Alkohol wird „out“: Jugendliche stürzen sich in neue Sucht
Jugendliche und junge Erwachsene trinken weniger Alkohol und rauchen weniger. Dafür wird mehr gekifft. Hinzu kommt laut einer Studie eine neue Droge: Internetsucht.
Köln – Früher war Alkohol bei Jugendlichen „in“. Und auch die Zigarette hatte ihre Beliebtheit. Doch wie so vieles hat sich dies im Laufe der Zeit geändert: Die Süchte unter Jugendlichen haben sich verschoben. Der Alkoholkonsum unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist rückläufig. Diesen Trend bestätigt eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Dafür hat der Konsum in anderen Bereich zugenommen. Die Studienergebnisse zeigen, dass Jugendliche weniger Alkohol trinken und auch das sogenannte Rauschtrinken weniger wird.
Dafür sind andere Süchte auf dem Vormarsch. Welche?
Studie der Bundestentrale für gesundheitliche Aufklärung: Alkoholkonsum früher und heute – so viel trinken Jugendliche
Jahr | 2022 | 2014 |
Anteil der Jugendlichen * | 8,7 % | 21,2 % |
Anteil der jungen Erwachsenen ** | 32 % | 43,6 % |
* Alter: 12-17 Jahre, ** Alter: 18-25 Jahre, Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Aktuell trinken 8,7 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen regelmäßig Alkohol, also mindestens einmal wöchentlich. Im Vergleich zu 21,2 Prozent im Jahr 2004 hat sich der Wert des Alkoholkunsums laut der Studie der BZgA deutlich reduziert und erreicht inzwischen den niedrigsten Stand seit Beginn der Beobachtung. Auch bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren ist der Anteil derer, die regelmäßig Alkohol trinken, gesunken: Lag er im Jahr 2004 noch bei 43,6 Prozent, so sind es aktuell 32 Prozent.
Drogen- und Suchtbericht: Weniger Jugendliche trinken sich in den Rausch
Immer weniger junge Menschen trinken sich zudem in den Rausch: Die Zahlen sind laut der Studie der BBZgA zwischen 2019 und 2021 rückläufig. Ein möglicher Grund für diese Entwicklung: Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gab es weniger Anlässe, um in ausschweifenden Alkoholkonsum zu verfallen. Ein weiteres Ergebnis der Studie zum Suchtverhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Auch die Raucherquote liegt stabil auf historisch tiefem Stand: 6,1 Prozent der Jugendlichen und 29,8 Prozent der jungen Erwachsenen gaben im Jahr 2021 an, zu rauchen. Im Jahr 2001 waren es 27,5 Prozent der 12- bis 17-Jährigen und 44,5 Prozent der 18- bis 25-Jährigen.
BzgA-Suchtstudie: Tabakkonsum früher und heute – so viel rauchen Jugendliche
Jahr | 2021 | 2001 |
Anteil der Jugendlichen * | 6,1 % | 27,5 % |
Anteil der jungen Erwachsenen ** | 29,8 % | 44,5 % |
* Alter: 12-17 Jahre, ** Alter: 18-25 Jahre, Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Der Anteil der 18- bis 25-Jährigen, die schon einmal Cannabis konsumiert haben, ist derweil von 34,8 Prozent im Jahr 2012 auf nun 50,8 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Bei den 12- bis 17-Jährigen ist dieser Anteil im Vergleich zu 2019 nahezu unverändert: mit 9,3 Prozent im Jahr 2021. Damit liegt er aktuell aber höher als noch vor zehn Jahren. Im Jahr 2011 gaben in dieser Altersgruppe 6,7 Prozent an, bereits Cannabis konsumiert zu haben, wie es in der BzgA-Studie zum Suchtverhalten von Jugendlichen heißt.
Studie: Cannabiskonsum früher und heute – so viele Jugendliche kiffen
Anteil der Jugendlichen * | 2021: 9,3 % | 2011: 6,7 % |
Anteil der jungen Erwachsenen ** | 2021: 50,8 % | 2012: 34,8 % |
* Alter: 12-17 Jahre, ** Alter: 18-25 Jahre, Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

„Prävention lohnt sich immer. Das zeigen die Zahlen beim Alkohol und beim Tabak eindeutig. Auch beim Thema Cannabis brauchen wir noch wirksamere Prävention, und zwar so breitflächig wie möglich“, sagt Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen. Die kontrollierte Cannabisabgabe an Erwachsene werde es insgesamt leichter machen, offen und ehrlich über dieses Thema zu sprechen. „Aufklärung über die gesundheitlichen Folgen von Drogenkonsum gehört in jede Schule, in jeden Verein, in jede Familie. Die Zeit der Tabuisierung sollte jetzt endlich vorbei sein“, sagt Blienert.
Social Media: Studie legt neue Sucht unter Jugendlichen offen – 85 Prozent nutzen jeden Tag soziale Medien
Hinzu kommt eine recht neue Droge: Bei 5,8 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen ist von einer Computerspiel- oder Internetabhängigkeit auszugehen. Weibliche Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren sind drei Prozent stärker betroffen als die männlichen Jugendlichen dieser Altersgruppe.
85 Prozent der 12- bis 17-Jährigen nutzen soziale Medien jeden Tag. Die tägliche Nutzungsdauer beträgt im Durchschnitt knapp drei Stunden. Die meiste Zeit verbringen die Kinder und Jugendlichen mit der Nutzung von WhatsApp (66 Prozent), gefolgt von Instagram (14 Prozent) und Snapchat (9 Prozent).
Hier bekommen Jugendliche mit Suchtproblemen Hilfe
Das Beratungstelefon der BZgA zur Suchtvorbeugung ist unter 0221 89 20 31 von Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr und von Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr erreichbar. Es bietet die Möglichkeit zu einer persönlichen Beratung und informiert über Hilfs- und Beratungsangebote vor Ort.
Zur Erfassung einer problematischen Social Media-Nutzung wurde die Social Media Disorder Scale eingesetzt. In der repräsentativen Stichprobe erfüllten 2,6 Prozent der 12- bis 17-Jährigen die Kriterien einer Social Media Disorder. Dieser Prozentsatz entspricht etwa 100.000 Betroffenen. Für die Studie hat das Forsa-Institut 1.001 Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren befragt.
Erstmals wurde mit dieser Analyse die Häufigkeit einer Social-Media-Abhängigkeit in einer für Deutschland repräsentativen Stichprobe untersucht. Grundlage sind wissenschaftliche Kriterien aus den Niederlanden. Werden mindestens fünf von neun Standardfragen mit „Ja“ beantwortet, liegt laut Fragebogen eine Social Media-Abhängigkeit vor.
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