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Mehr Corona-Tote in Bundesländern mit geringer Impfquote

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Von: Yannick Hanke

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Zu sehen ist ein Sarg, der eingeäschert wird. Darauf ein Schild, das auf eine Corona-Infektion hinweist.
Eine statistische Erhebung der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) hat ergeben, dass mehr Menschen an und mit Corona in Bundesländern mit geringer Impfquote sterben. (Symbolbild) © Julian Stratenschulte/dpa

Offizielle Zahlen auf Grundlage von Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) weisen nach: in Bundesländern mit wenig Geimpften gibt es mehr Covid-19-Tote.

München – Es sind Bundesländer wie Sachsen und Thüringen, die im bundesweiten Vergleich eine relativ niedrige Impfquote aufweisen. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung in Deutschland sterben dort mehr Menschen an und mit Corona. Demgegenüber steht der besser geimpfte Norden der Republik, wo dieses Verhältnis nicht so drastisch ausfällt.

Öffentliche Universität in München, Bayern:Ludwig-Maximilians-Universität München
Adresse:Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München
Telefon:089 21800
Studentenzahl:51.420 (2016)
Mitarbeiter:5.770 (ohne Uniklinikum, 2018); 13.774 (mit Uniklinikum, 2018)
Studiengebühren:0 EUR (2013 – 14)
Gründung:1472, Ingolstadt
Präsident:Bernd Huber
Tochtergesellschaften:Gene Center, University of Munich u.v.m.

Corona-Studie zeigt: Mehr Covid-19-Tote in Bundesländern mit geringer Impfquote

In Thüringen hätte es demnach in Relation zur Bevölkerung in den vergangenen sieben Tagen mehr als sechsmal so viele Corona-Tote wie in Bremen, dem bundesweiten Impf-Spitzenreiter, gegeben. Dies ist den „Corona Maps“ des Instituts für Statistik der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zu entnehmen.

Grundlage für diese evidenzbasierte Erhebung sind die Daten vom Robert Koch-Institut (RKI) sowie der Gesundheitsbehörden. Den offiziellen Angaben zufolge gebe es genügend Belege, die zeigen, dass eine höhere Impfquote zu einer niedrigeren Hospitalisierungsrate und zu einer geringeren Belegung der Intensivstationen führe.

Dies wirke sich letztendlich auch auf die Sterbewahrscheinlichkeiten aus, heißt es von Göran Kauermann vom LMU-Statistikinstitut gegenüber der dpa.

Geimpfte mit geringerem Risiko, auf einer Intensivstation zu landen

Das relative Risiko von Geimpften, auf einer Intensivstation zu laden, sei zudem erheblich geringer. „Es deutet alles in die gleiche Richtung“, merkt der Wissenschaftler an. Dennoch würde es zumindest keinen „knallharten kausalen Schluss“ geben. Erst am Montag, 29. November 2021, hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) eine ähnliche Statistik veröffentlicht.

Dem Papier zufolge sei die Zahl der Covid-19-Krankenhausaufnahmen bei Ungeimpften je nach Alter und Region 5- bis 15fach höher als bei Geimpften. In Thüringen wurden binnen einer Woche 167 Corona-Tote gemeldet – in Bremen jedoch lediglich acht. Werden diese Zahlen auf 100.000 Einwohner umgerechnet, ergibt dies im Schnitt 7,88 Tote in Thüringen. Demgegenüber steht ein Durchschnittswert von 1,18 in Bremen.

Überdurchschnittlich viele Corona-Tote in Bayern, Brandenburg und Sachsen – geringe Impfquote schuld?

Auch Sachsen (6,75), Bayern (3,90) und Brandenburg (3,87), allesamt Bundesländer mit vergleichsweise niedrigen Impfquoten, hätten demnach überdurchschnittliche Todesfälle gemeldet. Unterdurchschnittlich sei die Zahl der Corona-Toten hingegen in Schleswig-Holstein (0,82) und in Hamburg (0,92). Hierbei handelt es sich um zwei Bundesländer, wo bereits viele Menschen gegen das Coronavirus geimpft sind.

Zur Einordnung: Der Bundesschnitt hinsichtlich Corona-Toten pro 100.000 Einwohner liegt bei 2,46. Wird jedoch nur auf die Rohdaten der Todesfallzahlen geschaut, ergeben sich eklatante, regionale Unterschiede. Sachsen hatte beispielsweise innerhalb einer Woche 274 Corona-Tote gemeldet.

