Update vom 24. Dezember, 14.29 Uhr: Ein Duisburger Ärzteteam will in einem Bahnhofs-Hotel nun sage und schreibe 81 Stunden lang durchimpfen. Der Spritzen-Marathon soll vor Weihnachten noch möglichst viele Menschen immunisieren und so die Ausbreitung des Virus verlangsamen. Neurologe Ahmad-Mujtaba Mostakiem holte am Freitagmorgen 15 Mitarbeiter ins Team, die ihm bei dem Kraftakt Unterstützung lieferten.
Zudem organisierte er mehrere tausend Impfdosen verschiedener Hersteller - auch Kinderimpfstoff, sagte der Arzt der Deutschen Presse-Agentur. Bereits am Morgen bildete sich eine Schlange von rund 30 Impfwilligen. Geimpft werden sollte im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr.
Zu Weihnachten träfen sich viele Familien. Wenn noch Ungeimpfte dann zum Piks überredet würden, könne man in seiner Impfstelle gleich Nägel mit Köpfen machen - ohne Anmeldung, sagte Mostakiem. Er bietet zusammen mit seinem Team Impfungen durchgehend bis zum 27. Dezember um 18 Uhr an. Wie viele Menschen kommen, konnte er nicht vorhersagen. Es gehe ihm darum, die Impfzahlen weiter zu steigern. Der Arzt hat nach seinen Worten schon seit November in der Lobby des Hotels geimpft.
Update vom 24. Dezember, 12.20 Uhr: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wandte sich an Heiligabend mit einer eindringlichen Warnung an die Deutschen. Auf Twitter schrieb er: „Der Anteil [der] Omikron-Fälle wird in den nächsten Tagen SEHR stark ansteigen. Über Feiertage melden Gesundheitsämter mit Verspätung. Wir haben die Entwicklung dennoch im Blick. Bitte vermeidet/vermeiden Sie Ansteckungen beim Fest. Sogar Geimpfte sollten sich testen.“
Aktuelle Zahlen: Corona-Infektionen sinken leicht
Update vom 24. Dezember, 8.05 Uhr: Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist im Vergleich zum Vortag erneut gesunken. Wie das RKI am Freitagmorgen mitteilte, liegt der Wert aktuell bei 265,8. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 280,3 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 331,8 (Vormonat: 404,5). Innerhalb eines Tages wurden dem RKI von den Gesundheitsämtern 35.431 Neuinfektionen gemeldet (Strand 24. Dezember 4.54 Uhr). Vor genau einer Woche waren es 50.968 Ansteckungen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 370 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 437 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 6.959.067 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte aber deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 4,55 (Mittwoch mit 4,57) an. Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Freitag mit 6.048.800 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 110.119.
Update vom 23. Dezember, 19.41 Uhr: In den USA wurde in zweites Medikament gegen das Coronavirus im Eilverfahren zugelassen, wie AFP berichtet. Die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) gab den Weg frei für das Medikament Molnupiravir des US-Herstellers MSD. In Europa ist der Wirkstoff bekannt unter dem Namen Lagevrio und bereits in Großbritannien und Dänemark zugelassen.
Wie auch Paxlovid ist Molnupiravir ein antivirales Mittel in Pillenform, es soll also die Reproduktion des Virus im Körper verhindern. Die Zulassung steht für Risikopatienten ab 18 Jahren. Das Medikament verringert die Gefahr einer Krankenhauseinweisung und eines tödlichen Verlaufs um 30 Prozent.
Update vom 23. Dezember, 17.55 Uhr: Die Lister der Länder die als Hochrisikogebiete gelten, ändert sich ab Samstag. So nimmt die Bundesregierung die beliebten Urlaubsländer Spanien und Portugal, sowie auch die USA mit auf die Liste der Hochrisikogebiete. Nachdem sich in Spanien und Portugal die Situation, auch dank der hohen Impfquote von 80 beziehungsweise 90 Prozent entspannte, schnellten die Infektionszahlen dort wieder in die Höhe. Die Regierungen sowohl in Spanien als auch in Portugal setzen wieder strengere Maßnahmen. Die USA haben vor allem mit der Virus-Variante Omikron zu kämpfen. Auch Finnland, Zypern und Monaco stehen von Samstag an auf der Risikoliste.
Hingegen von der Liste gestrichen wird das Nachbarland Österreich. Das dürfte besonders die Skifahrer freuen. In Österreich sinkt die Zahl der Neuinfektionen, sogar unter den Wert Deutschlands. Für Rückreisende aus Hochrisikogebieten gilt: Wer nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test davon befreien. Zusätzlich gilt für Hochrisikogebiete eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts.
Update vom 23. Dezember, 10.21 Uhr: Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek sorgt sich um die Motivation, 2022 die Pandemie weiter zu bekämpfen.
Trotz Impfstoffe und Medikamente lief das Jahr schlechter als Ciesek an Weihnachten 2020 erwartet hätte. „Die Medikamente sind hilfreich, aber ein Ersatz für eine Impfung sind sie nicht.“ Anfang 2021 war sie davon ausgegangen, dass der Beginn der Impfungen das Ende der Pandemie einläutet. „Ich hätte nicht gedacht, dass sich so viele Menschen nicht impfen lassen“, sagt die Virologin heute der dpa. Was sie sehr schade finde. Mit dem Impfstoff gebe ein gutes Tool, um diese Pandemie zu beenden. Außerdem habe man 2021 auf die Infektionswellen zum Teil zu spät reagiert.
