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Winterblues oder Depression? Wie man die Anzeichen erkennt und unterscheidet

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Von: Carolin Gehrmann

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Winterdepression oder Depression: Wie man die Anzeichen einer saisonal abhängigen Depression erkennt und von einer Depression unterscheidet

Bremen – Wie jedes Jahr zeigt sich auch jetzt wieder: So ein Winter, der zieht sich. Weihnachten und Silvester liegen schon länger zurück, der nächste Urlaub liegt noch in weiter Ferne. Dazu ist es kalt und der Blick aus dem Fenster zeigt nichts als Varianten von Grau. Das kann ganz schön aufs Gemüt schlagen.

Gedrückte Stimmung, Müdigkeit, Antriebslosigkeit – solche Symptome können ein Zeichen für eine Winterdepression sein. Aber auch bei einer klassischen Depression treten Beschwerden wie Erschöpfung und mangelnde Motivation auf. Worum es sich im individuellen Fall handelt, ist also nicht so leicht zu unterscheiden. Doch es gibt einige Unterschiede.

Winterdepression oder Depression? Zwei Indizien unterscheiden die beiden Erkrankungen

Es gibt einige Anhaltspunkte, die eher für eine Winterdepression, oder eine saisonal abhängige Depression (SAD), sprechen. Das winterliche Stimmungstief tritt, wie der Name schon sagt, saisonal auf. Klassischerweise in den Herbst- und Wintermonaten. Vor allem verspüren Betroffene oft einen gesteigerten Appetit bis hin zu Heißhungerattacken, vor allem auf Süßes. Dadurch kommt es oft zu einer Gewichtszunahme. Ein weiteres klassisches Symptom ist oft ein extrem hohes Schlafbedürfnis.

Eine junge Frau schaut traurig aus einem Fenster.
Wie wird eigentlich eine Winterdepression definiert? Und welche Anzeichen sind hierfür markant? © imago/Symbolbild

Bei einer klassischen Depression ist es hingegen meist umgekehrt: Erkrankte verlieren eher ihren Appetit, weil ihnen nichts mehr schmeckt. Sie nehmen daher oft ab. Trotz starker Müdigkeit können sie nicht richtig schlafen. Sie leiden unter Ein- oder Durchschlafstörungen und Ruhelosigkeit, sodass sie letztlich weniger schlafen.

Diese Symptome deuten auf eine Depression hin

Viele der Symptome einer klassischen Depression können aber auch im Rahmen einer saisonalen Depression auftreten. Eine Depression macht sich durch folgende weitere Anzeichen bemerkbar:

Auch Suizidgedanken können bei einer klassischen Depression auftreten. Hier sollte man nicht lange zögern und sich sofort Hilfe suchen. Die erste Anlaufstelle kann der Hausarzt sein oder eine vertraute Person. Dabei ist es besonders wichtig, ganz offen zu reden und nicht nur körperliche Beschwerden zu schildern. Nur, wenn man auch ganz klar auf den seelischen Zustand hinweist und über den eigenen Gefühlszustand spricht, kann der Arzt eine Depression überhaupt erkennen.

Die Symptome einer klassischen Depression ähneln denen der Winterdepression

Laut der Deutschen Depressionshilfe besteht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Depression, wenn vier der typischen Kriterien über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen vorhanden sind. Doch nicht jede Veränderung der Gemütslage, die im Winter auftritt, ist auch eine Winterdepression.

Laut Schätzungen von Experten handelt es sich nur bei jeder zehnten Depression, die sich im Winter zeigt, um eine saisonal abhängige Depression. Wie entsteht dieses Stimmungstief im Winter denn eigentlich und was sind die Ursachen?

Zu den Ursachen einer Winterdepression gehört vor allem Lichtmangel

Grund für den winterlichen Hänger ist vor allem ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt. Durch die fehlenden Sonnenstunden im Winter wird im Körper plötzlich vermehrt das schlaffördernde Hormon Melatonin gebildet. Da auch tagsüber weniger Licht über das Auge aufgenommen wird, kommt es auch am Tage zu einer Ausschüttung des Hormons.