Das waren neue Todesfälle mehr als in Nordrhein-Westfalen – obwohl das westliche Bundesland mehr als viermal so viele Einwohner wie Sachsen zählt. Während in Sachsen jedoch nur weniger als 60 Prozent der dortigen Bevölkerung vollständig geimpft sind, weist Nordrhein-Westfalen eine Impfquote von knapp 72 Prozent auf. Impf-Spitzenreiter Bremen kommt indes auf knapp über 80 Prozent.

„Höchsten Anstiege in der Sterblichkeit“: Wissenschaftler beziehen sich auf Bundesländer mit geringer Impfquote

Am Statistikinstitut der Ludwig-Maximilians-Universität werden von der Covid-19 Datenanalysegruppe Codag Infektions-, Patienten- und Todesfallzahlen auf regionaler Basis dokumentiert und analysiert.

Derzeit sehen wir in Bundesländern mit einer niedrigeren Impfquote im Moment tatsächlich die höchsten Anstiege in der Sterblichkeit.

Göran Kauermann vom LMU-Statistikinstitut spricht über den Zusammenhang von geringer Impfquote und hohen Zahlen an Corona-Toten

Nach Kauermann würde dies auch gelten, wenn nicht nur die Todeszahlen ins Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt, sondern vielmehr auch die Unterschiede in der Bevölkerungsstruktur berücksichtigt werden. „Man muss sich altersspezifische Sterbezahlen anschauen, weil wir in verschiedenen Bundesländern eine ganz unterschiedliche Altersstruktur haben“, heißt es in diesem Kontext.

Corona-Erkenntnisse könnten Debatte über Impfpflicht befeuern: Olaf Scholz (SPD) spricht sich hierfür aus

Deswegen müsse immer auf sogenannte standardisierte Mortalitäten heruntergerechnet werden. Sachsen seien beispielsweise im Schnitt etwas älter als die Bayern. Doch auch unter der Berücksichtigung dieser Faktoren liegt nach Analyse der Statistiker immer noch ein Zusammenhang zwischen niedriger Impfquote und hohen Totenzahlen nahe.

Pandemische Erkenntnisse, die nicht zuletzt die Diskussion über eine bundesweite Impfpflicht neu füttern könnten. Auf politischer Ebene, aber auch in weiten Teilen der Bevölkerung wird sich mittlerweile hierfür ausgesprochen. Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) befürwortet nach einem erneuten Bund-Länder-Gipfel das Vorhaben, eine Impfpflicht in Deutschland einzuführen.

Die prekäre Situation auf den Intensivstationen, aber auch die Entdeckung der neuen Corona-Variante Omikron bewegen Scholz zu diesem Schritt. Nach Ansicht verschiedenster Experten sei die rechtliche Grundlage für die Einführung einer Impfpflicht definitiv gegeben. Erst am Dienstagabend, 30. November, hatte Scholz gegenüber „Bild TV“ angekündigt, entsprechende Anträge für eine Abstimmung im Bundestag noch 2021 einbringen zu wollen.

Mehr Druck auf Ungeimpfte: Niedersachsen setzt auf 2G-plus-Regel – Zugang nur Geimpften und Genesenen erlaubt

Generell wird der Druck auf Ungeimpfte bundesweit erhöht. In Niedersachsen beispielsweise gilt seit 24. November eine neue Corona-Verordnung, mit der Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) einen härteren Pandemie-Kurs fährt als noch zuvor. Auf Grundlage dieser Verordnung, klaren Festlegungen hinsichtlich des Inkrafttretens der jeweiligen Corona-Warnstufe sowie dem politischen Leitindikator, der Hospitalisierungsinzidenz, sind Verschärfungen gang und gebe.

Seit Mittwoch, 1. Dezember, gilt in vielen öffentlichen Bereichen in Niedersachsen gar die 2G-plus-Regel. Dies hat zur Folge, dass zum Beispiel Restaurants nur von vollständig Geimpften oder Genesenen besucht werden dürfen. Zusätzlich muss aber auch noch ein negativer Corona-Test nachgewiesen werden.

Ein Schlupfloch für Ungeimpfte, wie es die 3G-Regel ermöglicht, gibt es nicht. Und das erscheint hinsichtlich der Daten der LMU nur konsequent. (Stand der Daten: 1. Dezember 2021) * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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