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„Krummes Gemüse“: Bauer kippt Tonnen von Kürbissen und Süßkartoffeln auf Acker

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Von: Mark Stoffers

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Passanten sammeln auf einem Acker Gemüse auf. Tonnenweise «krummes Gemüse» zum Mitnehmen hat ein Landwirt auf einem Feld bei Köln ausgekippt. Seit einigen Tagen kommen immer wieder Menschen mit großen Taschen oder Anhängern, teils von weit her, um sich kostenlos mit aussortierten Süßkartoffeln oder Kürbissen einzudecken.
Starke Aktion gegen Lebensmittelverschwendung: Ein Landwirt in NRW teilt Kürbisse und Süßkartoffeln auf einem Acker aus. Die Menschen kommen in Scharen, um das „krumme Gemüse“ kostenlos einzusacken. © dpa | Federico Gambarini

Ein Landwirt hat auf seinem Feld in Köln tonnenweise „krummes Gemüse“ zum Mitnehmen verteilt. Die Interessierten deckten sich in Scharen gratis mit Kürbissen ein.

Köln – Es muss nicht immer makellos sein ... jedenfalls im Gemüseanbau scheint das Streben nach Perfektion nicht immer gleichbedeutend für Erfolg zu stehen. Diesen Beweis trat die beherzte Aktion eines Landwirts aus Nordrhein-Westfalen an. Bauer Christian Fuchs kippte nämlich tonnenweise „krummes Gemüse“ auf seinen Acker in Köln-Merkenich, damit Interessierte es kostenlos zum Verzehr mit nach Hause nehmen können.

Lebensmittelverschwendung:rund 12 Millionen Tonnen jedes Jahr
Privathaushalte:etwa 75 Kilo pro Kopf landen im Müll
Gegenwert der Verschwendung25 Milliarden Euro
Pro Kopf:300 Euro

„Es ist Gemüse, das durchs Raster fällt, weil es nicht den Handelsnormen entspricht“, erklärte der Landwirt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Und seit Tagen stürzen sich die Menschen in Scharen darauf, um sich die Taschen oder sogar ganze Anhänger mit aussortierten Süßkartoffeln und Kürbissen vollzumachen. Die Optik und Handelsnorm scheinen dabei für sie keine Rolle zu spielen, sondern nur dass die Lebensmittel so wie in Niedersachsen beim Trägerverein der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) „Wildes Gemüse Beckstedt“ auch ihrem Namen gerecht werden.

Interessenten nehmen weite Anfahrt für das „krumme Gemüse“ in Kauf

Ein weiterer Beweis dafür, dass „krummes Gemüse“ nicht auf direktem Weg im Müll landen muss, wenn es den Weg nicht in die Frischetheken von Handelsketten wie Edeka, Lidl oder Aldi schaffen, weil es nicht der Handelsnorm entspricht. Abnehmer fanden sich dank der rasend schnellen Verbreitung in den sozialen Medien viele, die teilweise auch eine weite Anreise auf sich nahmen, um die ungewöhnliche Aktion und das Gratisangebot des „krummen Gemüses“ zu nutzen. Spaß mit Kürbissen hatten auch die Tiere zu Halloween im Zoo am Meer in Bremerhaven.

„Krummes Gemüse“: Bauer macht das schon seit 15 Jahren – Interesse steigt dank Fotos auf sozialen Medien

„Wir haben die Aktion nicht beworben“, stellt der Landwirt klar. Sein Hof entsorge schon seit 15 Jahren überschüssiges Gemüse auf dem Acker, aber in der Vergangenheit habe sich kaum jemand dafür interessiert. Dieses Mal jedoch hätten Fotos von den Gemüsebergen in sozialen Medien die Runde gemacht – „und dadurch kommen auf einmal so viele Leute“.

Diese Aktion sorgt gerade in einer Zeit für Furore, in der die Politik mit dem Gedanken spielt, endlich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln vorzugehen. Gleichzeitig kommt es EU-Ebene aktuell zu dem Vorstoß, möglicherweise das Mindesthaltbarkeitsdatum abzuschaffen. Gegebenenfalls könnte es so in nicht allzu ferner Zukunft ja sogar dazu kommen, dass der Landwirt mit seinem „krummen Gemüse“, sich sogar noch den ein oder anderen Euro dazu verdient.

Lebensmittelverschwendung entspricht etwa 25 Milliarden Euro oder pro Kopf 300 Euro im Jahr

Zu wünschen wäre es ihm, immerhin sollte diese starke Aktion gegen die ausufernde Lebensmittelverschwendung nicht nur mit medialem Interesse entlohnt werden. Schließlich entspricht die Verschwendung hierzulande rund 25 Milliarden Euro oder etwa 300 Euro pro Kopf im Jahr. In Kilogramm gesprochen landen so etwa 75 Kilo pro Person im Müll, was einem Wert von 200 Gramm pro Tag entspricht und sich in Deutschland auf rund 12 Millionen Tonnen addiert.

Vor allem die Verbraucher haben sich daran gewöhnt, dass Lebensmittel im Überfluss verfügbar sind und das Bewusstsein dafür verloren, welche Leistung und welcher Ressourcen- bzw. Energieverbrauch eigentlich hinter den vollen Regalen stecken. Vielleicht ändert sich durch mehr solcher Aktionen ja etwas daran, dass es eben nicht immer die schön anzusehenden Lebensmittel sein müssen, die die perfekt im Supermarkt ausgeleuchtet sind. * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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