Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bestätigte am Mittwochabend in den ARD-“Tagesthemen“, dass es Überlegungen zur künftigen Quarantäne-Dauer gebe. Aus der Ausbreitung der Omikron-Variante müssten Schlüsse gezogen werden, sagte er.
Er wolle dies nun aber „sauber vorbereiten“, sagte Lauterbach. „Da ist ein Schnellschuss falsch.“ Der Minister verwies darauf, dass sich der Expertenrat der Bundesregierung mit der Situation befasse, ebenso das RKI. „Wir werden in der nächsten Woche sicherlich gute Vorschläge unterbreiten können, spätestens.“ Für den 7. Januar ist bereits ein erneutes Bund-Länder-Treffen zur Lage angesetzt.
Update vom 30. Dezember, 6.55 Uhr: Die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland liegt am Donnerstagmorgen laut Robert-Koch-Institut bei 207,4 an. Am Vortag hatte der bundesweite Wert bei 205,5 gelegen, vor einer Woche bei 280,3. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 42.770 Corona-Neuinfektionen und 383 weitere Todesfälle. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.15 Uhr wiedergeben. Das RKI weist darauf hin, dass die Zahlen aufgrund der Verzögerungen durch die Weihnachtsfeiertage noch unvollständig sein könnten.
Währenddessen herrscht in der Politik eine rege Debatte um das Thema Schulen. Aufgrund der sich schnell ausbreitenden Omikron-Variante fordern Experten nun einen schnellen Plan, wie nach den Weihnachtsferien damit umgegangen werden soll. Ziel sollte es sein, flächendeckende Schulschließungen zu vermeiden, hieß es aus Politiker-Kreisen.
Update vom 29. Dezember, 18.44 Uhr: Der Bund hat bei Booster-Impfungen für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren für mehr Klarheit gesorgt. „Unabhängig von den Empfehlungen“ der Ständigen Impfkommission (Stiko) habe diese Altersgruppe grundsätzlich einen Anspruch auf Auffrisch-Impfungen, heißt es in einem Schreiben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an die Bundesländer.
In dem Papier, das am Montag (27. Dezember) versandt wurde, wird bekräftigt, man solle den Corona-Impfstoff von Biontech für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren einsetzen. Im Falle von Impfschäden garantiere der Bund einen Versorgungsanspruch, sofern bei der Impfung für diese Personengruppe ein zugelassener mRNA-Impfstoff wie Biontech verwendet wurde. Die Stiko wurde zuletzt immer wieder scharf kritisiert - teils weichen Ärzte ohnehin von Empfehlungen ab*.
Update vom 29. Dezember, 15.24 Uhr: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schätzt das aktuelle Corona-Infektionsgeschehen deutlich kritischer ein, als es die Meldezahlen zeigen. Es sei davon auszugehen, dass die tatsächliche Inzidenz in Deutschland derzeit zwei- bis dreimal so hoch sei wie ausgewiesen, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Berlin.
Zu sehen sei auch eine deutliche Zunahme von Fällen der neuen, ansteckenderen Virusvariante Omikron, die Sorgen bereite. Der Minister appellierte an alle Bürger, Silvester so zu verbringen, dass keine neuen Infektionsketten entstünden. „Bitte feiern Sie in ganz kleiner Runde.“ Die nach Meldezahlen der Gesundheitsämter ausgewiesenen Fallzahlen unterschätzten die bestehende Gefahr.
Derzeit werde daran gearbeitet, eine bessere Datenlage zu bekommen, erläuterte Lauterbach. Er sei sich sicher, dass zur bereits vorgesehenen Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) am 7. Januar „eine solide und für diese Zwecke vollkommen ausreichende Datenlage“ vorhanden sein werde.
Update vom 29. Dezember, 14.48 Uhr: Das RKI rechnet erst ab ungefähr dem 10. Januar wieder mit wirklich belastbaren Daten zum Infektionsgeschehen in Deutschland. „Wir gehen davon aus, dass sich Diagnostik- und Testverhalten gegen Ende der ersten Januarwoche wieder dem Niveau der letzten Wochen angleichen und dadurch die Daten in der zweiten Januarwoche vergleichbar mit den Daten der letzten Wochen sind“, teilte das Robert Koch-Institut der dpa mit. Ein genauer Tag lasse sich wegen der regional unterschiedlichen Winterferien nicht bestimmen. Das RKI hatte bei den Fallzahlen der vergangenen Tage darauf hingewiesen, dass während der Feiertage und zum Jahreswechsel mit einer geringeren Test- und Meldeaktivität zu rechnen ist.
