„Dürfen wieder Schiff fahren“: Gorch Fock sticht nach teurer Sanierung in See

Die Gorch Fock ist zurück auf hoher See. Ihre erste Fahrt nach einer langen und teuren Sanierung führt nach Teneriffa. Für den Kapitän ist es wohl die letzte Reise.
Kiel – Das viel gerühmte und zuletzt ebenso gescholtene Segelschulschiff „Gorch Fock“ ist nach Abschluss jahrelanger Sanierungsarbeiten wieder zu einer Hochsee-Reise aufgebrochen. Am Freitag stach das Schiff der Deutschen Marine in seinem Heimathafen Kiel in See. Das Ziel: die kanarische Insel Teneriffa. Die Route: über Lissabon in die östlichen Ausläufer des Atlantiks.
120 Mitglieder der Stammbesatzung haben sich auf dem Dreimaster unter dem Kommando von Kapitän Nils Brandt zusammengefunden und verließen nach einem Medientermin gegen 10:00 Uhr den Marinestützpunkt an der Kieler Förde. Verabschiedet wurde die Crew von rund 150 Angehörigen und Schaulustigen, Musik fehlte dieses Mal allerdings. Laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) waren alle Musikkorps der Bundeswehr an anderen Orten verplant.
Segelschulschiff | Gorch Fock |
Indienststellung | Dezember 1958 |
Ausgebildete Offizier- und Unteroffizieranwärter | Rund 15.000 |
Zurückgelegte Strecke | Rund 750.000 Seemeilen |
Das 1958 in Dienst gestellte Schulschiff der Deutschen Marine konnte diese erste Fahrt nach der Sanierung erst verspätet antreten. Keine erneute Panne, sondern ein durchaus zu erwartendes Problem hatte zur Verzögerung und damit zur fehlenden Musikbegleitung geführt: Das Trinkwasser der „Gorch Fock“ musste zuerst gereinigt werden. Dass sich im Hunderte Meter langen Leitungssystemen von Schiffen Keime ansiedeln könnten, käme bei Neubauten und Instandsetzungen immer mal vor, hatte Kapitän Nils Brandt über das Ärgernis gesagt.
Am Montag hatte der 55 Jahre alte Kapitän der Crew verkündet, dass die Fahrt zu den Kanarischen Inseln am Freitag beginnen könne. Die Erleichterung und Freude nach rund sechs Jahren in der Werft sei der Crew deutlich anzumerken gewesen. Laut Angaben der dpa brach auf dem Schiff Jubel aus. „Es ist vorbei mit der Werft und wir dürfen wieder Schiff fahren“, sagte der Kapitän demnach. Anfang Oktober 2021 war das Segelschulschiff in Kiel eingetroffen*. Eine erste Probefahrt der „Gorch Fock“ war zuvor noch von einem Motorschaden verhindert worden*.
„Gorch Fock“ sticht nach sechs Jahren und einer teuren Sanierung wieder in See
Kapitän zur See Nils Brandt hat das Kommando über das Segelschulschiff „Gorch Fock“ seit rund sieben Jahren inne und die seit 2015 andauernde Sanierung sommit komplett miterlebt. Gerade erst wieder auf See endet Brandts Kommando voraussichtlich schon bald wieder. Ende März 2022 wird er laut Angaben der Deutschen Marine nach Abschluss der aktuellen Fahrt abgelöst. In seiner Zeit als Kapitän des Schiffes hat er somit auch die immer teurer werdende Serie an notwendigen Reparaturen miterleben müssen. Aus geplanten zehn Millionen Euro an Kosten wurden im Lauf der Jahre 135 Millionen. Die Sanierung des Schiffes mit Steuergeldern hatte dementsprechend für viel Kritik gesorgt.
Nun aber ist das Schiff samt stolzer Crew zurück auf hoher See. Über einen Zwischenstopp im portugiesischen Lissabon nimmt die „Gorch Fock“ Kurs auf die Kanareninsel Teneriffa. Nach der langen Segelpause könnten auf dieser Route die Stammbesatzung und die Segelcrew unter günstigen Wetterbedingungen wieder in den Trainingsbetrieb übergehen, heißt es vonseiten der Marine. Für das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel werde das Schiff demnach im Hafen von Santa Cruz de Tenerife, der Hauptstadt von Teneriffa, festmachen.
Segelschulschiff „Gorch Fock“ absolviert zwei Törns mit insgesamt 220 Offizieranwärtern
Rund 220 Offizieranwärter der Marine sollen nun – aufgeteilt in zwei Törns (Etappen) – erste Erfahrungen an Bord des Großseglers sammeln. Für sie ist die Reise somit Teil ihrer „Seemännischen Basisausbildung“. Neben den Grundlagen des seemännischen Handwerks, gelte es laut Ausbildungsplan, in der Praxis die Bedeutung von „Teamwork“ und „Kameradschaft“ zu lernen und umzusetzen. Das Schiff und seine Geschichte begeistert dabei bis heute nicht nur die Crews, viele Historiker haben die „Gorch Fock“ hinlänglich begleitet und unter anderem Bücher über den traditionsreichen Großsegler veröffentlicht.
Die erste Gruppe der Kadetten wird laut einer Bundeswehr-Mitteilung am 3. Januar 2022 in Santa Cruz de Tenerife eingeschifft und durchläuft zunächst eine Segelvorausbildung. Mitte Januar sticht die „Gorch Fock“ demnach mit dieser Crew in See und segelt Richtung Mittelmeer. Zwischenziele sind dabei auch die spanischen Häfen Valencia und Málaga.
In Málaga soll die erste Gruppe der Kadetten Mitte Februar ausgeschifft und die zweite Gruppe an Bord genommen werden. Mit dieser gehe es dann nach abgeschlossener Segelvorausbildung über Brest in Frankreich zurück nach Kiel. Dort wird das Schiff am 25. März 2022 wieder im Heimathafen zurückerwartet. Rund 10.000 Seemeilen oder umgerechnet 18.500 Kilometer werden dann hoffentlich störungsfrei hinter Segelschulschiff und Besatzung liegen. (Mit Material der dpa) * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.