Kindheit ohne Regeln? Bloggerin erzieht ihre Tochter nicht - und zwar ganz bewusst

Fiona Lewald erzieht ihre Tochter bewusst nicht. Ziel dabei sind Gleichheit und Respekt vor den Wünschen und Bedürfnissen der Tochter.
Rheine - Sturen Kindern mit einem ausgeprägten Willen wird oft vorgeworfen, sie seien unerzogen. Dabei muss das nicht einmal von Nachteil sein. Sture Kinder sollen schließlich laut Studie als Erwachsene erfolgreicher sein* (hna.de berichtete*). Bloggerin Fiona Lewald hat sich jedoch nicht aus diesem Grund bewusst dagegen entschieden, ihre Tochter nicht zu erziehen. Es liegt daran, dass sie eine ganz bestimmte Haltung zu Vorschriften hat.
„Die Sinnhaftigkeit einer Regel ist mir wichtig. Ich frage mich immer, warum ist es notwendig, so zu handeln? Was steckt dahinter? Was passiert, würden wir die Regel aufgeben? Welche Möglichkeiten haben wir? Kann ich mir diese Fragen beantworten, kann ich meiner Tochter im Konflikt viel klarer begegnen, und entscheiden, wie es weitergeht“, schreibt sie auf ihrem Blog „Unverbogen Kind sein“ über die Erziehung ihrer Tochter, die zum Zeitpunkt des Eintrags zwei Jahre alt war.
Anmerkung der Redaktion
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 26.08.2021 veröffentlicht. Da er für unsere Leserinnen und Leser noch immer Relevanz besitzt, haben wir ihn erneut auf Facebook gepostet.
Es sei ihrer Meinung nach falsch, Regeln zweckgebunden zu missbrauchen beziehungsweise Regeln nur deshalb zu machen, damit es bequemer für den Erwachsenen würde. „Ich habe mal jemanden zum Kind sagen hören, man dürfe bei jedem Spielplatzbesuch nur einmal ein Eis an der Bude kaufen, damit genug für alle da ist“, erzählt sie in ihrem Blog, und weiter: „Das ist feige. Erklär deinem Kind halt, warum DU kein zweites Eis kaufen willst, aber Regeln erfinden, damit das Kind Ruhe gibt oder weil einem kein Grund einfällt: No Go!“
Nana lässt gut mit sich reden
Bei ihrer Erziehungsmethode geht es Fiona Lewald vor allem um Gleichberechtigung und nicht darum, ihre elterliche Machtposition auszuspielen. Anstatt zu schimpfen oder das Kind zu bevormunden, kommuniziert sie mit ihrer Tochter auf Augenhöhe. Nur, wenn es wirklich nötig ist, greift sie ein, erklärt sie in ihrem Blog: „Auf die Straße laufen ist zum Beispiel klar kompromisslos.“
Grundsätzlich legt sie jedoch ihr Hauptaugenmerk auf die Bedürfnisse ihrer Tochter und versucht, diese zu berücksichtigen. Wenn sie etwas will, verbietet sie es ihr nicht. Stattdessen hinterfragt Fiona Lewald die Wünsche ihrer Tochter und versucht einen Kompromiss zu finden. Gelassenheit und Ruhe spielen dabei eine wichtige Rolle.
Nanas Bedürfnisse werden ernst genommen
Durch die Erziehungsmethode sollen die Kinder lernen, auch Nein zu sagen, wenn sie etwas nicht wollen.* Auf eine Bestrafung wird verzichtet, auch wenn das nicht immer ganz einfach ist, wie sie in ihrem Blog schreibt: „Manchmal klingt es verlockend, zu drohen, dass es dann eben keine Bonbons mehr gibt, wenn das Papier nicht in den Müll geworfen wird. Und sei es nur, um sich überlegen zu fühlen. Stattdessen hebe ich das Papier auf, erkläre wieder, dass ich mir wünsche, dass sie ihren Müll wenigstens auf den Tisch legt, und packe das nächste Bonbon dann selber aus, gebe es ihr ohne Papier und spare mir diesen Kampf.“
Wie genau Fiona Lewald auf die Wünsche ihrer Tochter reagiert, sei laut Blogeintrag von Situation zu Situation unterschiedlich. Meistens finde sie jedoch einen Kompromiss, mit dem beide leben können. Wichtig dabei sei, den Wunsch des Kindes ernst zu nehmen und zu versuchen, ihn zu verstehen. Will Fiona Lewald also ihre Ruhe haben, ihre Tochter aber spielen, suchen sie gemeinsam nach einer Lösung, die für beide in Ordnung ist. *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.