Man fühlt sich also dauerhaft müde. Das geht aber nicht allen so. Es wird vermutet, dass bei Patienten mit einer Winterdepression der Informationsfluss von den Sehzellen im Auge ins Gehirn gestört ist.

Ungleichgewicht im Hormonhaushalt sorgt für die typischen Beschwerden einer Winterdepression

Gleichzeitig kommt es aber auch zu einer verminderten Ausschüttung des sogenannten „Wohlfühlhormons“ Serotonin, einem Neurotransmitter, der für das Wohlbefinden verantwortlich ist. Wenn Serotonin im Gehirn fehlt, versucht der Körper oft, diesen Mangel auszugleichen – eben auch über eine unbändige Lust auf Süßes und Schokolade. Sie können den Serotoninspiegel oft kurzfristig über einen gewissen Zeitraum anheben.

Eine Winterdepression klingt im Frühling wieder ab

Für die Diagnose Winterdepression ist ausschlaggebend, ob die Verstimmung regelmäßig in der dunklen Jahreszeit auftritt und danach wieder abklingt. Für die Feststellung der Krankheit müssen zudem verschiedene andere, körperliche Ursachen ausgeschlossen werden, zum Beispiel ein Vitamin-B12-Mangel, eine Demenz oder eine Schilddrüsenunterfunktion.

Das kann der Hausarzt machen, dennoch sollte man auch eine fachärztliche Praxis aufsuchen, da sie spezialisiert auf psychische Erkrankungen sind. In diesem Fall wäre das eine psychiatrische Praxis.

Lichttherapie ist die klassische Behandlungsform bei Winterdepressionen

Behandelt wird eine Winterdepression oft mit einer Lichttherapie. So wird der Tag künstlich verlängert – und damit die Zahl der Sonnenstunden. Die Meinungen gehen über die Effektivität dieser Therapieform gehen allerdings auseinander. Laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) konnte in verschiedenen Studien gezeigt werden, dass sie durchaus einen kurzfristigen Nutzen für Betroffene bieten.

Antidepressiva und Johanniskraut können gegen Winterdepression helfen – Vitamin D nicht

Eine ähnliche Verbesserung zeigte sich auch bei der Behandlung von Winterdepressionen mit Antidepressiva. Allerdings kam es hierbei wesentlich häufiger zu Nebenwirkungen. Auch das pflanzliche Mittel Johanniskraut kann helfen, die Beschwerden in den Griff zu kriegen. Die Wahl des Medikaments sollte aber immer in Absprache mit dem Arzt getroffen werden, da es insbesondere bei schweren Winterdepressionen wichtig ist, die richtige Behandlungsform zu finden.

Unklar ist hingegen noch, welchen Einfluss Vitamin D auf das Entstehen einer Winterdepression hat. Wer einen Mangel des Vitamins aufweist, das durch Tageslicht gebildet wird, kann möglicherweise eher unter gedrückter Stimmung leiden. Es eignet sich jedoch nicht zur Therapie einer Winterdepression.

Vorbeugen einer Winterdepression: möglichst viel natürliches Licht aufnehmen

Ein weiterer Ansatz, um die Beschwerden der saisonalen Depression zu lindern, ist eine Psychotherapie, zum Beispiel eine kognitive Verhaltenstherapie. Doch man kann auch selbst einiges tun, um die Symptome der Winterdepression zu lindern oder ihnen im besten Fall sogar vorzubeugen. Dabei gilt es, so viel natürliches Tageslicht wie möglich abzukommen.

Das geht am besten, indem man auch im Winterhalbjahr viel ins Freie geht, um Licht zu tanken. Am besten in Kombination mit Bewegung, etwa bei einem morgendlichen Spaziergang während der ersten Sonnenstunden. Das kurbelt auch den Kreislauf an. Ein bedeckter Himmel gibt nämlich immer noch deutlich mehr Licht ab als jede künstliche Lichtquelle.

Redaktionelle Anmerkung: Sollten Sie selbst unter Depressionen leiden oder Menschen kennen, die unter Selbstmordgedanken leiden, können Sie sich bei der Telefonseelsorge melden. Diese ist unter 0800/111-0-111 sowie 0800/111-0-222 zu erreichen. Die Online-Adresse lautet www.telefonseelsorge.de.

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