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Impf-Sorgen junger Menschen: Macht die Spritze gegen Corona unfruchtbar?

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Von: Yannick Hanke

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Viele junge Menschen können oder wollen sich nicht gegen Corona impfen lassen. Nicht zuletzt, weil sie befürchten, danach unfruchtbar zu sein. Stimmt das?

Berlin – Impfungen gegen das Coronavirus stellen die Basis im Kampf gegen die Pandemie dar. Dennoch sind erst etwas mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland geimpft. Und das, obwohl sich zumindest jeder Erwachsene in der Bundesrepublik impfen lassen darf. Anders verhält es sich mit jungen Menschen, die argumentieren, durch die Spritze würde sich ihr Kinderwunsch erledigen. kreiszeitung.de überprüft, ob eine Corona-Impfung überhaupt unfruchtbar macht.

Vorurteil: Unfruchtbar nach Corona-Impfung - was ist dran?

Behörde:Robert Koch-Institut
Gründung:1. Juli 1891
Hauptsitz:Berlin
Staatliche Ebene:Bund
Stellung:selbstständige Bundesoberbehörde
Haushaltsvolumen:108 Millionen Euro (Haushaltsjahr 2020)
Behördenleitung:Präsident: Lothar H. Wieler; Vizepräsident: Lars Schaade
Dachorganisation:Bundesministerium für Gesundheit

Wirken sich Corona-Impfungen auf die Fruchtbarkeit aus? Robert Koch-Institut (RKI) klärt auf

Grundsätzlich gibt es keine Hinweise darauf, dass sich eine Corona-Impfung auf die Fruchtbarkeit des Menschen auswirkt. Vielmehr empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Frauen mit Kinderwunsch sowie Schwangeren ab der 13. Woche die Impfung. Denn vor allem Schwangere würden ein erhöhtes Risiko für einen schweren Corona-Verlauf aufweisen.

Zu sehen sind eine männliche Hand, die Spritze samt Corona-Impfstoff hält sowie eine Schwangere.
Vermindern Corona-Impfungen die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen? Ist es gar schädlich, wenn Schwangere geimpft werden? (Symbolbild) © K. Schmitt/imago

Zudem wird auch Stillenden die Impfung gegen das Coronavirus empfohlen. Nichtsdestotrotz hält sich die These, dass die entsprechende Impfung zu Unfruchtbarkeit führt, wacker und hartnäckig. Das Robert Koch-Institut (RKI) reagiert darauf in Form eines Frage-Antwort-Stückes.

„Diese Aussage ist falsch“: RKI verneint Behauptung, dass Corona-Impfungen Frauen unfruchtbar machen und nennt konkrete Beispiele

Unter dem Punkt „Impfung bei Schwangeren, Stillenden und bei Kinderwunsch“ greift das RKI die Behauptung auf, dass die Corona-Impfung Männer und Frauen unfruchtbar mache. Die schlichte Antwort: „Diese Aussage ist falsch“. Zudem zählt das RKI mehrere Punkte auf, das seine Aussage untermauert.

Die Rede ist von nicht-klinischen Studien vor der Zulassung der Impfstoffe, in denen es keine Hinweise auf das Auftreten von Unfruchtbarkeit nach der Impfung gegeben habe. Explizit wird auf die Zulassungsstudie des Herstellers Biontech verwiesen. Dort seien zwölf Frauen unter den Geimpften und elf Frauen in der Gruppe mit Placebo-Gabe innerhalb des Nachbeobachtungszentrums von zwei Monaten schwanger geworden.

Studien aus Israel geben Aufschluss: Eizellen und Spermien leiden nicht unter Corona-Impfung

Doch damit nicht genug: Das RKI nennt zudem eine Studie aus Israel, Corona-Impf-Vorreiter bei Kindern ab fünf Jahren, bei der die Daten von 36 Paaren ausgewertet wurden, die sich in einer Behandlung für eine künstliche Befruchtung befanden – und sich in dieser Zeit impfen ließen. Wie das RKI mitteilt, habe es sowohl bei Anzahl als auch Qualität der gewonnenen Eizellen sowie der untersuchten Spermienparameter vor und nach der Impfung keinen Unterschied gegeben.

In diesem Kontext greift die dpa eine weitere Studie aus Israel auf. Auch hier ging es um die weibliche Fruchtbarkeit im Zusammenhang mit einer Corona-Impfung. Konkret wurden am Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv bei 129 vollständig mit Biontech geimpften Frauen der Spiegel des Anti-Müller-Hormons überwacht.

Dieses gibt darüber Aufschluss, wie viele Eizellen eine geschlechtsreife Frau produziert. Das Ergebnis der Studie aus Israel: Die Impfung gegen das Coronavirus hatte keinen Einfluss auf das Hormonlevel der Frauen.

Auch Universität Jena widerlegt Behauptung, dass Corona-Impfungen unfruchtbar machen

Und auch Männer müssen sich im Zuge der Corona-Impfung keine Sorgen um ihre Potenz machen. Das ergab eine Studie der University of Miami: Vor und nach Gabe von zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffes waren die Spermien der untersuchten 45 Männer zwischen 18 und 50 Jahren gleich fit.

Wie aber kommt es überhaupt zu der Falschinformation, dass die Corona-Impfung vor allem Frauen unfruchtbar mache? Eine Antwort darauf haben Forscher der Universität Jena parat. Sie widerlegen nämlich eine online verbreitete Behauptung, die nach der mRNA-Impfung vom Immunsystem gebildeten Antikörper richteten sich gegen Bestandteile der Plazenta.

„Weder aus den bisherigen Erfahrungen mit Schwangeren, die an Covid-19 erkrankt sind, noch aus Sicht der Plazentaforschung lässt sich die Behauptung belegen“, heißt es von Ekkehard Schleußner, dem Direktor der Klinik für Geburtsmedizin.

Corona-Impfungen führen zu Unfruchtbarkeit als Mythos abgetan

Um dem Phänomen der rapiden Verbreitung der Falschinformation auf den Grund zu gehen, ist ein kleiner biologischer Exkurs notwendig. Durch die mRNA-Impfung wird eine Art Spike-Protein des Coronavirus gebildet. Und dieses Virusprotein weist in einem kleinen Teil eine Ähnlichkeit mit dem Protein Syncytin-1 auf.

Dieses dient während der Schwangerschaft dem Zweck, sich an der Bildung der Plazenta zu beteiligen. Die angesprochene Ähnlichkeit würde sich jedoch auf eine Sequenz von fünf von 1273 Aminosäuren im Spike-Protein beziehungsweise 538 Aminosäuren im Syncytin-1-Protein beschränken.

De facto seien die Sequenzen noch nicht einmal identisch, da sie sich hinsichtlich der mittleren Aminosäure unterscheiden. „Hier dürfte also der Mythos seinen Ursprung habe“, merkt die Universität Jena an. Zudem weist die wissenschaftliche Institution darauf hin, dass wenn schon die Impfung unfruchtbar machen würde, müsste es eine Corona-Infektion erst recht tun. (Mit Material der dpa) * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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