Die Forderung, die Politik müsse einen langfristigen festen Plan entwerfen, wie man auf Dauer mit dem Virus leben könne, hält Ciesek für nicht zielführend: „Die Situation ist zu dynamisch. Man muss flexibel bleiben.“ Eine Lehre aus knapp zwei Jahren Pandemie müsse sein: „Man kann leider nichts versprechen und nichts ausschließen.“
Ob 2022 besser wird? „Mein Eindruck ist, dass viele Menschen keine Motivation mehr haben, sich weiter mit der Pandemie zu beschäftigen.“ Sie hofft jedoch, dass sich die Aktivität des Erregers - trotz zunehmender Verbreitung der Omikron-Variante - im Frühjahr abschwächt. Allerdings rechnet sie im Herbst mit einer nächsten Welle, insbesondere, wenn es nicht gelingt, die bestehenden Impflücken bis dahin zu schließen. „Ich hoffe aber, dass wir diesmal besser darauf vorbereitet sind“, sagte Ciesek. Es wäre dann wohl die sechste Corona-Welle in Deutschland.
Update vom 23. Dezember, 8.35 Uhr: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet zum Jahreswechsel mit einer großen Welle der ansteckenderen Coronavirus-Variante Omikron auch in Deutschland. „Eine große, schnelle Welle haben wir noch nicht. Das wird sich ändern zum Jahreswechsel und in der ersten Januar-Woche“, mahnte Lauterbach am Donnerstag bei WDR 2 in der Sendung „Morgenmagazin“.
Lauterbach geht davon aus, dass es mit den derzeit forcierten Booster-Impfungen nicht getan sein wird. „Ich persönlich würde von einer vierten Impfung ausgehen“, sagte er. Dies sei aber noch nicht wissenschaftlich belegt. „Was wir sicher wissen, ist, dass wir eine Booster-Impfung benötigen.“ Mit den Auffrischungsimpfungen könne man „70 bis 80 Prozent der symptomatischen Krankheitsfälle verhindern“, betonte der Minister. „Später im Laufe des Jahres“ sei wahrscheinlich eine vierte Impfung notwendig, die speziell auf die Omikron-Variante abgestimmt sei.
Erstmeldung vom 23. Dezember: Berlin - Vor den Weihnachtsfeiertagen und dem Jahreswechsel versammelten sich die Vertreter von Bund und Ländern zum Gipfel, bei dem künftige Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus* - insbesondere der Omikron-Variante - beschlossen wurden. Angesichts der bevorstehenden Feiertage wird mit einem trügerischen Abfall der momentan täglich sinkenden Corona-Fallzahlen gerechnet, Experten befürchten eine Trendumkehr.
Wie aus dem neuesten Regierungsbeschluss hervorgeht, gibt es mit Blick auf Silvester neue Kontaktbeschränkungen - auch für Geimpfte. So sind vom 28. Dezember an private Treffen von Geimpften und Genesenen nur noch mit maximal zehn Personen erlaubt, Kinder bis 14 Jahren sind davon ausgenommen. Nimmt eine ungeimpfte Person teil, wird die Regel verschärft: Das Treffen wäre in diesem Fall auf den eigenen Haushalt und zwei weitere Personen aus einem weiteren Haushalt beschränkt. Zudem gilt für Silvester und den Neujahrstag ein Versammlungsverbot, in diesem Jahr ist der Verkauf von Feuerwerk zudem verboten, um Krankenhäuser nicht weiter belasten.
Zum Donnerstag sank die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz erneut im Vergleich zum Vortag, das RKI gab den Wert am Morgen mit 280,3 an. Zudem wurden binnen 24 Stunden 44.927 Neuinfektionen mit dem Virus registriert, in dieser Zeit wurden 425 weitere Todesfälle verzeichnet.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) weist jedoch darauf hin, dass während des Jahreswechsels auf die richtige Interpretation der Zahlen zu beachten ist. Aufgrund der „geringeren Test- und Meldeaktivität“ stelle sich nur ein „unvollständiges Bild der epidemiologischen Lage“ dar. Auch andere Experten warnen, besonders vor der drohenden Ungewissheit bis ins neue Jahr.
So geht die Verbandschefin der Amtsärzte, Ute Teichert, ebenfalls von einer Untererfassung der Fallzahlen aus. „Verlässlich dürften die Zahlen erst wieder Anfang Januar sein.“ So werde die Beurteilung der Lage in Deutschland erschwert, meinte die Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ist. Auch der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, warnt: „An Wochenenden und Feiertagen geht die Datenerfassung des öffentlichen Gesundheitswesen in den Ruhemodus. Doch das Virus schläft nicht. So hinken die politischen Maßnahmen dem Infektionsgeschehen hinterher.“
Wie Brysch meint, könnte sich der rückläufige Trend bis Weihnachten fortsetzen, allerdings müsste hier „bezweifelt werden, ob dieser Effekt vor allem den Corona-Regelungen zuzuschreiben ist.“ Da die breite Testpflicht gekippt wurde, verharre Deutschland „immer noch im Papierzeitalter“. (ajr) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA