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Neue Corona-Variante BA.2.75.2: So schlimm wird der Winter

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Von: Fabian Raddatz

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Corona-Intensivstation
Experten rechnen erneut mit einer Zunahme an Corona-Infizierten, die intensiv betreut werden müssen. Horror-Szenarien, wie im italienischen Bergamo, seien aber nicht zu befüchten. © Boris Roessler/dpa

Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei und könnte im Winter noch einmal richtig Fahrt aufnehmen. Besonders eine Variante bereitet Experten Sorgen.

Berlin – Auch wenn es sich viele wünschen und auch von US-Präsident Joe Biden so verkündet wurde: Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei. Das liegt auch an der nach wie vor starken Mutationsfreude des Corona-Virus: Forscher sprechen gar von einem „Sumpf neuer Untervarianten.“

So hat Sars-CoV-2 in der vergangenen Zeit eine ganze Reihe neuer Omikron-Sublinien hervorgebracht. Dabei ist es vor allem eine Variante, die den Experten Sorgen bereitet: die Corona-Untervariante BA.2.75.2. Sie weist schwedischen Forschern zufolge offenbar die Eigenschaft auf, die durch Impfung und Infektionen erworbene Antikörper-Immunität gut zu umgehen.

Neue Corona-Variante BA.2.75.2: So schlimm wird der Winter

Benjamin Murrell und Daniel Sheward vom renommierten Karolinska Institutet in Stockholm, die die Studie durchgeführt haben, erklären in Bezug auf die Corona-Variante BA.2.75.2 laut Spiegel Online: „Bei der gleichen Menge an Antikörpern, die man im Blut findet, wird diese neue Untervariante die Zellen leichter infizieren können als BA.5.“

Und auch das Medikament Evusheld, das etwa immungeschwächte Krebspatienten bislang vor Sars-CoV-2 schützen konnte, scheint gegen BA.2.75.2 nahezu wirkungslos. Die Expertinnen und Experten seien sich aber weitgehend einig, dass die Infektionszahlen in den kommenden Wochen und Monaten steigen werden.

Forscher, wie die Epidemiologin Emma Hodcroft vom Biozentrum Basel, geben deshalb eher düstere Prognosen für den kommenden Corona-Herbst 2022 und Winter ab. Sie twitterte am Donnerstag: „Ich denke, es wäre klug, sich sowohl auf eine Zunahme von Covid-19 aufgrund von saisonalen (Verhaltens-)Veränderungen als auch auf eine neue Variante vorzubereiten.“

Corona-Variante BA.2.75.2: So einfach können neue Corona-Varianten entstehen

Sollte die Corona-Variante BA.2.75.2, die sich derzeit vor allem in Indien und den USA ausbreitet, nicht in Deutschland durchsetzen – es gibt bereits einige bestätigte Fälle – so gibt es auch andere Omikron-Sublinien, die uns den Winter verhageln könnten. In Niedersachsen hat die Landesregierung Szenarien für Corona-Regeln ab Oktober vorbereitet.

Chinesische Forscher haben herausgefunden, dass Varianten, die der durch Impfung oder Infektion erworbenen Immunität ebenfalls ausweichen – und so im kommenden Winter die Zahl der Kranken wieder in die Höhe treiben – relativ einfach entstehen können.

Experte über Corona: „Sumpf neuer Untervarianten“

„Wir sind in einer Phase, wo wir sehr, sehr viele neue Untervarianten sehen, einen Sumpf neuer Untervarianten“, so der Virologe Björn Meyer vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene gegenüber Spiegel Online. Laut Meyer sei es schwer vorherzusagen, welche sich davon am Ende bei uns oder weltweit durchsetzen.

Letzten Endes sei das aber auch fast egal, sagt Daniel Sheward: „Der springende Punkt ist, dass es sich um eine ganze Reihe neuer Varianten handelt, die alle ähnliche Lösungen entwickelt haben, um den Antikörpern zu entkommen“, so Sheward. „Ich finde es nicht besonders hilfreich, jetzt zu versuchen zu erraten, welche dieser Varianten sich am Ende durchsetzen wird. Wir können sie zusammen als das kommende Problem betrachten.“

BA.2.75.2: Szenario wie im Winter 2021 droht

Unklar ist bislang, wie schwer die neuen Varianten krank machen werden. Dass irgendwo eine tödliche Horrorversion von Sars-CoV-2 zirkulieren könnte, darauf gebe es keine Hinweise, schreibt Spiegel Online. Marco Binder, Virologe am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg: „Es geht bei diesen neuen Varianten nicht darum, dass wir Todesfälle und Zustände wie in Bergamo befürchten müssten.“

Doch es könne gut sein, dass man sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ansteckt und dass viele Menschen in kurzer Zeit krank werden – mit Folgen, die uns auch aus dem vergangenen Winter bekannt sind: Ausfälle bei Firmen aufgrund infizierter Mitarbeiter, Unterrichtsausfall in den Schulen, Intensivbetten, die nicht belegt werden können, weil das Pflegepersonal krank ist.

Wissenschaftler mahnen: Andere Strategie bei der Impfstoff- und Medikamentenentwicklung verfolgen

Laut Björn Meyer könnte es noch mehrere Jahre dauern, bis das Mutationsspektrum des Virus besser abdeckt ist. Dafür bräuchte es eine breitere Immunität in der Bevölkerung. Erst dann könnte man von einem Ende der Pandemie sprechen, so Meyer.

Wissenschaftler mahnen jetzt, bei der neuen Situation mit vielen neuen Omikron-Sublinien eine andere Strategie bei der Impfstoff- und Medikamentenentwicklung zu verfolgen, als noch zu Beginn der Pandemie. Statt mit neuen Impfstoffen und Antikörpern den neuen Varianten hinterherzulaufen, sollten nun Impfstoffe und Antikörper-Cocktails entwickelt werden, die breitflächig gegen ganz unterschiedliche Varianten und Subvarianten gleichzeitig wirken.

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