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Weihnachten allein? Was gegen Einsamkeit an den Feiertagen hilft

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Von: Carolin Gehrmann

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Gerade zu den Feiertagen fühlen sich viele Menschen einsam. Doch sie sind in dieser Situation nicht allein. Es gibt einige Angebote gegen Traurigkeit und Einsamkeit an den Feiertagen – auch eine Plattform, die Menschen an Weihnachten vernetzt, damit sie gemeinsam feiern können.

Bremen – Die Weihnachtszeit hat für viele Menschen eine große Bedeutung und ist deshalb auch emotional besonders stark aufgeladen. Das kann dazu führen, dass sich viele in dieser Zeit besonders einsam fühlen, wenn sie an den Festtagen niemanden haben, mit dem sie feiern können. Weihnachten gilt noch immer als ein Fest, an dem die ganze Familie unter dem Baum zusammensitzt. Dabei sind mehr als 40 Prozent der Haushalte in Deutschland inzwischen Ein-Personen-Haushalte – und die Tendenz ist steigend, wie die Bundeszentrale für politische Bildung aufzeigt.

Wer nicht zu seiner Familie reisen kann, um mit ihr zu feiern, oder gar keine hat, der leidet an Weihnachten und zum Jahreswechsel womöglich besonders stark unter Gefühlen der Einsamkeit. Doch es gibt einige Angebote, die helfen, wenn diese Gefühle zu belastend sind. Der Mensch ist nämlich ein soziales Wesen, Einsamkeit widerstrebt seiner Natur. Ohne den Austausch mit anderen fühlt er sich sozial isoliert. Und das kann sogar krankmachen. Denn Einsamkeit löst Stress in uns aus. Erkrankungen wie ein erhöhter Blutdruck, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen oder Schmerzen können laut ZDF die Folgen dieses Stresses sein. Dauert der Zustand länger an, kann das sogar zu Angststörungen und Depressionen führen.

Weihnachten alleine: Wunsch nach sozialem Kontakt ist an den Feiertagen bei vielen Alleinlebenden besonders groß

Bei vielen Menschen ist der Wunsch nach sozialem Kontakt an den Feiertagen daher auch besonders groß. Der Malteser Hilfsdienst e. V. erlebt es nach eigenen Angaben nicht selten, dass alleinlebende Seniorinnen und Senioren den Hausnotruf auslösen, um mit jemandem plaudern zu können. Andere hingegen befinden sich bereits in einer depressiven Stimmungslage, die ihre soziale Isolation häufig noch verstärkt.

Eine traurige junge Frau sitzt auf dem Sofa vor dem Weihnachtsbaum
Viele Menschen sind an Weihnachten allein. Doch es gibt einiges, was man tun kann, um nicht traurig zu sein. © Antonio Guillem/imago

Betroffene finden oft nur schwer den Antrieb, um etwas an ihrer Situation zu ändern und Kontakt mit anderen aufzunehmen. Eine Depression ist eine sehr ernste psychische Krankheit, die Hilfe von außen erfordert. Sie sollte immer fachgerecht abgeklärt und mit einer Psychotherapie oder entsprechenden Medikamenten behandelt werden. Den meisten Betroffenen kann damit geholfen werden.

Einsamkeit an Weihnachten vorbeugen: Angebote können verhindern, Einsamkeitsgefühle aufkommen zu lassen

Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten Menschen mit einem erhöhten Risiko, sich an den Feiertagen allein zu fühlen, möglichst versuchen zu verhindern, dass das Gefühl der Einsamkeit überhaupt erst entsteht. Es ist daher besonders wichtig, sich unter Menschen zu begeben oder Kontakt mit jemandem aufzunehmen – auch wenn man sich unter Umständen gar nicht danach fühlt. Kirchen, karitative Verbände, private Hilfsorganisationen sowie Selbsthilfegruppen haben bundesweit zahlreiche Angebote, die den Anfängen von Einsamkeitsgefühlen entgegenwirken sollen.

Und auch speziell zu Weihnachten gibt es Angebote und Möglichkeiten, um sich weniger einsam zu fühlen. Möglicherweise hilft ja auch schon der Gedanke, dass man mit seiner Situation tatsächlich nicht allein dasteht. Im Gegenteil, es gibt viele Menschen, denen es gerade genauso geht. Die gute Nachricht: Dank des Internets muss heutzutage niemand mehr allein sein, der das nicht möchte.

