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Europa-Pläne: Offshore-Windparks in der Nordsee sollen vernetzt werden

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Von: Ulrike Hagen

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Deutschland will gemeinsam mit anderen Nordsee-Ländern Offshore-Windparks massiv ausbauen – und vernetzen. Das Wirtschaftsministerium gab am Montag ehrgeizige Pläne bekannt.

Berlin – Die Klimaziele der Bundesregierung bis 2030 sind hochgesteckt. Und der Ausbau der Windkraft in Deutschland mit Mega-Windparks in der Nordsee ist quasi beschlossene Sache.

Nachdem das Kabinett den Windkraft-Turbo „dreifache Dringlichkeit liegt auf der Hand“ mit einer Gesetzesänderung auf Basis der EU-Notfallverordnung einlegte, verkündete das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) am Montag, 27. Februar 2023, den nächsten Coup: Deutschland plant gemeinsam mit anderen Nordsee-Anrainern die länderübergreifende Vernetzung von Windparks zu einem riesigen Offshore-Kraftwerk.

Neue Fundamente für Windkraftanlagen.
Windkraftanlagen in der Nordsee haben 2022 wieder mehr Strom geliefert als im Vorjahr. © Ingo Wagner/dpa

Europa-Pläne: Offshore-Windparks in der Nordsee sollen vernetzt werden

Die Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion und Tennet haben gemeinsam mit dem BMWK Pläne für Vernetzungsprojekte in der Nordsee vorgelegt, heißt es in der Pressemitteilung des Ministeriums. Das Ziel: Anbindungsleitungen von Offshore-Windparks mit einer Gesamtleistung von zehn Gigawatt sollen miteinander vernetzt werden – und zwar länderübergreifend mit anderen Nordseestaaten, wie beispielsweise Dänemark und den Niederlanden.

Die Energiewende profitiert extrem von einer verstärkten Vernetzung mit den Nachbarländern. Mit zusätzlichen Netzverbindungen kann mehr kostengünstiger Strom aus erneuerbaren Energien nach Deutschland importiert werden.

Robert Habeck (Grüne), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz 

Neben der Anbindung der Offshore-Windparks an das deutsche Stromnetz ermöglichen die Stromleitungen gleichzeitig den Stromaustausch mit europäischen Nachbarländern. Derzeit sind die Anlagen nur an die Küsten der jeweiligen Länder angeschlossen.

„Werden im Schulterschluss mit den europäischen Nachbarn das Energiesystem transformieren“

„Die Energiewende profitiert extrem von einer verstärkten Vernetzung mit den Nachbarländern. Mit zusätzlichen Netzverbindungen kann mehr kostengünstiger Strom aus erneuerbaren Energien nach Deutschland importiert werden“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).

„Die heute vorgelegten Pläne zeigen, wie wir im Schulterschluss mit unseren europäischen Nachbarn das Energiesystem transformieren werden. Windenergie auf See wird im klimaneutralen Energiesystem eine entscheidende Rolle spielen“, so der Vizekanzler zu dem geplanten europäischen Schulterschluss.

Internationaler Windpark-Verbund soll die Versorgungssicherheit erhöhen

Die Vernetzung kann zukünftig nicht nur Treibhausgasemissionen senken und die Versorgungssicherheit erhöhen, auch lassen sich so erheblich Kosten einsparen. Das geht aus der Studie des Wirtschaftsministeriums in Kooperation mit r2b energy, Guidehouse Germany und dem Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung hervor, die kreiszeitung.de vorliegt. Zum einen könne der Windstrom weit effektiver und günstiger genutzt werden, zum anderen den Energieaustausch zwischen den Nachbarstaaten erleichtert werden.

Eine Vernetzung könne gewährleisten, dass Strom leichter dorthin fließen kann, wo er benötigt wird. Dies macht etwa Sinn, wenn beispielsweise der Wind in unterschiedlichen Zonen der Nordsee unterschiedlich stark weht.

„Die Pläne der Übertragungsnetzbetreiber zur Vernetzung von Offshore-Windparks werden im nächsten Schritt in offizielle deutsche und europäische Planungsprozesse eingebracht“, heißt es aus dem Ministerium, „gemeinsam mit den ÜNB der Nachbarländer wird damit der Grundstein für ein internationales Offshore-Netz in der Nordsee gelegt“.

EU-Ziel: 300 Gigawatt Windleistung vor den Küsten

Auf europäischer Ebene sieht die Offshore-Strategie der EU-Kommission eine Wind-Leistung von bis zu 300 Gigawatt bis 2050 vor den Küsten vor. Das entspräche der Leistung von etwa 214 Atomkraftwerken mittlerer Größe mit einer Nennleistung von 1400 Megawatt.

Auch die Politik in Deutschland will die Infrastruktur für Erneuerbare Energien schnellstmöglich ausbauen, denn bisher geht es zu langsam voran – das gilt aus Sicht der Windkraftbranche auch für den Jahresbeginn: Die Zahl der Windkraft-Genehmigungen 2023 war laut Insidern ein „Totalausfall“. Derzeit bieten die deutschen Windkraftanlagen in der Nordsee 7,036 Gigawatt, die in der Ostsee 3,62 Gigawatt Windenergie. Die Kapazitäten für Windenergie auf See sollen aber bis 2030 auf mindestens 30 Gigawatt steigen.

Damit dieses selbsternanntes Ziel der Bundesregierung erreicht werden kann, müsste sich die Kapazität von Offshore-Windanlagen in den kommenden sieben Jahren also fast verdreifachen. Die neuen EU-Vernetzungspläne könnten die Entwicklung nun deutlich beschleunigen.

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