1. Startseite
  2. Deutschland

Isolationspflicht Corona-Infizierter abschaffen – Warum Virologe Kekulé dafür ist

Erstellt:

Von: Carolin Gehrmann

Kommentare

Es sei an der Zeit, die Sonderbehandlung Corona-Infizierter aufzugeben, findet Virologe Alexander Kekulé – und spricht sich für ein Ende der Isolationspflicht aus. Aus verschiedenen Gründen sei diese nicht mehr sinnvoll.

Bremen – Die Isolationspflicht Corona-Infizierter ist in einigen Bundesländern bereits passé. An den meisten Orten gilt allerdings nach wie vor, dass Infizierte mindestens nach einer Corona-Erkrankung für fünf Tage in Selbstisolation müssen. In Bayern, Baden-Württemberg, Hessen oder Schleswig-Holstein müssen sich Corona-Infizierte seit Mitte November allerdings nicht mehr in häusliche Quarantäne begeben. Viele fordern bereits, die Isolationspflicht bei Corona-Infektionen ganz fallenzulassen. Darunter auch der Virologe Alexander Kekulé.

Corona in Deutschland: Isolationspflicht „medizinisch nicht mehr begründbar“

Nach Meinung des Mediziners sei die Isolationspflicht „medizinisch nicht mehr begründbar“, wie er in seiner Kolumne im Nachrichtenmagazin Focus darlegt. Allgemeine Isolierungs- und Quarantäneregeln hätten seiner Einschätzung nach in der jetzigen Phase der Pandemie kaum noch Einfluss auf das Infektionsgeschehen, da die Zahl der registrierten Neuinfektionen in Deutschland derzeit wöchentlich um rund 17 Prozent sinke.

Am wirksamsten seien solche Maßnahmen ohnehin nur ganz am Anfang eines Krankheitsausbruchs, wie er erklärt. Dann würde sich die konsequente Absonderung Erkrankter lohnen, um ein Verbreiten der Krankheit zu verhindern. In Deutschland hatte man den richtigen Moment zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 verpasst.

Isolationspflicht in der jetzigen Phase der Pandemie nicht mehr sinnvoll

Dennoch sei die Isolationspflicht auch in anderen Phasen der Corona-Pandemie nicht nur ein äußerst sinnvolles, sondern auch ein unverzichtbares Instrument gewesen, räumt Kekulé ein. Denn sie habe vor allem dazu gedient, ein zu befürchtendes Explodieren der Fallzahlen zu verhindern.

Die Isolationspflicht in Hessen entfällt. (Symbolfoto)
Die Isolationspflicht habe als Maßnahme in der Corona-Pandemie ausgedient, findet Virologe Kekulé. (Symbolfoto) © Sebastian Gollnow/dpa

Vor allem wegen der hochansteckenden Omikron-Varianten seien die Quarantäneregeln notwendig gewesen, um eine Überlastung der medizinischen Infrastruktur zu verhindern und nicht sehenden Auges in eine Katastrophe zu rennen. Außerdem sei auf diese Weise in den ersten Jahren der Pandemie wertvolle Zeit gewonnen worden, um Therapieansätze zu finden und das Impfen voranzubringen.

Wegen Omikron BQ1.1. und XBB: Isolationspflicht bringt laut Virologen Kekulé nichts mehr

Doch zum jetzigen Zeitpunkt würde die Isolationspflicht in den Augen des Virologen nichts mehr bringen. Nachdem die vorgeschriebene Quarantänezeit von 14 Tagen zu Beginn der Pandemie auf sieben Tage seit Januar 2022 und später auf fünf Tage verkürzt wurde, sei nach Ansicht Kekulés nämlich keine „wissenschaftliche Seuchenbekämpfung“ mehr gegeben, da diese Zeit nicht ausreiche, um eine Ansteckung zu verhindern.

Fünf Tage nach Symptombeginn sei noch rund die Hälfte der Covid-Erkrankten ansteckend, wie er erklärt. An Tag 10 seien es auch immerhin noch bis zu 20 Prozent. Doch die Pflicht zur Selbstisolation endet nach spätestens 10 Tagen, auch wenn zu diesem Zeitpunkt der Test noch positiv ist. Für Kekulé ein Widerspruch.

Pandemie in Deutschland mit Corona: Kekulé ist für mehr Eigenverantwortung statt Isolationspflicht

Laut Kekulé könne man die Menschen zu diesem Zeitpunkt der Pandemie ruhig eigenverantwortlich handeln lassen. Jeder wisse inzwischen, wie man seine Mitmenschen vor einer Ansteckung schütze – auch ohne behördliche Verfügung. Ohnehin würden seiner Ansicht nach nur noch die wenigsten Menschen einen PCR-Test machen. Und nur bei einer nachgewiesenen Infektion gilt die amtliche Anordnung zur Selbstisolation.

Isolationspflicht gilt nicht bei anderen Atemwegserkrankungen wie RSV oder Influenza

Der Virologe spricht sich dafür aus, Corona nicht mehr anders zu behandeln als andere durch Viren verursachte Atemwegserkrankungen auch. Für Grippe, Erkältung und Co. gebe es solche Anordnungen auch nicht und die Isolationspflicht bei Corona stehe für ihn daher in keinem Verhältnis mehr. Nur ein geringer Anteil der derzeitigen Welle von Atemwegsinfektionen sei auf das Coronavirus zurückzuführen. Ein Drittel der Erkrankungen sei auf Influenza zurückzuführen, ein weiteres Drittel auf das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), das derzeit vor allem bei Kindern um sich greift.

Maskenpflicht sei sinnvoller als Isolationspflicht – auch gegen andere Infekte wie RSV oder Grippe

Die gewöhnlichen Schnupfenviren (Rhinoviren) lägen immerhin bei elf Prozent, das Coronavirus hingegen nur bei fünf Prozent. Angesichts dieses relativ geringen Einflusses sei es daher an der Zeit, die Sonderbehandlung des Corona-Infizierter aufzugeben und die Isolationspflicht abzuschaffen. Kekulé spricht sich stattdessen für eine Maskenpflicht in Innenräumen aus. Seiner Meinung nach die einzige medizinisch sinnvolle Maßnahme, denn so würden die Menschen nicht nur vor Covid-19 geschützt, sondern auch vor allen anderen schweren Atemwegserkrankungen, die derzeit grassieren.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) würde eine Maskenpflicht in Innenräumen wohl ebenfalls unterstützen. Beim Thema Isolationspflicht ist er aber anderer Meinung, denn er befürchtet eine schwere Winterwelle wegen Omikron. Er warnt daher eindringlich vor „Gedrängel“ bei Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Das Kippen der Isolationspflicht in einigen Bundesländern hält er daher auch für verantwortungslos. Es gebe täglich noch zu viele Todesfälle durch Corona-Infektionen. Vor allem Pflegeheime blieben weiter Hotspots in der Corona-Pandemie.

Auch interessant

Kommentare