FDA berät über BioNTech-Impfstoff für Kinder: Das sagt die Stiko

Die USA berät über Impfungen für Kinder unter 12 Jahren. Im November startet voraussichtlich eine Kampagne. Zieht Deutschland nach oder geht es seinen eigenen Weg?
Silver Springs - Die US-Arzneimittelbehörde FDA berät am Dienstag in einem Beratergremium über eine Notfallzulassung des Biontech-Impfstoffes bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren. Demnach scheint es nicht unwahrscheinlich, dass die USA zeitnah eine Impfkampagne für Kinder unter 12 Jahre starten werde. Auch in Europa hätten die Pharmaunternehmen Pfizer und Biontech bereits eine Zulassung für die entsprechende Altersgruppe für ihren Corona-Impfstoff beantragt. Wie wichtig kann die US-Entscheidung für Deutschland werden?
Expertengruppe | Ständige Impfkommission |
Standort | Robert Koch-Institut, Berlin |
Gegründet | 1972 |
Mitglieder | 18 |
Fall sich die Expertinnen und Experten für eine Impfkampagne bei Kindern entscheiden sollten, heißt das zwar noch nicht, dass die Entscheidung für die FDA auch binden sei, jedoch zeigt die Vergangenheit: In der Regel folgt die Arzneimittelbehörde ihren Fachleuten. Deshalb bereitet die US-Regierung bereits eine Lieferung von 15 Millionen Impf-Dosen an Kinderärzte, Kliniken und Apotheken vor, ein großer Schritt, für eine offiziell noch nicht beschlossene Sache.
Impfung für unter 12-Jährige: Stiko noch zurückhaltend
Anschließend müsse sich zudem die US-Gesundheitsbehörde CDC formell mit einer offiziellen Empfehlung befassen. In Deutschland zeigt sich die Stiko mit Blick auf die Vereinigten Staaten jedoch noch deutlich zurückhaltender: „Wir haben noch keine Datengrundlage für unsere Bewertung und Empfehlung“, sagt Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission.
Zunächst sei eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur wichtig, um als Stiko eine entsprechende Entscheidung zu treffen. Jedoch sei dies nicht der einzige Faktor: „Die Stiko hat die Daten aus der Zulassungsstudie zur Sicherheit und Wirksamkeit noch nicht gesehen und bewertet“, so Mertens. Nach eigenen Angaben des Unternehmens sei der Impfstoff von Binotech/Pfizer „gut verträglich“ für Kinder und erzeuge eine „starke Immunantwort“.
An der Studie, die zu diesen Ergebnissen führten, nahmen 2268 Kinder teil. Klar sei aber, dass eine solche Studie mit weniger als 3000 Probanden das Risiko seltener Nebenwirkungen nicht erfassen könne, erklärt Mertens.
Kinderimpfungen: Stiko will genaues Abwägen von Nutzen und Schaden
Zudem stellt sich in Sachen Impfkampagne für unter 12-Jährige immer wieder die Frage, wie sinnvoll sind Impfungen für Kinder gegen das Coronavirus? „Kinder haben eine sehr geringe Krankheitslast durch Sars-CoV-2. Es gilt deshalb, erwartbare positive Effekte und denkbare unerwünschte Wirkungen durch die Impfung sehr genau gegeneinander abzuwägen.“ Ein Bremer Kinderarzt erklärt, dass der beste Corona-Schutz für Kinder sogar die Impfung der Eltern sei.
Bereits bei 12- bis 17-jährigen habe sich diese Frage gestellt. Damals hatte die Stiko zunächst eine Empfehlung für chronisch kranke Jugendliche ausgesprochen. Mittlerweile für alle Kinder ab 12 Jahren. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn begrüßte damals die Empfehlung der Stiko. Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Björn Thümler (CDU) sprach sich für das Impfen ab 12 Jahren aus.
Stiko kündigt eigene Datenanalyse an
Die Stiko werde bei den fünf bis elfjährigen Kindern laut Mertens wieder eine eigene Datenanalyse durchführen, um eine Empfehlung aussprechen zu können. Sollte Deutschland also nachziehen, wenn die USA eine Impf-Empfehlung für Kinder unter 12 Jahren gibt? Die Situation in den USA ist laut Mertens nicht mit der in Deutschland vergleichbar: „Kinder dort erkranken offenbar deutlich häufiger schwer an Covid-19. Möglicherweise liegt das an dem dortigen Gesundheitssystem und dem höheren Anteil von Kindern mit Risikofaktoren, wie zum Beispiel metabolischem Syndrom oder schlecht eingestelltem Diabetes.“ * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.