Infektionen mit dem RS-Virus: Deshalb gibt es in Deutschland so viele Fälle
Aktuell geht in Deutschland das RS-Virus um, Kinder und Babys sind besonders betroffen. Warum gibt es gerade jetzt so viele Infektionen mit RSV?
Berlin – Keinen Tag ohne neue Meldung: Das RS-Virus ( Humanen Respiratorischen Synzytial-Virus) sorgt aktuell in Deutschland für volle Kinderkliniken und Kinderstationen in den Krankenhäusern. Denn, besonders sind Kinder durch das RS-Virus betroffen, und leiden nicht selten an einem schweren Verlauf der Infektionskrankheit der Atemwege. Zwar können sich auch Erwachsene mit dem RS-Virus infizieren, doch die Symptome und auch der Verlauf der Krankheit ist wesentlich milder als bei Kindern oder Babys. Leidet ein Kind mit dem RS-Virus an einem schweren Verlauf, ist in der Regel der Gang ins Krankenhaus unumgänglich. Bei einem leichten Verlauf mit dem RS-Virus reicht die normale Hausapotheke aus.
RS-Virus (RSV) bei Kindern und Babys: Wieso es in Deutschland so viele Infektionen gibt
In diesem Jahr fällt die Welle mit dem RS-Virus und seinen Symptomen unter Kindern und Babys besonders heftig aus. Das beobachten derzeit zumindest den behandelnden Ärzten auf. Doch, warum gibt es in diesem Jahr in Deutschland so viele Infektionen mit dem RS-Virus?

Die Bilder der vollen Kinderkliniken und auf den Kinderstationen in Krankenhäusern gleichen sich landauf, landab. Einige Kliniken schlagen schon Alarm, weil sie randvoll sind. Teilweise gibt es Berichte darüber, dass Kinder mit dem RS-Virus, die eigentlich auf eine Intensivstation gehören, dort nicht behandelt werden können, weil diese schlicht voll sind. Im Nachbarland Schweiz ist es inzwischen so weit, dass durch das RS-Virus betroffene Kinder mit einem schweren Verlauf quer durch das ganze Land geflogen werden müssen, damit sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden können. Das will man in Deutschland unbedingt verhindern.
RS-Virus grassiert in Deutschland: Das sind die häufigsten Symptome bei einer Infektion mit RSV
- Husten
- Schnupfen
- Halsschmerzen
- Fieber
Doch, warum schlägt das RS-Virus, das gerade für Babys und Kinder besonders gefährlich ist, in diesem Jahr so früh und so auffällig oft zu? Auszumachen ist dies nicht nur an einem Punkt, da sind sich die Experten einig. Fakt ist aber auch, dass die Kliniken mit Kindern, die das RS-Virus tragen, derzeit so voll laufen, wie sie es schon lange nicht mehr getan haben. Unter anderem liegt die heftige Welle mit dem RS-Virus bei Kindern und Babys auch an den Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus, die derzeit überall – wenn nicht schon geschehen – auf ein absolutes Minimum hinuntergefahren werden.
RS-Virus bei Kindern und Babys: Corona-Schutzmaßnahmen begünstigen Infektionen mit RSV
Das bestätigt auch Kinderarzt Robin Kobbe vom Hamburger Universitätklinikum Eppendorf (UKE) gegenüber der Tagesschau. Kobbe erklärt dies mit einer sogenannten „immunologischen Lücke“. Denn, weil in den vergangenen zweieinhalb Jahren viele durch das Tragen einer Maske und dem Herunterfahren von sozialen Kontakten, dem sogenannten Social Distancing, einer Infektion mit Corona entgehen wollten, sei das „Immunsystem nicht trainiert“ worden.
Allerdings, so Friedrich Reichert, Oberarzt der Pädiatrischen Interdisziplinären Notaufnahme am Klinikum Stuttgart im Gespräch mit der Tagesschau, sei dieser Trainingseffekt nicht nötig, wenngleich es ihn gebe. Laut ihm gibt es keine Hinweise darauf, „dass ausbleibende Infekte das Immunsystem irgendwie schwächen würden“.
RS-Virus in Deutschland: Welle mit RSV bei Kindern und Babys setzt dieses Jahr besonders früh ein
Trotzdem hat Kinderarzt Kobbe aus Hamburg recht, wie auch Reichert bestätigt, wenn er in den Corona-Schutzmaßnahmen einen Schuldigen für die heftige Welle mit dem RS-Virus unter Kindern und Babys sucht. Denn, durch das Tragen der Masken beispielsweise, scheint sich eine verschobene Saisonalität entwickelt zu haben. Schon 2021 setzte die Welle mit dem RS-Virus früher als normal ein. Und auch die Grippewelle ist in diesem Jahr ungewöhnlich früh unterwegs, was an den gleichen Gründen liegt.
Mit einher ging im vergangenen Jahr – und auch in diesem Jahr – ein höherer R-Wert, wie die Tagesschau weiter berichtet. Mit dem R-Wert wird angegeben, wie viele weitere Personen ein Infizierter ansteckt. Somit ist klar: Es waren viel mehr Menschen als normal empfänglich für eine Infektion mit dem RS-Virus. Dies aus dem Grund, weil die Schutzmaßnahmen in der Vergangenheit keine Infektion zuließen. Das hat zur Folge, dass eine Reinfektion mit einem Virus, mit dem sich das Immunsystem schon länger nicht mehr auseinandergesetzt hat, schneller und einfacher geht.
RS-Virus grassiert in Deutschland: weitere Infektionen bei Kindern mit milderen Symptomen und leichten Verläufen
Doch, das ist noch nicht alles. Normalerweise kommt der größte Teil der Kinder und Babys zum ersten Mal mit dem RS-Virus innerhalb der ersten beiden Lebensjahre in Kontakt. Das ist natürlich aufgrund der Corona-Maßnahmen entfallen. Somit kommen viele der kleinen Erdenbürger erst im Kindergartenalter mit dem Erreger in Berührung und haben noch keine Grundimmunität, was einen schweren Verlauf begünstigt.
Weitere Infektionen mit dem RS-Virus laufen bei Kindern dann schließlich auch milder ab. Genau wie bei Erwachsenen, die bei einer Infektion mit dem RS-Virus in der Regel mit einem leichten Verlauf und milden Symptomen rechnen können.