Wer nicht allein Weihnachten feiern möchte, kann sich mit Gastgebern vernetzen – dem Internet sei dank

Denn die Plattform keinerbleibtallein.net bietet Abhilfe. Sie vernetzt seit 2017 Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz miteinander, die für die Feiertage Gesellschaft suchen, beziehungsweise die gern Gastgeber sein möchten. Dafür muss man nur auf Facebook, Instagram oder Twitter eine Nachricht an die Organisatoren schicken. Aber auch auf anderen Plattformen wie gemeinsamerleben.com oder nebenan.de lassen sich Kontakte zu Gleichgesinnten in der Region für gemeinsame Unternehmungen finden – und das ganzjährig, nicht nur zur Weihnachtszeit.

Der Verein „Wege aus der Einsamkeit“ bietet außerdem eine digitale Weihnachtsfeier für ältere Menschen auf Zoom an, wie das Kompetenznetz Einsamkeit auf seiner Webseite schreibt.

Doch allein sein muss nicht zwangsläufig auch zu unangenehmen Gefühlen der Einsamkeit führen. Um dies zu erreichen, sollte man versuchen, die Zeit für sich möglichst positiv zu gestalten – am besten mit einer ordentlichen Portion Selbstfürsorge. Denn auch allein kann man es sich gemütlich zu Hause machen, zum Beispiel, indem man sich trotz fehlender Gäste etwas Schickes anzieht und sich etwas Festliches zum Essen kocht oder bringen lässt. Anschließend kann man den Abend mit einem guten Film, einem spannenden Buch oder der Lieblingsmusik ausklingen lassen. Das Fernsehprogramm bietet auch dieses Jahr wieder jede Menge Weihnachtsfilme und Komödien oder auch was fürs Herz.

Gegen Einsamkeit und Traurigkeit an Weihnachten hilft, sich ein Programm zu überlegen – und es auch durchzuziehen

Es ist außerdem hilfreich, rechtzeitig für ein Feiertagsprogramm für sich zu sorgen und Weihnachten nicht einfach auf sich zukommen zu lassen, wenn man dem Gefühl des Alleinseins vorbeugen will. Dieses sollte man dann aber auch durchziehen. Laut dem Südwestdeutschen Rundfunk (SWR) sollte man dafür möglichst aus dem Haus gehen und Kultur erleben, beispielsweise im Theater oder Kino, im Museum oder auch bei einem weihnachtlichen Gottesdienst. Oft bieten die Kirchengemeinden anschließend noch einen gemeinsamen Umtrunk oder ein Beisammensein an.

Der Verein Lichtblick Seniorenhilfe e.V. bietet darüber hinaus ein spezielles Programm für bedürftige Senioren an, die keine sozialen Kontakte mehr haben, beispielsweise mit Ausflügen über die Weihnachtszeit.

Unrealistische Vorstellungen führen oft zu Traurigkeit an Weihnachten – dabei sind andere nicht automatisch glücklich, nur weil sie nicht allein sind

Wichtig sei auch, sich von unrealistischen Vorstellungen vom Weihnachtsfest zu befreien und sich nicht mit anderen zu vergleichen. Am besten hält man das Handy und Social Media in dieser Zeit auf Abstand, um nicht dem irrigen Gedanken zu verfallen, dass alle anderen es gerade schöner haben als man selbst. Denn auch Familie kann eine große Belastung sein und für viele bedeutet das Fest nichts als Stress, Streit und Enttäuschungen. Nur weil Menschen Weihnachten in Gesellschaft verbringen, bedeutet das nicht automatisch, dass sie auch glücklich sind.

Sie selbst oder jemand in Ihrem Umfeld benötigt Hilfe in einer psychisch angespannten Lage oder einer akuten Krise? Nicht nur zu den Feiertagen?

Bei folgenden Angeboten finden Sie ganzjährig Informationen und Unterstützung:

0800 1110111 oder 0800 1110222: Die Telefonseelsorge ist kostenlos, anonym und rund um die Uhr erreichbar. Das Angebot der christlichen Kirchen berät auch Menschen ohne Konfession. Beratung und Hilfe per Mail und Chat über telefonseelsorge.de

0800 3344533: Das Infotelefon der Deutschen Depressionshilfe. Auf der Webseite finden sich zusätzliche Informationen und Beratungsangebote.

Der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker bietet Informationen und Beratung per Mail und Chat über seine Webseite, außerdem das SeeleFon, eine Telefonhotline.

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