfleisch und Zwiebeln, außerdem gekochtes Kalbfleisch, das mit einer Senf-Zwiebel-Soße serviert wird.

Ein echter westfälischer Klassiker ist das Blindhuhn. Mit Federvieh hat dieses Gericht aber nichts zu tun. Es trägt seinen Namen, weil in dem Eintopf aus Speck oder Schinken, Äpfeln, Birnen und weißen Bohnen selbst ein blindes Huhn etwas Leckeres findet.

Typisch für das Rheinland ist der Sauerbraten. Ursprünglich wurde hierzu Pferdefleisch verwendet, mittlerweile nimmt man für das Gericht Rindfleisch. Damit der Braten zart wird, wird das rohe Fleisch in eine Marinade aus Essig, Wein, Suppengrün und Gewürzen eingelegt. Serviert wird der Braten gerne mit Knödeln, Rotkohl und einer braunen Soße. Erwähnenswert ist auch das kölsche Nationalgericht Himmel un Ähd (Himmel und Erde). Zu gestampften Kartoffeln isst man Apfelmus und gebratene Blutwurst.

Deftiges Essen macht Durst. Anders als in den typischen Weinbauländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen wird in Nordrhein-Westfalen gerne und viel Bier getrunken. Die Kölner lieben natürlich ihr Kölsch. Für das obergärige Bier wird Gerstenmalz, Hopfen, Wasser und spezielle Hefe verwendet. Das erste Kölsch wurde 1906 durch die Brauerei Sünner gebraut, wobei es seinen Namen „Kölsch“ erst 1918 bekam. Ein klassisches Kölsch hat einen Alkoholgehalt von 4,8 Volumenprozent und wird in einem kleinen Glas, der „Kölschstange“ serviert.

Bayer 04 Leverkusen, Borussia Dortmund und FC Schalke 04: Fußball in Nordrhein-Westfalen

Nordrhein-Westfalen ist ein Land der Fußballbegeisterten. Das zeigt sich nicht nur an gut gefüllten Rängen in den Fußballstadien. In dem Bundesland gibt es über 1,3 Millionen Fußballspielerinnen und Fußballspieler. Im Männerfußball ist Borussia Dortmund – neben dem FC Bayern München aus Bayern ganz im Süden der Republik – einer der erfolgreichsten Vereine in Deutschland. Borussia Dortmund war bisher achtmal deutscher Meister und fünfmal Pokalsieger. In der Champions League konnte sich der Club einmal als Sieger durchsetzen. Auf fünf Pokalsiege kommt auch der FC Schalke 04. Die bekanntesten Fußballvereine aus Nordrhein-Westfalen sind:

Köln und Düsseldorf: Die Hochburgen des Karnevals im Bundesland Nordrhein-Westfalen

Auch über die Landesgrenzen hinweg ist er legendär, der Wettstreit der Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf. Die fünfte Jahreszeit, wie die Karnevalszeit in Nordrhein-Westfalen auch genannt wird, beginnt am 11. November. Dann wird gesungen, gefeiert und geschunkelt. Höhepunkt sind die Karnevalsumzüge am Rosenmontag.

In Köln dürfen beim Karneval Lieder von „Black Fööss“ und den „Höhnern“ eben sowenig fehlen wie der Karnevalsgruß „Alaaf“. Der ist bei den Düsseldorfern verpönt, hier ruft man „Helau“, wenn auf der Düsseldorfer Luxusmeile Kö (Königsallee) der legendäre Tuntenlauf stattfindet.

Nicht nur Nordrhein-Westfalen, sondern alle 16 Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland haben ihren Charme. Jedes ist auf seine Art besonders. Seien es die Küsten von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, der Weitblick vom Brocken in Sachsen-Anhalt oder die vielfältige Küche in Thüringen. In unserer Heimat gibt es viel zu entdecken – und kreiszeitung.de zeigt es Ihnen.

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