Es gibt Lücken bei den Gesundheitsämtern, weniger Testzentren sind geöffnet, weniger Menschen dürften sich testen lassen und auch die Tests an Schulen fallen in den Ferien weg. Deshalb zeigen die offiziell ausgewiesenen Fallzahlen derzeit nur ein unvollständiges Bild der Corona-Lage in Deutschland.
Update vom 29. Dezember, 12.32 Uhr: Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) ist die Zahl der sicher nachgewiesenen und wahrscheinlichen Omikron-Fälle in Deutschland ist erneut deutlich gestiegen. 13.129 Fälle würden nun der neuen Corona-Variante zugeordnet, 26 Prozent mehr als am Vortag, hieß es am Mittwoch auf einer RKI-Übersichtsseite (Datenstand 29. Dezember).
Die Zahl bezieht sich auf Fälle im November und Dezember. Wie schnell sich Omikron verbreitet, sieht man daran, dass die meisten Nachweise mit 7632 aus der vergangenen Woche stammen (Vorwoche: 3040). Der Anstieg weise relativ sicher darauf hin, dass Omikron einen immer größeren Anteil am Infektionsgeschehen in Deutschland habe, sagte der Modellierer Dirk Brockmann von der Humboldt-Universität Berlin der Deutschen Presse-Agentur.
In Hamburg und Bremen spiele die Variante schon eine große Rolle. Von den derzeit wegen weniger Tests und Meldungen nur eingeschränkt aussagekräftigen Daten zum Infektionsgeschehen solle man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen lassen, das belege die Entwicklung in anderen Ländern eindrücklich. „Es kann plötzlich ganz schnell losgehen und dann sehr stark.“
Eine Grafik des RKI zur zeitlichen Entwicklung zeigt einen steilen Anstieg der wöchentlich gemeldeten Zahlen in Verbindung mit Omikron. Für die laufende Woche rechnet das RKI mit einer „hohen Anzahl an Neu- und Nachmeldungen“. Die Angaben beziehen sich laut RKI auf Nachweise mittels vollständiger Erbgutanalysen sowie auf labordiagnostischen Verdacht durch variantenspezifische PCR-Tests. In Deutschland wird nur ein kleiner Teil der positiven Proben auf Varianten hin untersucht.
Update vom 29. Dezember, 10.57 Uhr: Der Thüringer Bildungsminister Helmut Holter (Linke) hat sich für eine Änderung des Bundesinfektionsschutzgesetzes gegenüber der Deutschen Presse-Agentur ausgesprochen, um an Schulen auch flächendeckend Distanzunterricht zu ermöglichen. Er erwarte, dass sich die Kultusministerkonferenz (KMK) noch vor der nächsten Schalte der Regierungschefs von Bund und Ländern am 7. Januar verständigt und neue Empfehlungen formuliert.
„Die Lage hat sich einfach verändert und deswegen brauchen wir in der KMK auch eine neue Lagebewertung“, sagte Holter. Er sei der Überzeugung, dass der Bildungsbereich auf Omikron reagieren müsse. „Am Ende laufen wir ja Gefahr, dass die Schulen leer sind, weil Kinder und Erwachsene an den Schulen nicht mehr da sind, weil sie entweder leider erkrankt sind, infiziert sind und sich in Quarantäne befinden“, sagte er. Holter wünsche sich, die KMK würde sich so positionieren, dass flächendeckender Distanzunterricht möglich wird. Dies bedeute, dass das Bundesinfektionsschutzgesetz entsprechend geändert werden müsste.
Holter hatte bereits vor den Weihnachtsferien für Thüringen angekündigt, dass die Schulen im Januar zunächst flächendeckend im Distanzunterricht starten. Nun musste sein Ministerium zurückrudern, weil das Bundesinfektionsschutzgesetz einen solchen flächendeckenden Distanzunterricht derzeit nicht vorsieht. Stattdessen sollen die Thüringer Schulen die Infektionslage selbst bewerten und entscheiden, ob sie in den Distanzunterricht wechseln.
Holters Meinung nach sei eine Ministerpräsidentenkonferenz am 7. Januar angesichts der Prognosen zur Omikron-Variante zu spät. Es gehe darum, vorbereitet zu sein, um eine fünfte Welle abwehren zu können. „Alle wissen doch, dass die Omikron-Welle kommt. Im Moment ist mir das, was auf Bundesebene läuft, alles zu spät.“
Update vom 29. Dezember, 6.30 Uhr: Zum Jahresende sinkt die Sieben-Tages-Inzidenz bundesweit weiter. Nachdem der Wert am Dienstag noch bei 215,6 lag, beträgt dieser am Mittwoch nur noch 205,5. Vor einer Woche lag der Wert bei 289,0. Allerdings könnten die Daten angesichts der geringen Test- und Meldeaktivitäten während der Feiertage ein unvollständiges Bild abgeben.
