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„Katastrophale Lage“ wegen RS-Virus: „Das ist ein Gefühl völliger Ohnmacht“

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Von: Yannick Hanke

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Wegen der RS-Virus-Welle sind viele Kinderkliniken überfüllt. Praxen sind überlastet. Der Kinderschutzbund kritisiert „jahrzehntelangeVernachlässigung“.

Berlin – Mit dem RS-Virus und der Grippe sorgen aktuell gleich zwei Krankheitswellen für lange Warteschlangen vor Arztpraxen in Deutschland. Krankenhausbetten sind voll, das Personal arbeitet am Limit. Vor allem viele Kinderkliniken sind überfüllt. Die enorm große Welle an Atemwegsinfekten stellt das Gesundheitssystem vor Herausforderungen.

Dem ist sich auch der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) bewusst, der ein „rasches finanzielles Notprogramm“ für Kliniken fordert. Indes sprechen Notfallmediziner mit Blick auf die Kombination von RS-Virus, das in Frankreich zum Greifen des Notfallplans führt, und Grippe von einer „dramatischen Lage“.

RS-Virus und Grippe bringen deutsches Gesundheitssystem ans Limit

„Das ist ein Gefühl völliger Ohnmacht. Der Mangel in der Kinderpflege ist sehr dramatisch. Ich bin wirklich entsetzt, dass man es so weit hat kommen lassen“, sagte Präsident Heinz Hilgers dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Damit spielt der ehemalige Bürgermeister von Dormagen auf die dramatische Welle an Atemwegsinfekten in Deutschland an. Im Fokus steht dabei vor allem das neuartige RS-Virus.

Im Vordergrund: Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), der besorgt zur Seite blickt. Im Hintergrund: Ein am Respiratorischen Synzytial-Virus (RS-Virus oder RSV) erkrankter Patient liegt auf einer Kinderstation des Olgahospitals des Klinkums Stuttgart in einem Krankenbett.
Die Kombination aus RS-Virus und Grippe sorgt für eine Überlastung des deutschen Gesundheitssystems. Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), zeigt sich besorgt. © Marijan Murat/Markus Scholz/dpa/Montage

Das Atemwegsvirus verleitet die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) zu drastischen Aussagen. Die Rede ist von einer „katastrophalen Lage“ auf den Kinder-Intensivstationen. Laut Hilgers sei die aktuelle Krise das Ergebnis einer „jahrzehntelangen Vernachlässigung“ durch die Politik. Und aufgrund eines eklatanten Mangels an Fachkräften könne sie „kurzfristig nicht bewältigt werden“.

Jahrelange Warnung vor Überlastung der Kliniken in Deutschland ignoriert – in der RS-Virus-Welle rächt es sich

Hilgers zufolge würde bereits seit Jahren vor solch einer Überlastung der Kliniken und Arztpraxen in Deutschland gewarnt. Doch seien leider keine Verbesserungen angegangen worden, und zwar „wegen der ausschließlich betriebswirtschaftlichen Orientierung des Systems, das auf Vollauslastung ausgelegt ist“. Das rächt sich nun in der aktuellen Situation rund ums RS-Virus.

Auch der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen hatte sich in der Thematik zu Wort gemeldet. Es brauche nun Maßnahmen, um die Versorgung von Kindern kurzfristig zu verbessern, sagte der Politiker gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Beispielsweise müsse die Koordination freier Klinikbetten ausgebaut werden. Zudem könnte Fachkräfte anderer Bereiche in Kinderstationen einfache Aufgaben übernehmen. Darüber hinaus sollten ambulante Angebote in Notfallpraxen ausgeweitet werden, so Dahmen.

„Versorgungssituation in Klinken ist alarmierend“: Vorschläge im Kampf gegen das RS-Virus

„Die Versorgungssituation von Kindern in Kliniken und Arztpraxen ist derzeit alarmierend“, hieß es von Dahmen. In vielen Krankenhäusern würde es durch die Kombination aus Grippe und dem RS-Virus Not geben. Und das sei das Ergebnis saisonbedingt ansteigender Atemwegserkrankungen und zunehmenden Personalmangels.

Hilfsmaßnahmen hatte indes bereits Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigt. Wie von Dahmen vorgeschlagen, soll Pflegepersonal aus Erwachsenen- in Kinderstationen verlegt werden. Lauterbach hatte die Krankenkassen auch dazu aufgefordert, Vorgaben zur Personalbesetzung vorerst nicht zu prüfen und etwaige Sanktionen auszusetzen. Sein Appell an Eltern und Kinderärzte: nicht unmittelbar nötige Vorsorgeuntersuchungen vorerst zu verschieben.

Bundestag verabschiedet Gesetzespaket für Krankenhäuser: Kinderkliniken sollen 300 Millionen Euro extra erhalten – zwei Jahre lang

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der in Deutschland grassierenden Welle von Grippe und RS-Virus, hatte der Deutsche Bundestag am Freitag, 2. Dezember 2022, ein Gesetzespaket zu Krankenhäusern beschlossen. Dieses soll mehr Geld für Kinderkliniken und Entlastungen bei dringend benötigten Pflegekräften generieren. Konkret ist vorgesehen, dass Kinderkliniken 2023 und 2024 jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich erhalten.

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