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Gasverbrauch wegen Eiseskälte: Droht in Deutschland der Heiz-Kollaps?

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Von: Fabian Pieper

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Wegen der aktuellen Kälte in Deutschland steigt der Gasverbrauch rapide.
Wegen der aktuellen Kälte in Deutschland steigt der Gasverbrauch rapide. © Michael Buholzer/dpa

Die bislang kälteste Woche des Jahres mit Dauerfrost in ganz Deutschland treibt den Gasverbrauch in die Höhe. Könnte es zu einer Gasmangellage kommen?

Berlin – Das Thermometer klettert Mitte Dezember 2022 nur selten und an nur wenigen Orten über den ominösen Null-Grad-Celsius-Strich. Es ist kalt in Deutschland, die berüchtigte Polarpeitsche hat voll zugeschlagen. Nachts kratzen die Temperaturen sogar an zweistelligen Minusgraden. Kein Wunder also, dass viele Privathaushalte, Firmen und die Industrie derzeit ihre Heizungen aufdrehen. Sie sollen den Kampf gegen die Eiseskälte in Innenräumen aufnehmen.

Doch in diesem Winter ist alles anders: Aufgrund des Ukraine-Kriegs bezieht die Bundesregierung kein Gas mehr aus Russland, dem hierzulande wichtigsten Gaslieferanten. Zwar importiert Deutschland stattdessen Gas etwa aus den Niederlanden, aus Norwegen und Belgien und ist mit nahezu randvoll gefüllten Gasspeichern in den Winter gestartet. Trotzdem lauten die Appelle aus der Politik, jeder solle weiterhin so gut es geht Energie sparen, damit es im Verlaufe des Winters nicht zu einer Mangellage kommt. Ein Szenario, vor dem sich viele fürchten. Droht hierzulande etwa der Heiz-Blackout mitten im Krisen-Winter?

Gas-Mangellage im Winter in Deutschland möglich

Hierzu haben sich das Science Media Center Germany (SMC) gemeinsam mit dem NDR und der Initiative Energie speichern (Ines) mit verschiedenen möglichen Szenarien befasst. In sie fließen viele für die kommenden Monate entscheidenden Parameter: die anfänglichen Speicherstände der Gasspeicher, die Energie-Einsparungen von Privathaushalten und Industrie, die Winter-Temperaturen sowie der Zugang zu Gaslieferungen, etwa mit der Inbetriebnahme der neuen Flüssiggasterminals in Deutschland.

Die gute Nachricht: Die Wahrscheinlichkeit, dass es in diesem Winter zu einer Gasmangellage in Deutschland kommen könnte, ist gering. Die schlechte Nachricht: Sie ist nicht null. Denn sollten sich laut einem Bericht des NDR die Verbräuche nicht zumindest in die Richtung der angepeilten Einsparung von 20 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Vorjahre bewegen, könnte das Gas zum Frühjahr hin knapp werden.

Zwar sparten Privathaushalte und Industrie in Deutschland laut NDR in der Woche von 28. November bis 4. Dezember 2022 etwa 13 Prozent Gas im Vergleich zu den Jahren 2018 bis 2021 ein; doch bereits im September 2022, der im Mittel kälter als der Durchschnitt ausgefallen war, lag auch der Energieverbrauch entsprechend über dem Durchschnitt – trotz Einspar-Appellen.

Gasspeicher könnten leer werden – droht der Heiz-Kollaps?

Sollte nun also der Dezember 2022– es könnte der kälteste Dezember seit vielen Jahren werden – deutlich kälter werden als im Durchschnitt, so würde möglicherweise auch der Gasverbrauch sehr hoch sein, da ein Großteil des Gases in Deutschland zum Heizen verwendet wird. Wie sich der folgende Winter entwickelt, ist noch nicht abzusehen. In der pessimistischsten Annahme könnten die Gasspeicher im Frühjahr leer sein – wenn trotz kalter Temperaturen kein Gas eingespart wird.

Das allerdings ist das schlechteste Szenario. Auch Ines-Geschäftsführer Sebastian Bleschke ordnet die Lage entsprechend ein: „Solange die Temperaturen nicht extrem werden, werden wir gut durch den Winter kommen“, erklärte er gegenüber der Tagesschau. Jedoch fügte er hinzu, dass es ein ausreichendes Niveau beim Flüssiggas-Import geben müsse.

Konsequente Gas-Einsparungen können Horror-Szenario verhindern

Sollte der Winter jedoch noch milder und vielleicht sogar deutlich zu mild werden, könnte Deutschland sogar ohne Einsparungen durch den Winter kommen, ohne Gefahr zu laufen, dass die Speicher leer sind. Und falls Privathaushalte und Industrie es schaffen, das 20-Prozent-Ziel zu erreichen, droht laut NDR in keinem Falle eine Gasmangellage mehr – mögliche Szenarien wie Anschläge und Sabotage auf die Energieversorgung nicht beachtet. Allerdings seien dann die Gasspeicher am Ende der Heizperiode weitestgehend geleert und müssten sich erst wieder erholen.

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Dennoch mahnte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, am Montag, 12. Dezember 2022, im Tagesspiegel, es sei „wichtig, dass wir mit den Sparanstrengungen nicht nachlassen und den ganzen Winter durchhalten“. Er halte Einsparungen von 20 Prozent für notwendig; derzeit liegen sie bei rund 13 Prozent. Zum Glück ist es gar nicht so schwierig, Heizkosten einzusparen, wie unsere Tipps zeigen.

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