Wie das Robert Koch-Institut außerdem meldet, wurden binnen 24 Stunden 40.043 Corona-Neuinfektionen registriert. Damit zählt das RKI seit Beginn der Pandemie 7.066 412 nachgewiesene Infektionen mit dem Virus. Außerdem wurden weitere 414 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion vermeldet, die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 111 219.
Update vom 28. Dezember, 17.40 Uhr: In den Tagen rund um Weihnachten gab es deutschlandweit etliche Demos gegen die Coronavirus-Maßnahmen. Bei einem sogenannten Corona-Spaziergang in Immenstadt* im bayerischen Landkreis Oberallgäu ließ ein Paar seine drei und fünf Jahre jungen Kinder im Auto zurück - bei rund drei Grad und unbeaufsichtigt. Laut Polizei entdeckte ein Passant die Geschwister und informierte Beamte einer Polizeistreife. Der Vorfall wurde dem Jugendamt mitgeteilt.
Update vom 28. Dezember, 17.15 Uhr: Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) schließt einen Corona-Lockdown in der Hauptstadt mit ihren rund 3,7 Millionen Einwohnern nicht aus. „Unsere Aufgabe als Politik ist es, sehr, sehr kurzfristig zu reagieren auf die Situation, die sich verändert“, sagte die SPD-Politikerin nach dem Besuch einer Intensivstation der Charité in Berlin-Mitte. „Ich habe nach wie vor die Haltung, dass wir noch nicht - auch nach dem Gespräch heute - an dem Punkt für einen Lockdown sind“, sagte Giffey: „Aber das ist ein Vorerst, denn es ist klar, wenn die Situation sich verschärft, müssen wir reagieren.“
Update vom 28. Dezember, 17.05 Uhr: In großen Mengen: Die Bundesregierung und Karl Lauterbach (SPD) beschaffen das neue Medikament Paxlovid gegen schwere Verläufe von Covid-19*. Der Gesundheitsminister hat große Hoffnungen in den Wirkstoff gegen Corona. Und nicht nur das.
Update vom 28. Dezember, 16.45 Uhr: Innerhalb eines Tages ist die Zahl der an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelten sicher nachgewiesenen und wahrscheinlichen Omikron-Fälle in Deutschland stark gestiegen. 10.443 Fälle würden nun der neuen Corona-Variante zugeordnet, 45 Prozent mehr als am Vortag, hieß es an diesem Dienstag auf einer RKI-Übersichtsseite (Datenstand vom 28. Dezember). Die Zahl bezieht sich auf Fälle im November und Dezember, die meisten Nachweise stammen mit 6257 aus der vergangenen Woche (Vorwoche: 2904).
Erstmeldung vom 28. Dezember: München/Hamburg - Was lernten die Menschen in Deutschland in der omnipräsenten Corona-Pandemie nicht für komplizierte Begriffe kennen. Der neueste Fachausdruck, der überall zu hören ist, lautet: Omikron. Umschrieben wird damit eine besonders ansteckende Variante des Coronavirus*, die laut verschiedener Experten schon bald das Covid-Infektionsgeschehen beherrschen wird. Bundesweit. Und europaweit.
In einer deutschen Millionenstadt ist die neuerliche Mutation des Virus kurz vor Silvester offenbar schon weiter verbreitert als andernorts. Zumindest lassen jüngste Erhebungen der Gesundheitsbehörden darauf schließen.
Die Rede ist von der Hansestadt Hamburg mit ihren rund 1,9 Millionen Einwohnern. Die Morgenpost (Mopo) schreibt von aktuell 169 bestätigten Fällen, Stand 28. Dezember. Laut Robert-Koch-Institut (RKI)* gab es zu diesem Zeitpunkt aber auch bereits 1318 Verdachtsfälle auf eine Ansteckung mit der Variante.
Im Verhältnis zur Einwohnerzahl sei die Omikron-Variante* in der Metropole verbreiteter als in jedem anderen Bundesland, heißt es in dem Bericht weiter. Die 7-Tage-Inzidenz* lag zeitgleich bei 345,9. Noch bis vor wenigen Wochen galt die nach Einwohnern zweitgrößte deutsche Stadt als Region mit vergleichsweise niedrigem Infektionsgeschehen. Doch das hat sich nun zwischen Weihnachten und Silvester erledigt. Wie so oft in der Pandemie ging das ganz schnell.
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