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Abwärtstrends ist vorbei: Corona in Deutschland gewinnt wieder an Fahrt

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Von: Carolin Gehrmann

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Die Corona-Fallzahlen in Deutschland nehmen aktuell wieder zu. Mit dem Abwärtstrend bei den Neuinfektionen scheint es fürs Erste vorbei zu sein. Experten hatten dies kommen sehen, doch nicht für alle ist dies ein Grund zur Sorge.

Bremen – Einige Wochen lang hatte sich die Corona-Situation in Deutschland ein wenig entspannt: Die Zahlen der Neuansteckungen waren rund sieben Wochen lang zurückgegangen, nachdem sie den Sommer über, während der Corona-Sommerwelle 2022, recht hoch angestiegen waren. Doch nun, pünktlich zum Herbst, der sich nach Ansicht einiger Experten zu einem Corona-Herbst entwickeln könnte, deutet sich eine Umkehr des Abwärtstrends an.

Corona in Deutschland: Zahlen steigen laut RKI wieder an

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) hatten sich die Zahlen sieben Wochen lang verringert, würden jetzt jedoch relativ stabil wieder zunehmen. Das RKI weist zudem darauf hin, dass die Zahlen nur bedingt aussagekräftig seien, da die Dunkelziffer nach Ansicht von Fachleuten weitaus höher liegen dürfte. Nicht jeder Infizierte lässt einen PCR-Test vornehmen. Nur diese fließen allerdings in die offizielle Statistik mit ein.

Dürften im Herbst wieder steigen: die Corona-Infektionszahlen in Deutschland. (Symbolfoto)
Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland steigen wieder. Der Abwärtstrend der letzten Wochen ist pünktlich zum Herbstbeginn vorbei. (Symbolfoto) © IMAGO / Lobeca

Auch die schweren Erkrankungen bei Covid-Infizierten hatten zahlenmäßig zuletzt abgenommen. Bei den Intensivpatienten zeichne sich nach dem Rückgang nun ein Stagnieren der Zahlen ab, was bedeuten könnte, dass sich die Richtung umdreht und die Zahlen auch hier bald wieder hochgehen könnten.

Neues Infektionsschutzgesetz kommt: Corona in Deutschland gewinnt wieder an Fahrt

Erst vor wenigen Tagen hatte der Bundesrat dem neuen Infektionsschutzgesetz zugestimmt. Es stammt maßgeblich aus der Feder von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP), die teilweise lange um die einzelnen Corona-Maßnahmen gerungen hatten. Es soll ab dem 1. Oktober 2022 bis zum 7. April 2023 gelten – und kommt damit offenbar genau zum richtigen Zeitpunkt, wie die Trendwende bei den Neuinfektionen andeutet.

Der Virologe Christian Drosten hält Maßnahmen wie das Tragen einer Maske in Innenräumen auch in diesem, dem inzwischen dritten Corona-Winter, für notwendig, wie er im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung erklärt. Der Experte rechnet noch vor Dezember mit einer starken Welle bei den Inzidenzzahlen. Zudem sieht er auch das Auftreten neuer Varianten als Gefahr. Das Risiko bestünde, dass diese wieder stärker krankmachen, wie es schon bei der Omikron-Variante BA.5 der Fall sei.

Corona-Winter vor der Tür: Virologe Drosten befürchtet in Deutschland viele Ausfälle

Drosten befürchtet, dass es zu vielen Ausfällen bei der Arbeit kommt, da die Menschen durch die stärkere Symptomatik länger ausfallen würden. Auch mit Impfung sei das seiner Ansicht nach der Fall, da die aktuell vorherrschende Omikron-Variante BA.5 sehr ansteckend sei. Im Sommer sei es durch diese Variante schon zu einem starken Anstieg der Infektionszahlen gekommen.

Er betont: „Allerdings haben wir BA.4 und BA.5 noch nicht im Winter erlebt, deshalb gehe ich von einer starken Welle aus“ und vermutet, dass die Menschen deshalb von alleine ihre Kontakte reduzieren werden. Eine Notwendigkeit für weitere Lockdowns sieht der Experte also nicht, obwohl er eher dem „Team Vorsicht“ zuzuordnen ist.

Virologe Streeck zu Corona in Deutschland: Womöglich könnte Welle im Corona-Herbst ausbleiben

Anders hatte sich sein Kollege Hendrick Streeck gegenüber dem Focus geäußert. Seiner Ansicht nach könne es auch gut sein, dass die befürchtete Welle in der kalten Jahreszeit ausbleibe. Seine Argumentation: In der Bevölkerung gebe es inzwischen einen recht hohen Immunschutz. Außerdem hätten die Menschen inzwischen gelernt, mit der Pandemie umzugehen. Beim Thema Eigenverantwortung ist er sich mit seinem Kollegen also einig. Bei der Beurteilung der Maßnahmen aus dem Infektionsschutzgesetz allerdings nicht. Viele seien seiner Ansicht nach „aus reiner Sorge“ getroffen worden.

Hausärzte halten Corona-Lage in Deutschland trotz steigender Zahlen für „aktuell gut beherrschbar“

Der Hausärzte-Verband äußert sich ähnlich. Die Corona-Lage sei „aktuell gut beherrschbar“, wie der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Samstag, dem 17. September, sagte. Auch er gehe zwar davon aus, dass die Infektionszahlen im Herbst wieder steigen. Allerdings sei die Ausgangssituation in diesem Jahr „viel besser“ als in den vorangegangenen Pandemiejahren.

„Zum einen führt die aktuell dominante Omikron-Variante zu deutlich milderen Verläufen, außerdem besteht in der Bevölkerung durch die Impfungen sowie durchgemachte Infektionen eine viel breitere Immunität“, erklärte Weigeldt und gibt daher auch grünes Licht für Restaurantbesuche oder Volksfeste, wie zum Beispiel das Oktoberfest, das inzwischen nicht nur in München, sondern auch in vielen anderen Regionen in Deutschland gefeiert wird.

Deutschland feiert im Herbst 2022 trotz Corona – Experten uneinig über die Auswirkungen

Dem widerspricht der Leiter der Sektion Klinische Infektiologie am LMU-Klinikum der Uni München, Johannes Bogner, allerdings entschieden: „Natürlich wird es dazu führen, dass eine Erhöhung der Fallzahlen auftreten wird“, sagte er gegenüber dem RND. „Es ist sehr gut dokumentiert, dass nach lokalen Ereignissen eine messbare Zunahme an Erkrankungsfällen zu Buche schlägt.“

Gerade jetzt, wo es wieder kälter und regnerischer wird, zieht es die Menschen natürlich wieder verstärkt in die Innenräume. Eine schwierige Ausgangssituation angesichts der möglichen Entwicklung von noch ansteckenderen Virusvarianten, wie zum Beispiel BJ.1. Die an die Omikron-Linie des Coronavirus angepassten Impfstoffe könnten ein Hoffnungsschimmer auf einen Winter mit wenig Einschränkungen durch Infektionsschutzmaßnahmen sein. Eine breite Impfkampagne ist ebenfalls Teil des neuen Infektionsschutzgesetzes.

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