Neue Omikron-Variante BF.7: Warum sie das Ende der Pandemie bedeuten könnte
Wenn sich im Winter die Omikron-Variante BF.7 gegen „Schwester“ BQ.1.1 durchsetzt, könnte die Corona-Pandemie in den endemischen Zustand übergehen. Welche Aussichten der neue Subtyp verspricht.
Berlin/Bremen – Zwei Varianten des Coronavirus nehmen derzeit an Fahrt auf. Der bereits bekannte Omikron-Subtyp BQ.1.1 mit dem Beinamen „Höllenhund“ und eine weiteren Unterform, die bislang noch nicht so stark öffentlich in Erscheinung getreten ist: Omikron BF.7. Zwischen den beiden läuft zurzeit sozusagen ein Wettlauf. Diejenige der beiden Omikron-Varianten, die sich durchsetzen kann, wird wohl den Verlauf des Winters bestimmten – und der würde jeweils sehr unterschiedlich ausfallen.
Neue Omikron-Variante BF.7 ähnelt dem im Sommer aufgetretenen Omikron BA.5
Ein Winter mit Omikron BF.7 wäre nach Ansicht des Berliner Virologen Christian Drosten der deutlich „bessere Fall“, wie er im Gespräch mit der Zeit sagt. Die Erklärung, warum er darauf hofft, dass Omikron BF.7 und nicht der Omikmron-Subtyp BQ.1.1 bald die dominante Variante wird, liefert er gleich mit: BF.7 sei Omikron BA.5 sehr ähnlich, gegen das ein Großteil der Bevölkerung bereits immun sei, da sie für viele Infektionen während der sogenannten Sommerwelle 2022 verantwortlich war. Mit Omikron BF.7 „käme dann eine sanfte Winterwelle“, so Drostens Einschätzung. Es könne sogar die Chance sein, dass die Pandemie in einen endemischen Zustand übergehe.
Neue Omikron-Variante BF.7: Im Vergleich zu Omikron BQ.1.1 der „bessere Fall“ für den Winter

Der Grund dafür, dass die Verlaufskurve in einem Winter mit Omikron BF.7 nicht so stark ausfallen würde wie in den Jahren zuvor, liegt für den Virologen darin, dass die Menschen, die im Sommer an Omikron BA.5 erkrankt sind, noch einen gewissen Immunschutz gegen diese Ausprägung des Virus haben. Nach ein paar Monaten sei man zwar bereits wieder ein bisschen empfänglicher für eine Reinfektion. Doch oftmals könnte die durch die Krankheit erworbene Abwehr ausreichen, um eine Ansteckung mit der Omikron-Variante BF.7 zu verhindern.
Impfungen schützen gegen Omikron-Varianten: BQ.1.1 kann Immunschutz leichter umgehen als Omikron BF.7
Dazu kämen laut Drosten die Impfungen, die mit den an Omikron angepassten Vakzinen auch gegen diese Unterformen des Virus schützen und damit die Gesamtzahl der schweren Verläufe und Todesfälle abgefedert hätten. „Nicht ein weniger krank machendes Virus hat die Omikron-Welle so viel milder gemacht, sondern die Impfung“, betont Drosten gegenübner der Zeit noch einmal die Bedeutung der Impfung in der Bekämpfung der Pandemie.
Mit Omikron BQ.1.1 statt BF.7 als vorherrschender Variante könnte der Winter „noch einmal schwierig werden“
Bei der Virusvariante Omikron BQ.1.1, die ebenfalls auf dem Vormarsch ist, ist die Lage hingegen eine andere: Denn der „Höllenhund“ BQ.1.1 ist nicht nur hochgradig ansteckend und offenbar resistenter gegen eine Behandlung mit antiviralen Medikamenten, ihm gelingt es auch verstärkt, sich dem Immunschutz durch eine Impfung oder eine überstandene Covid-19-Erkrankung zu entziehen. Sollte sich BQ1.1 durchsetzen und nicht Omikron BF.7, dann könnte laut Drosten „der Winter noch einmal schwierig werden“.
Deutschland zwischen Omikron BQ.1.1 und BF.7: Drosten sieht in vergangenen Wellen „Zeichen für das kommende Ende der Pandemie“
Generell ist der Virologe aber eher vorsichtig optimistisch, was den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie angeht – denn in seinen Augen gebe es derzeit viele Zeichen, dass sich die Lage entspanne. Die Dynamik der letzten Corona-Wellen im Sommer und im Herbst lasse sich so deuten, dass die Lage für das Virus prekär werde. Denn es flachte auch ohne Schutzmaßnahmen wie eine allgemeine Maskenpflicht oder Lockdowns meist relativ schnell wieder ab. Die dynamische Abfolge verschiedener Wellen sei für ihn „das Zeichen für das kommende Ende der Pandemie“, konstatiert Drosten.
Omikron BQ.1.1 und XBB: Kommt es noch einmal zu gefährlicheren Mutationen?
Mit einer wirklich bösen Überraschung in Form einer gefährlicheren Variante von Sars-CoV-2 als den aktuell verbreiteten BF.7, BQ.1.1 oder XBB rechnet der Berliner Forscher kurzfristig nicht. Das Virus habe sich seiner Ansicht nach „festgefahren“, was die Mutationsmöglichkeiten angeht. Alle diese Formen haben sich aus der Omikron BA.5-Variante gebildet. „Das Virus kann an vielen Stellen in seiner Evolution nicht mehr ohne Weiteres zurück“, erklärt Drosten uns statuiert. Das Coronavirus könnte nicht mehr – so wie noch zuvor – mit ein paar Mutationen das Spiel komplett drehen.
China bereitet Sorge im Hinblick auf gefährlichere Mutationen
Um in Sachen Gefährlichkeit doch noch wieder zuzulegen, bräuchte das Virus „eine Art Revolution, durch erneute massive Verbreitung irgendwo auf der Welt“. Die Sorge des Virologen gilt daher auch China mit seiner Null-Covid-Strategie, die sich vollkommen davon unterscheidet, wie der Umgang mit dem Corona-Virus überall sonst gehandhabt wird. „Weltweit ist die Immunität recht homogen verteilt, in Industrieländern durch Infektion auf dem Boden der Impfung, in ärmeren Ländern sogar durch mehrfache Infektion der Bevölkerung. In China jedoch ist das nicht der Fall.“
Virus könnte noch einmal in eine andere Richtung mutieren als BQ.1.1 oder BF.7
Trotz Lockdowns, täglichen Massentests, strenger Kontrolle, Kontaktverfolgung und Zwangsquarantäne sind die Infektionszahlen in China zuletzt wieder stark gestiegen. Das könne laut Drosten der Boden sein, auf dem das Coronavirus im Hinblick auf Mutationen noch einmal eine ganz andere Richtung einschlagen könne, als die, die sich jetzt allgemein, auch mit BQ.1.1 und BF.7, abzeichneten.